Heute vor 100 Jahren: Mobilmachung
Aus der Chronik der Bürgermeisterei Ederen (1914):
»Am 28. Juni 1914 wurde der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz FerdinandErzherzog Franz Ferdinand mit seiner Gemahlin anläßlich einer Truppenschau in Sarajewo auf der Straße von einem jungen Serben erschossen. Da Serbien die von Österreich-Ungarn verlangte Genugtuung nicht leisten will, erklärt Österreich am 25. Juli 1914 an Serbien den Krieg. Viele glauben, daß auch Deutschland in diesen Krieg verwickelt werden könnte, da Rußland für Serbien eintritt. Die Spannung wächst täglich. Ernteurlauber werden in ihre Garnisonen zurückberufen. Wegen der drohenden Kriegsgefahr wurde am 31. Juli 1914 das deutsche Reichsgebiet in Kriegszustand erklärt. Geschlossene Briefe werden nicht mehr befördert. Der öffentliche Fernsprecher im Orte darf nicht mehr benutzt werden. Wird der Krieg sich noch vermeiden lassen! Am 1. August 1914 wurden die ersten Mannschaften (Landsturmleute II. Aufgebot) telegraphisch einberufen. Die Bevölkerung scheint nervös zu werden, besonders die Frauen.
Sie kaufen Kolonialwaren in größeren Mengen ein. Am liebsten kaufen sie Salz, welches in 2 Tagen 100 bis 150 Prozent im Preise gestiegen ist. Einige ängstliche Menschen wollen kein Papiergeld mehr in Zahlung nehmen.
Heute, den 1. August 1914, Nachmittags 6 Uhr, erfolgte die Mobilmachung. Mit einmal ist alle Ungewißheit verschwunden. Die unerträgliche Spannung ist aufgehoben. Mit feierlichem Ernst und mutiger Entschlossenheit ist die Mobilmachung vom Volke aufgenommen worden.
Der Mobilmachungsbefehl lautet:
Wir bestimmen hiermit:
»Das deutsche Heer und die Kaiserliche Marine sind nach Maßgabe des Mobilmachungsplanes für das deutsche (Reichs)Heer und die Kaiserliche Marine kriegsbereit aufzustellen. Der 2. August 1914 wird als erster Mobilmachungstag festgesetzt.«
von Bethmann Hollweg, Wilhelm J. R.Wilhelm J. R. von Bethmann Hollweg
Der erste Mobilmachungstag war ein Sonntag. Viele Landsturmleute wurden an diesem Tage schon einberufen. Die Züge fahren unregelmäßig. Die Landsturmleute finden bei der Bewachung von Bahnhöfen, Bahnübergängen, Brücken und Kunstbauten Verwendung. Durch Verfügung der Regierung in Aachen wurden bis auf Weiteres sämtliche Schulen des Bezirks geschlossen. Am 3. August 1914 brachten die Landwirte ihre Pferde nach Aldenhoven zur Musterung und wurden die brauchbaren Tiere vom Staate angekauft und nach Köln abtransportiert. Am gleichen Tage erfolgte die Einberufung der jüngeren Jahrgänge der Reservisten.«
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