Die Geschichte der Bäckerei Zander / Schreiber

Die Bäc­ke­rei Zan­der ist ein alter Famili­en­be­trieb und blickt auf meh­rere Gene­ra­tio­nen zurück.

Ihr Grün­der, Zan­der, FranzFranz Zan­der, der Sohn einer Bäc­kerfa­milie mit Land- und Gast­wirt­schaft wurde zwi­schen 1850 und 1855 geboren. Nach sei­ner Mili­tärzeit hei­ra­tete er Nel­les, AgnesZan­der, AgnesAgnes Nel­les aus Bourheim und machte sich 1885 selb­stän­dig. Mit sei­ner Frau erwarb er ein Grund­stück in Ede­ren (Aache­ner Ende 6), wo die Bäc­ke­rei heute noch besteht.

Bäckerei Zander, Ederen, um 1905.
Personen: Grete Zander, Franz Zander, Agnes Zander geb. Nelles und Anna Zander.

Beide Söhne des Gründers erlern­ten das Bäc­k­er­hand­werk. Zan­der, HubertHubert Zan­der der ältere, geb. 1892, grün­dete in Eschweiler eine Bäc­ke­rei. Zan­der, JohannJohann Zan­der der jüngere, geb. 1896, blieb im elter­li­chen Betrieb tätig. Er hei­ra­tete 1923 Del­vos, AgnesAgnes Del­vos aus Lin­nich und über­nahm noch im sel­ben Jahr, nach dem Tode des siebzigjäh­rigen Vaters, mit sei­ner Frau den Betrieb.

Ihre Auf­bau­arbeit und Anfangs­zeit war sehr hart, da der Ver­di­enst zu die­ser Zeit sehr gering war. Wäh­rend der Infla­ti­ons­zeit, in der die Leute ohne Arbeit und ohne Geld waren, erlebte der Lohnback seine Blüte. Die Bevöl­ke­rung stellte ihren Brotbedarf zu der dama­ligen Zeit selbst her. Sie brach­ten ihr Weißbrot, Mischbrot und den Blechku­chen nur zum Abba­cken in die Bäc­ke­rei.

Der Bäc­ker bekam für 2 runde, 2 eckige Ble­che oder für 2 Brote 15 Pfg., spä­ter jedoch nur 10 Pfg. Das Schwarzbrot wurde aber vom Bäc­ker selbst geba­cken.

Die Kun­den brach­ten das Rog­gen­korn zum Mül­ler, die­ser wiederum mahlte es Ihnen gegen ein gerin­ges Ent­gelt und brachte das gemah­lene Korn als Rog­genschrot zum Bäc­ker. Jeder Kunde, der über den Mül­ler sein Schrot zum Bäc­ker brachte, erhielt Wert­scheine für ein 6 Pfd. Brot. Der Back­lohn wurde wiederum mit Mehl bezahlt. 3 Pfd. Brot = 3 Pfd. Mehl.

Bäckerei Zander im Jahre 1926.
Personen: Johann Zander und Frau Agnes geb. Delvos mit Tochter Agnes und Katharina Zander.

Bröt­chen wur­den auch zu die­ser Zeit schon geba­cken. Zwi­schen 1925 und 1940 kos­te­ten 4 Bröt­chen 10 Pfg. Wer aber für 30 Pfg. kaufte, bekam 1 Stück gra­tis, also zusam­men 13 Stück.

Johann Zan­der kaufte sich Pferd und Wagen und begann damals in Ede­ren, Welz und Frei­al­den­hoven das Kundschafts­fah­ren. Ihm halfen seine Frau und seine bei­den Töch­ter.

Er bekam für ein

3 Pfd Schwarzbrot

35 Pfg.

2 Pfd. Mischbrot

40 Pfg.

2 Pfd. Weißbrot

70 Pfg.

2 Pfd. Weißbrot süß

90 Pfg.

Für die Fläden, die man damals backte, bekam er:

Reis

75 Pfg.

Apfel

70 Pfg.

Pflau­men

80 Pfg.

Apriko­sen

80 Pfg.

Streu­sel pur

85 Pfg.

Streu­sel gefüllt

90 Pfg.

1934 wurde der Sohn Zan­der, HeinzHeinz geboren. Er erlernte eben­falls das Bäc­k­er­hand­werk.

1944 mußte die Familie nach Artil­le­rie­be­schuss und Bomben­angriffen die Heimat ver­las­sen. Ihre Eva­ku­ie­rung führte sie nach Hes­sen in die Stadt Fulda.

Der Betrieb lag nach der Rückkehr 1945 in Schutt und Asche. Sie wohn­ten und back­ten zunächst in der Kirch­straße, bau­ten aber ihr Haus und die Bäc­ke­rei an alter Stelle wieder auf. Das Bauma­te­rial beka­men sie damals rela­tiv schnell, denn sie konn­ten ja mir baren, begehr­ten Nah­rungs­mit­teln bezah­len. Nach dem Umzug in das alte, neue Haus siedelte sich in der Kirch­straße die Bäc­ke­rei Wacht­meis­terWacht­meis­ter an.

Der Sohn Heinz hei­ra­tete 1959 seine Frau Jan­sen, Ann­emieZan­der, Ann­emieAnn­emie Jan­sen und über­nahm zusam­men mit ihr, nach der vor­her erfolg­reich bestan­de­nen Meister­prüfung im Jahre 1960, den elter­li­chen Betrieb. Sein Vater und seine Mut­ter halfen beide bis zu ihrem Tode kräf­tig mit.

Das Kundschafts­fah­ren nach Welz und Frei­al­den­hoven wurde 1955 ein­ge­stellt, jedoch in Ede­ren beibe­hal­ten. Dies wurde 1978 wegen Per­so­nal­mangel auch in Ede­ren ein­ge­stellt. Das anfäng­li­che Unver­ständ­nis und die Unzu­f­rieden­heit der Bevöl­ke­rung änderte sich nach gerau­mer Zeit.

Man konnte so das Brots­orti­ment in der Woche und die Aus­wahl an Tor­ten, Creme- und Sahne­ge­bäck zum Woche­n­ende erheb­lich ver­größern. Viele Kun­den bevor­zugen die heu­tige Viel­falt mehr als das dama­lige Kundschafts­fah­ren.

Heinz Zanders Toch­ter Schreiber, FiaZan­der, FiaFia hei­ra­tete N.N. den Bäc­kermeis­ter Schreiber, JosefJosef Schreiber aus Neuss. Nach dem Tode von Heinz Zan­der im Jahr N.N. über­nah­men diese den elter­li­chen Betrieb und so wurde aus der Bäc­ke­rei Zan­der die Bäc­ke­rei Schreiber. Die Mut­ter von Fia Schreiber, Ann­emie Zan­der, ist bis heute im Famili­en­be­trieb aktiv.

Die Bäc­ke­rei Zan­der bzw. Schreiber wird heute von Peter Schreiber und Fia, geb. Zan­der, und den langjäh­rigen Mit­arbeitern erfolg­reich in der 4. Gene­ra­tion geführt.

Die nächste Gene­ra­tion steht mit Sohn Schreiber, Mich­aelMich­ael Schreiber schon bereit, der 2016 sei­nen Meis­ter vor der Handwerks­kam­mer Aachen ablegte und im Anschluss ein Studium der Betriebs­wirt­schafts­lehre absolvierte.

Quel­len:

Die Innungs­ge­schichte der Bäc­ker-Innung des Krei­ses Jülich
Stad­t­ar­chiv Jülich
Sig­natur 016 (Stadt­ge­schicht­li­che Samm­lung), 016/ 81

Famili­en­ar­chiv