Die Ederener Obstwiesenfreunde
Unsere Anfänge
Wir sind ein lockerer Kreis von Obstwiesenfreunden, darunter Profis wie Obstbaumwartin und Landschaftsgärtner, die mit viel Spaß an der Sache dabei sind. Wir setzen uns dafür ein, dass die alten Obstbäume erhalten bleiben. Einige von uns haben bereits neue angepflanzt und private Nachahmer gefunden, die auch dabei sind, neue Obstwiesen anzulegen.
Die Idee zur Gründung unserer "AG Obstwiese" entstand im Januar 2011 bei der "Dorfkonferenz", die ,unterstützt durch die "Interessengemeinschaft Ederener Runde", den Grundstein für zahlreiche Akltivitäten gelegt hat.
Ausgerüstet mit fachlichen Anregungen der Biologischen Station Düren mit Blick auf die Lage unserer Obstwiesen im Geschützten Landschaftsbereich und Fördermöglichkeiten bei Neuanpflanzungen treffen wir uns seither regelmäßig, um Ideen konkret umzusetzen.
Unsere Projekte
Im Oktober 2011 feierten wir ein mittlerweile schon "legendäres" Obstwiesenfest, das fast das ganze Dorf in unser idyllisches "Brüchelchen" lockte. Fleißige Helfer hatten Äpfel gespendet, gepflückt oder als Fallobst mitgebracht. Diese erste Aktion erbrachte knapp dreihundert Liter Apfelsaft, den wir im Beisein Aller in reiner Handarbeit einen ganzen Sonntag lang in einer "Bilderbuch-Obstwiese" am Rande des Dorfes kalt gepresst und ausgeschenkt hatten. Versteht sich, dass das Fest mit Kaffee, Kuchen und strahlendem Sonnenschein abgerundet wurde.
Ein Obstbaumschnittkurs (für junge und alte Bäume) der Biologischen Station Düren folgte im November 2011. Auch da hatten wir rege Teilnahme; in den Folgejahren wurden weitere gut besuchte Schnittkurse vom Landschaftsgärtner aus unseren eigenen Reihen durchgeführt.
Seit 2013 pressen wir jährlich, zusammen mit der mobilen Obstpresse des BUND, Saft aus eigenen Äpfeln und Birnen – direkt auf dem Dorfplatz. Das ergibt jeweils über 2.000 Liter besten Obstsaft, der beim Pressen bereits schonend erhitzt und somit haltbar gemacht wird. Unsere Kindergartenkinder waren voller Begeisterung mit dabei und machen bestimmt auch in den kommenden Jahren wieder mit!
Ende 2014 organisierten wir einen Informationsabend der „Stiftung Rheinische Kulturlandschaft“, auf dem der Biologe P. Haasenleder über den Erhalt der bäuerlich geprägten Kulturlandschaft referierte und Möglichkeiten zur Nutzung von Ausgleichs- und Ersatzflächen aufzeigte. Beispielhaft wurde eine Obstwiese in Schophoven besichtigt, die von der Stiftung angelegt wurde. In Folge wurden Flächenangebote von Eigentümern gesammelt, die ihre Obstwiesen nicht mehr selbst pflegen möchten oder können.
Unser aktuelles Projekt ist eine neue Obstwiese am alten Bahnhof. Die bisher ungenutzte Wiese wurde von der Stadt Linnich gepachtet und wird nun von uns zur 2000 qm großen Obstwiese umgewandelt, auf der verschiedene alte regionale Sorten Platz finden. So wie es die Zeit erlaubt, wird die Wiese Schritt für Schritt mit Sträuchern und einer Benjeshecke umrandet. Damit knüpfen wir an die Obstwiese an, die die fleißigen Helfer der Ederener Runde bereits vor zwei Jahren gleich gegenüber angelegt hatten, und damit Vorreiter waren. So entsteht ein 120 Meter langer zusammenhängender Obstwiesengürtel am Ortsrand.
Streuobstwiesen, von denen es in Ederen noch erfreulich viele gibt, gehören heute zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas. Sie wurden durch die Intensivierung der Landwirtschaft und durch Siedlungsbau in den letzten Jahrzehnten stark dezimiert. Streuobstwiesen hatten früher eine große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und ökologische Bedeutung, die es auch heute zu erhalten gilt. So ist die Neuanlage eines solch breiten Streuobstwiesengürtels besonders wertvoll.
Unsere Ziele
Wir versuchen mit solchen Aktionen mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:
Das Obst verfault nicht mehr, unsere Bäume schneiden wir selber, und, ganz wichtig: Unsere Kinder lernen, dass auch abgestorbene Bäume wertvoll sind als Lebensraum für Steinkäuze, Eulen, Fledermäuse & Co und dass Äpfel nicht im Supermarkt wachsen!
Damit lenken wir den Blick auch auf noch eher wenig beachtete "Schätzchen" in unserer Gemarkung: Zwei seit Jahrzehnten verwilderte Obstwiesen, die diversen Schmetterlingsarten Schutz bieten, und, so hört man, auch einen Dachs beherbergt haben sollen.
Sicher ist es gerade für die Ordnungsliebenden unter uns mitunter befremdlich, solche "Wildnisinseln" inmitten streng geordneter Feld- und Wiesenlandschaft zu schätzen.
Aber wir hoffen, langfristig ein Gefühl für den Wert solcher ökologischen Nischen zu erwecken und damit nicht nur die teils recht rabiate Rodung der Weißdornhecken rund um unseren Obstwiesengürtel zu bremsen. Ein - laut hiesiger Bezeichnung - alter "Grauapfel"baum fiel leider jüngst der Attacke eines landwirtschaftlichen Mähgerätes zum Opfer. Es war beileibe nicht der erste alte Obstbaum, dem es so erging ...
Ideen für 2018
- Wir planen, eine Rezeptesammlung zu Gerichten aus Äpfeln und Birnen zu erstellen.
- Eine Kartierung des vorhandenen Obstbaumbestandes ist in Planung.
- Noch gibt es alte Sorten wie Schafsnasen, Renetten, doppeltes Aachener Hausäpfelchen im Ederener Wiesengürtel.
Diese Raritäten wollen wir (mit Hilfe unserer Fachleute) auf neue Unterlagen veredeln, um den Bestand zu sichern.
Zu tun gibt es also genug, hoffen wir, dass uns das alles auf lange Sicht gelingt!
Von Beate Mandelartz und Richard Reuters
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