30.05.2011 Alter: 13 Jahr(e)
Katego­rie: Unfall, Feuer­wehr

Von: Richard Reu­ters
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Dorf­platz wg. Explo­si­ons­gefahr abge­riegelt

Heute Nach­mit­tag kam es auf dem Dorf­platz zu einem Zwi­schen­fall am Schad­stoffmobil. Der Dorf­platz wurde von der Polizei wei­t­räu­mig abge­sperrt und die Anwoh­ner auf­ge­fordert, die Häu­ser auf­zu­su­chen und Fens­ter und Türen geschlos­sen zu hal­ten.

Kurz vor 15 wur­den Polizei und Feuer­wehr alarmiert, da es zu einem Zwi­schen­fall im Schad­stoffmobil auf dem Dorf­platz gekom­men war.

Der Dorf­platz wurde von der Polizei sofort wei­t­räu­mig abge­sperrt und die Anwoh­ner wur­den auf­ge­fordert, die Häu­ser auf­zu­su­chen, sowie Fens­ter und Türen geschlos­sen zu hal­ten.

Zur Zeit hält die Lage noch an. Sobald Neues in Erfah­rung zu brin­gen ist, wer­den Sie hier informiert.

Update 16:30 Uhr:

Die Lage ist unve­r­ändert. Inzwi­schen hat die Stadt Umlei­tun­gen ein­ge­rich­tet.

Nach Informa­tio­nen hat ein Mit­bür­ger Mate­rial im Schad­stoffmobil abge­ge­ben. Dar­un­ter befand sich laut Selbs­t­aus­kunft des Mit­bürgers eine kleine Fla­sche mit einer ein­ge­trock­ne­ten Flüs­sigkeit. Die Mit­arbei­ter des Schad­stoffmobils stuf­ten den Inhalt der Fla­sche - ein­ge­trock­nete Pik­trinsäure - als hoch­e­xplo­siv ein. Nach Rück­spra­che mit ihrem Vor­ge­setz­ten alarmier­ten sie dar­aufhin Polizei und Feuer­wehr. 

Zur Zeit war­tet man auf Spe­zia­lis­ten des Landes­krimi­nal­am­tes, die die Fla­sche, die noch auf dem Annah­me­t­re­sen des Schad­stoffmobils steht, sichern und abtranspor­tie­ren soll.

Update 19:00 Uhr:

Die Aktion ist been­det. Gegen 18 Uhr trafen die Spe­zia­lis­ten des LKA ein. Ein Mit­arbei­ter bet­rat rund 15 Minu­ten spä­ter mit einer Schutz­weste das Schad­stoffmobil, um die Fla­sche näher zu unter­su­chen. Es stellte sich her­aus, dass die Fla­sche nicht mit dem ver­mu­te­ten hoch­e­xplo­siven Stoff gefüllt war, sondern zum Glück eine weni­ger gefähr­li­che Flüs­sigkeit ent­hielt. Die ört­li­che Polizei betonte, dass man auch nach Mei­nung des LKA völ­lig rich­tig und ver­antwor­tungs­voll gehandelt habe. Die ursprüng­l­ich ver­mu­tete Flüs­sigkeit hätte eine durch­aus große Explo­sion herbei füh­ren kön­nen.

Seit ca. 17:45 hat der WDR Auf­nah­men für die "Lokalzeit aus Aachen" gemacht, die heute abend gesen­det wer­den sol­len.

Nach­trag: Pik­trinsäure

Bei Pikrinsäure handelt es sich um einen gel­ben, kri­s­talli­nen Fest­stoff, der im tro­cke­nen Zustand explo­si­ons­gefähr­lich ist und auf Reibung, Erwär­mung und Schlag rea­gie­ren kann.

Pikrinsäure und ihre Salze (Pik­rate) sind gif­tig. Bereits die Auf­nahme von 1 bis 2 g in den mensch­li­chen Körper kann schwere Ver­gif­tungs­er­scheinun­gen hervor­ru­fen. Der Stoff kann auch über die Haut auf­ge­nom­men wer­den. Behält­nisse, die Pikrinsäure ent­hal­ten, soll­ten nur mit flüs­sigkeitsdich­ten Hand­schuhen ange­fasst wer­den. (Aus­zug aus dem Merkblatt "Ein­satz­lage Pik­trinsäure" des ABC-Ein­satzhandbu­ches)

Pik­trinsäure ist vielleicht noch aus Nach­rich­ten der ver­gan­ge­nen Jahre bekannt, als es zu Spreng­stoff­alar­men an einigen Schulen kam. Pik­trinsäure wird dort für bio­logi­sche Expe­ri­mente genutzt. Bei fachge­rech­ter Lage­rung, d.h. feucht, ist diese ungefähr­lich. In getrock­ne­tem Zustand wird diese jedoch hoch­e­xplo­siv.

So ist Pik­trinsäure für eine der größ­ten nichtnu­klea­ren Explo­sio­nen der Welt­ge­schichte ver­antwort­lich. Am 6. Dezember 1917 kollidierte der franzö­si­sche Muni­ti­ons­frach­ter Mont Blanc in Hali­fax mit dem nor­wegi­schen Schiff Imo. Bei der Kolli­sion geriet die Mont Blanc in Brand und explodierte. Die Mont Blanc hatte unter ande­rem 2300 t explo­sive Pikrinsäure gela­den.

Bei dem Unglück wur­den min­des­tens 1635 Per­so­nen getö­tet und viele Tausend weitere ver­letzt. Die Explo­sion war so gewal­tig, dass sie eine Flutwelle und hef­tige Erder­schütte­run­gen aus­löste, wäh­rend die enorme Druckwelle Bäume ent­wur­zelte, Eisen­bahn­schie­nen ver­bog und zahlrei­che Gebäude zer­störte, deren Trüm­mer über Hunderte von Metern weg­ge­schleudert wur­den.

Die ers­ten Ein­satzkräfte treffen gegen 15 Uhr ein
Der Dorf­platz wird von Polizeifahrzeugen blo­ckiert
Das Schad­stoffmobil mit der gefähr­li­chen Fracht
Gegen 16:10 Uhr sperrt die Stadt den Dorf­platz
Seit 17:45 Uhr filmt der WDR für die "Lokalzeit aus Aachen"
18:20 Uhr: der Kampf­mit­telrä­umdi­enst das Schad­stoffmobil
... mit Schutz­weste und unter­sucht die Fla­sche
Einige Minu­ten spä­ter ist die Aktion schon been­det
Nach kurzer Besprech­nung löst sich die Ein­satz­truppe auf
Die Ein­satzfahrzeuge
und das Schad­stoffmobil ver­las­sen den Dorf­platz