Die Anfänge des Fußballspielens

In der Mitte des 19. Jahrhunderts ver­such­ten in Deutsch­land die Bür­ger die Fes­seln der obrigkeit­li­chen Ord­nung zu lockern. Damit ein­her ging die Gründung von Ver­ei­nen, was bis zu die­sem Zeit­punkt oft ver­bo­ten wurde. Zunächst fan­den sich Män­ner zum Sin­gen und Musi­zie­ren zusam­men. Aber schon bald hatte man auch den Sport ent­deckt.

Das Fuß­ball­spiel hatte sich wäh­rend die­ser Zeit schon in Eng­land zur Beliebt­heit der Bevöl­ke­rung ent­wi­ckelt. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dann diese Sport­art auch in Deutsch­land und ande­ren euro­päi­schen Staa­ten ent­deckt und führte zur Gründung von Fuß­ballver­ei­nen, die aber doch noch von der Ver­wal­tung sehr streng überwacht wur­den. Mit der Schaffung des seit 1900 in Kraft getre­te­nen Bürger­li­chen Gesetzbu­ches wur­den die Ver­eine neu geregelt. Den Ver­ei­nen wurde mehr Freiheit zuge­stan­den. Eine Welle von Gründun­gen war die Folge. Auch das Jüli­cher Land wurde vom Fuß­ballfieber erfasst. Im dama­ligen Kreis Jülich grün­de­ten sich z. B. Teu­to­nia Alden­hoven 1905, Fran­ko­nia Broich 1906, FC Rurdorf 1906, Vik­to­ria Geve­nich 1907, Salingia Bar­men 1908, Germa­nia Kirchberg 1909.

Die Gründung eines Fußballklubs in Ederen

Das Gründerhaus
Das Gründerhaus Syberichs in der Brunnenstr 13. um die Jahrhundertwende, damals Gastwirtschaft und Colonialwarenhandlung.
Die Gründer des SC 1910 Ederen
Von links: Konrad Cremer, Josef Koch, Josef Lamersdorf. Nicht auf dem Bild die weiteren Gründer Josef Peters, Jakob Bendels, Edmund Cremer, Leonard Cremer.

Es war also an der Zeit dem Bei­spiel die­ser Dörfer zu folgen. Am 5. Mai 1910, am Himmel­fahrts­tag, trafen sich 7 junge Män­ner aus Ede­ren im Lokale Sybe­richsSybe­richs in der Pütz­straße (jetzt Brun­nen­straße 13), um einen Fuß­ballver­ein zu grün­den. Sie ließen von ihrem Vor­ha­ben nicht ab, obwohl zu die­ser Zeit Gesprächs­stoff in ganz Deutsch­land nur der Hal­ley­sche Komet war, der mit langem Schweif die Erd­bahn über Deutsch­land durch­eilte. Man rau­nte er würde Krankheit brin­gen.

Die Grün­der aus den Jahrgän­gen 1893, 1894, und 1895 gaben dem Ver­ein den Namen FC Vic­to­ria Ede­ren. Einen Ball hatte man bereits besorgt, mit dem Spiel­­be­trieb konnte des­halb sofort be­gon­nen wer­den.

Ein Spiel­platz mit Toren fehlte noch. Auf freien Rasen­plät­zen, Wei­den ohne Baum­­be­stand und Kleefel­dern wurde ein Spiel­feld abge­steckt und dort mit Freude und Eifer gespielt. Echte Kame­r­adschaft und ein geein­ter Wille waren die Vor­aus­­setzung für das Gelin­gen und bil­de­ten ein unum­stöß­l­i­ches Funda­ment.

Nach kurzer Zeit beka­men die Grün­der Zuwachs aus den Jahrgän­gen 1896 und 1897, so dass eine Mannschaft mit elf Spielern auf­ge­stellt wer­den konnte. Fuß­­ball­freunde aus Sette­rich und Rurdorf - diese Orte hat­ten einige Jahre früher einen Ver­ein gegrün­det - ver­mit­tel­ten den Ede­re­ner Spielern Regel­kennt­nisse und gaben Anlei­tun­gen bei den Übungs­spie­len.

Cre­mer, Konrad Koch, Josef Lamersdorf, Josef  Peters, Josef Ben­dels, Jakob Cre­mer, Edmund Cre­mer, Leo­nardBald waren die Edere­ner Spie­ler selb­­stän­dig gewor­den. Ihr Sportsgeist und die Freude am Fuß­ball­spiel räum­ten auf­tre­­tende Schwie­rigkei­ten schnell hin­weg. Denn Wider­­stand gegen das Fuß­ball­spiel gab es damals noch genug. Nur wenige Leh­rer an den Dorf­schulen hat­ten den Wert des gemein­sa­men Spieles erkannt und in den Sport­un­terricht auf­ge­nom­men. An den höhe­ren Schulen war das Fuß­­ball­spiel ver­pönt, man sprach dort von "Fußlümme­lei" und "Eng­li­scher Krankheit". Der Deut­sche Fuß­ball­bund hatte sich schon im Jahre 1900 gegrün­det und die Zustän­digkei­ten auf Lan­des- und Regio­nal­ver­bände auf­ge­teilt; für Ede­ren war der Westdeut­sche Landesver­band zustän­dig. Der FC Vic­to­ria Ede­ren trat in den ers­ten Jah­ren die­sem Ver­band noch nicht bei, wahr­­schein­lich des­wegen, weil die Jun­gen noch nicht alt genug waren, um einen rechtsfähigen Vor­stand zu stel­len.

