Anni Derichs (heute Oellers) besucht im Jahre 1950 die Volksschule Ederen. Der Lehrer hat eine Hausaufgabe zum Thema "Unser Martinszug" aufgegeben. Lesen wir, wie Anni vor 60 Jahren den Martinszug erlebte und was sie darüber zu berichten hatte.
Hausarbeit. Ederen, den 13.11.1950
Unser Martinszug
Am Vorabend des Sankt-Martin-Festes zog ihm zur Ehre der Martinszug durch unser Dorf. Schon lange hatten wir uns auf diesen Tag gefreut. Beim Einbruch der Dunkelheit versammelten wir Kinder uns mit unseren Fackeln an der Schule. Die meisten waren selbstgebastelt. Auch ich hatte mir meine Fackel selbst hergestellt. Von Pechfackeln begleitet, ritt Sankt Martin in den bunten Zug von Lichtern ein. In seinem prächtigen Bischofsgewand sah er aus, als ob er eben vom Himmel gekommen wäre.
Jetzt begann die Musikkapelle zu spielen, und der Zug setzte sich in Bewegung. Der Martinszug führte durch das Dorf ins Feld. Unterwegs wurden immer schöne Martinslieder gesungen.
Hier und da brannten schon einige Fackeln ab. Bald sah ich, daß der Wind auch mein Kerzchen in der Fackel ausgelöscht hatte. Ich zündete es nicht mehr an. Denn ich dachte: "Der Wind könnte auch deine Fackel in Flammen aufgehen lassen." Als wir am Martinsfeuer angekommen waren hielt Sankt Martin eine Ansprache. Nach kurzem Aufenthalt ging es wieder ins Dorf zurück. Als wir am Pfarrhaus ankamen, fand die große Verlosung statt. Mit Spannung sah ich auf meine Lose, ob nicht auch ich eine Martinsgans gewänne. Nach der Verlosung bekamen alle Kinder einen Weckmann.
Dann fand die Prämierung der schönsten Fackeln statt. Danach ging ich nach Hause. Obwohl ich nicht gewonnen hatte, war ich zufrieden. Ich freute mich mit den anderen, die etwas Schönes bekommen hatten.