Die katholische Pfarrkirche St. Pankratius
Das interessanteste Bauwerk in Ederen war die alte Pfarrkirche, die Ende des zweiten Weltkrieges zerstört wurde. Erbaut wurde sie um 1770, nachdem ein älterer Anbau an der Nordseite des Turmes beseitigt worden war. Aufgrund der verschiedenen Bauabschnitte wies sie eine einzigartige, architektonisch kühne Verbindung der verschiedenen Stilformen auf. Deutlich zu erkennen war auch der spätere Erweiterungsbau mit dem Dachreiter und dem Renaissance-Westgiebel aus den Jahren 1893/94. Das ganze Bauwerk sprang aus dem Rahmen des sonst in der Gegend hier an Kirchenbauten Üblichen heraus. Die Kirche hatte, was auch hier sehr selten ist, den Turm an der Ostseite. Es handelte sich dabei um einen romanischen, dreigeschossigen Turm mit einem acht-eckigen Turmhelm. Der untere Teil des Turmes hatte eine regelmäßige Eckquaderung und ein aus Kieseln und Bruchsteinen gemischtes Mauerwerk. In diesem alten Mauerwerk befanden sich noch alte Schießschachten und Reste eines unterirdischen Ganges, und es ließ dadurch auf ein sehr hohes Alter schließen.
Das Innere des alten Turmgeschosses war als Kapelle ausgebaut und diente bis zu ihrer Zerstörung als Sakristei. Darin stand ein altes Sakramentshäuschen aus Kalkstein mit der Jahreszahl 1487. Das Sakramentshäuschen stand auf einem hohen Sockel und zeigte eine vertikale Gliederung in drei Feldern: die seitlichen Felder mit Maßwerk, das Mittelstück unten Maßwerk mit zwei Wappen und über einem kräftigen Gesims die rechteckige Nische mit Gittertür. Als Abschluss besaß das Sakramentshäuschen einen über Eck vorspringenden, stark verstümmelten Baldachin, worunter die Jahreszahl 1487 stand.
Auch die Innenansicht der herrlichen Barock-Hallenkirche tat sich in der hiesigen Gegend hervor. Der Besucher konnte hier manches Interessante und Kunstvolle finden. Die sorgfältig ausgearbeiteten Stuckdekorationen und die wirkungsvollen Flachreliefs schrieb man einem italienischen Maler zu. Die zur Ausstattung gehörenden drei Tabernakelaltäre, die Kommunionbank und die Kanzel waren mit herrlichen Rokokoornamenten verziert, Gold auf dunklem Grund, und stammten aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Das Kirchenschiff hatte eine lichte Höhe von 31,30 m und eine Breite von 10,10 m. In der Sakristei war ein Kruzifix auf einem Baumkreuz, der Körper sehr hager und streng, 75 cm hoch, etwa 1500. Die Orgel wurde im Jahre 1855 vom Orgelbauer Korfmacher aus Linnich geliefert. Das Orgelgehäuse baute der Altarbauer Braun aus Erkelenz. Die Gesamtkosten der Orgel betrugen 1877 Taler und 11 Silbergroschen. Diese Summe wurde durch den Opfersinn der Pfarrangehörigen zusammengebracht.
Schon um 1300 war in Ederen eine Kapelle vorhanden, vielleicht diejenige, die im Liber valoris um 1300 genannt wird. In der Designatio des Jahres 1676 erscheint Ederen als Pfarrei, während es noch 1620/21 als Kapelle genannt wird. Als Reste dieser Kapelle deutet man vielfach den unteren Teil des alten Kirchturmes.
Einen traurigen Höhepunkt des zweiten Weltkrieges erlebte Ederen 1944. Deutsche Soldaten sprengten die katholische Kirche. Die Wehrmacht wollte dadurch verhindern, dass feindliche Truppen den Kirchturm als Markierungspunkt für Flakbeschuss auf die Ortschaft nutzten.
So lag die Ederener Kirche kurz vor Kriegsende in Schutt und Asche – von Landsleuten zerstört. Sie teilte damit das Schicksal von vielen anderen exponierten Bauwerken.
Bis 1947 hatte sich am Zustand der Pfarrkirche nicht viel getan. Die heilige Messe wurde in dieser Zeit in einem Raum des gemeindeeigenen Hauses (der ehemaligen Bürgermeisterei) gegenüber der Kirche abgehalten. Der Raum wurde gleichzeitig als Schulraum genutzt. Das Allerheiligste stand im Hausflur des Pfarrhauses.
Im Mai 1947 kehrte Wilhelm Leuchtenberg als Pfarrer nach Ederen zurück, wo er seit März 1939 bereits 14 Monate lang als Neuprister den erkrankten Pfarrer Josef Pütz vertreten hatte. Zur Ernennung Pfarrer Leuchtenbergs hat der Fussballklub die total zerstörte Kirche entschuttet, so dass die Einführung des neuen Pfarrers in den drei noch stehenden Wänden der Kirche unter freiem Himmel gehalten werden konnte.
Danach ging es dann bald an den Wiederaufbau der Kirche. Zunächst wurde das Kirchenschiff gebaut. Wie im nebenstehenden Bild zu ersehen ist, diente ein Gerüst als provisorischer Glockenturm. 1953 wurde der Kirchenbau schließlich vollendet.
Besuchen Sie ederen.de auf