Konrad Cremer
Vorsitzender 1920 - 1937

Man traf münd­li­che Spielver­einba­run­gen und spielte zwang­los mit den benach­­bar­ten Ver­ei­­nen. Es wurde eif­rig und ehrgeizig gespielt, obwohl keine Meister­schaft zu errin­gen war.

Der Ver­ein bekam immer mehr Zuwachs und war spiele­risch gut vor­ange­kom­men. Einige dem Ver­ein nicht beige­tre­tene Dorfjun­gen grün­de­ten einen weite­ren Fuß­­ballver­ein in Ede­ren. Sie gaben dem Ver­ein den Namen "Einigkeit". Das erste Spiel bes­tritt die "Einigkeit" gegen den FC Vic­to­ria. Als der FC Vic­to­ria die­ses Spiel mit 23 : 0 gewann, war es mit der Einigkeit vor­bei, und deren Spie­ler wech­sel­ten anschließend zum FC Vic­to­ria.

Sport­li­che Betä­tigun­gen wäh­rend des ers­ten Welt­krieges 1914 - 1918 sind nicht bekannt. Man geht davon aus, dass nur wenige junge Spie­ler nicht zum Mili­tär ein­gezogen wur­den, und ein Spiel­be­trieb des­halb nicht mög­lich war. Nach dem ers­ten Welt­krieg trat der Ver­ein unter dem neuen Namen "Sportclub 1910 Ede­ren" dem Westdeut­schen Spiel­ver­band bei. Der genaue Zeit­punkt ist nicht bekannt.

Erste Vor­sitzende waren 1915 - 1919 Josef Cre­merCre­mer, Josef, 1919 - 1920 Edmund Cre­merCre­mer, Edmund, 1920 - 1937 Konrad Cre­merCre­mer, Konrad. Alle drei Cre­mer Brüder spiel­ten mit einem weite­ren Bruder namens Chris­tianCre­mer, Chris­tian in der 1. Mann­schaft.

Beim Aufstieg in die B-Klasse im Jahr 1926
Ederener Gesellschaft beim Aufstieg 1926 in die B-Klasse mit Spielern des SC Ederen - wahrschein­lich in der Nähe des ersten Fußballplatzes im "Brüchelchen - Kauche Kämpche" entstanden. Es sind etwa 150 Personen auf dem Bild; die Ederener Spieler sind an den gestreiften Trikots zu erkennen.
Die 1. Mannschaft des SC Ederen im Jahr 1918
Von links: Reuters Franz, Lamersdorf Josef, Cremer Konrad, Schippers Franz, Syben Jakob, Cremer Josef, Cremer Edmund, Lenzen Johann, Esser Josef, Syben Leo, Cremer Christian, Offermanns Heinrich, Koch Josef. Man beachte die mit Balken und Latten zusammen geschraubten Tore!
Der SC Ederen wird Kreismeister 1930
Von links: Syben Hubert, Peters Franz, Esser Heinrich, Syben Wilhelm, Spelthann Josef, Nolden Heinrich, Mandelartz Leo, Esser Leo, Thelen Josef, Pelzer Josef, Fest Hubert.

Konrad Cre­merCre­mer, Konrad, geboren 1895, war demnach 25 Jahre alt, als er den Vor­sitz über­nahm und unun­ter­bro­chen 17 Jahre behielt. Er ist der Vor­sitzende mit der längs­ten Dienst­zeit.

Konrad Cre­mer war nicht nur ein guter Spie­ler, sondern auch ein rüh­ri­ger Vor­sitzen­der. Er wusste die Jugend zu be­geistern und an das Fuß­ball­spie­len heran zu füh­ren. 1926 wurde dann in der C-Klasse die Meis­ter­schaft erkämpft und somit der Auf­stieg in die B-Klasse errun­gen.

Reu­ters, Franz Lamersdorf, Josef Cre­mer, Konrad Schip­pers, Franz Syben, Jakob Cre­mer, Josef Cre­mer, Edmund Len­zen, Johann Esser, Josef Syben, Leo Cre­mer, Chris­tian Offermanns, Heinrich Koch, Josef Syben, Hubert Peters, Franz Esser, Heinrich Syben, Wilhelm Spelt­hann, Josef Nolden, Heinrich Mandel­artz, Leo Esser, Leo The­len, Josef Pelzer, Josef Fest, HubertViele Kin­der und Jugend­li­che, aber auch etli­che Erwach­sene haben sich mit den Spielern des SC 1910 Ede­ren zu einem Foto zusam­men­ge­stellt. Es sind etwa 150 Per­so­nen. Die Spie­ler sind an den gestreif­ten Tri­kots zu erken­nen. Die Auf­nahme wurde im "Brüc­hel­chen" ge­schos­sen. Dort spielte man zu die­ser Zeit Fuß­ball.

Das Fuß­ball­spie­len hatte in Ede­ren jetzt rich­tig Fuß gefasst. Nach­dem im Jahre 1926 zum ers­ten Male eine Meis­ter­schaft erkämpft wor­den war, gelang es dem SC Ede­ren im folgen­den Spieljahr wiederum auch in der B-Klasse die Spitze ohne jeden Punkt­ver­lust zu errei­chen.

Der Auf­stieg in die A-Klasse musste mit Geve­nich und Selgersdorf aus­ge­spielt wer­den. Ede­ren konnte sich gegen die Mit­bewerber durch­set­zen und hatte damit den Auf­stieg geschafft.

Auch in der A-Klasse spielte der SC schon im ers­ten Jahr um einen Spitzen­platz. Der grosse Wurf gelang dann 1930: der SC Ede­ren 1910 wurde Meis­ter vor Jülich 1910 und Vik­to­ria Koslar. Der SC war Kreis­meis­ter und stieg in die Bezirks­klasse auf!