Ein Win­ter­a­bend 1950

Anni DerichsDerichs, Anni (heute Oellers) besucht im Jahre 1950 die Volks­­­­­schule Ede­ren. Der Leh­­­rer hat eine Haus­aufgabe zum Thema "Ein Win­ter­a­bend" auf­­­ge­ge­­­ben. Lesen wir, was Anni vor 67 Jah­ren in vor­­­weih­nach­­t­li­cher Zeit dazu schrieb:

Ede­ren, den 20.12.1950

Ein Win­ter­a­bend

Still ist es auf den Straßen des Dor­­­fes gewor­den. Ein grauer, wol­kenbe­­de­ck­­­ter Win­ter­himmel wölbt sich über der Erde. Im Lampen­­­schein glitzert der reine Schnee, und seine unzäh­l­igen Eiskri­s­talle fun­keln wie winzige Edel­­­steine. Am Kreuz vor­­­bei, das seine grauen, schnee­­­­­be­­­stäub­­­ten Stein­arme zum Himmel hebt, führt der Weg ins Dorf hin­ein.

Hei, wie der Wind pfeift! Schn­ei­dend und hef­­­tig fährt er daher, daß die Wol­kenschleier im Fluge davon jagen. Wie gemüt­­­lich mag es doch jetzt in den Zimmern und Stu­­­ben sein, aus denen hel­les Licht auf die Straße fällt. Ob alle Men­­­schen ein war­­­mes Heim besit­­­zen? Und ob die Men­­­schen da drin­­­nen an die Not so vie­ler Mit­­­­­men­­­schen den­ken?

Mit­­­­­ten im Dorf ragt der lichter­­­glänzende Tan­­­nenbaum. Seine dun­kel­grü­­­nen Zweige, die sich im Wind heben und sen­ken, schei­­­nen zu mah­­­nen: "Weih­nach­­­­­ten ist nah, das Fest der Liebe und des Friedens. Ver­­­giß auch du es nicht!"