Der Stadtmarketingverein "Wir in Linnich" organisierte heute eine Radtour unter dem Motto
RadKULTour: Radfahren - Kultur - Kulinarisches. Genial regional.
Das übergeordnete Thema der Rundreise war "Müll und Müllvermeidung". Gegen 10:30 Uhr machten über 35 Teilnehmer Rast am Steinzeithaus, um sich zu stärken und mehr zum Thema "Müll in der Steinzeit" zu erfahren.
Müll in der Steinzeit
Nachdem der Mensch sich aufgerichtet und somit beide Hände frei hatte, begann er Dinge wegzuwerfen: Obstschalen, abgenagte Knochen, abgenutzte Faustkeile, zerbrochene Pfeilspitzen. Wo immer der Mensch kampierte und Feuer machte, ließ er Müll zurück. Der Müll folgte dem Menschen wie ein treuer Gefährte. Der Müll ist so alt wie der Mensch, aber er überdauert ihn. Manches verrottete, anderes blieb Jahre und Jahrtausende erhalten, so dass die Archäologie heute viel über die Lebensumstände in der damaigen Zeit aus Müllfunden ablesen kann.
Im Vergleich zu heute fallen die Inhalte der steinzeitlichen Abfallgruben sowohl von der Menge als auch der Materialzusammensetzung her eher bescheiden aus. In der Jungsteinzeit – der man diese Art Behausung (Anm.: Steinzeithaus in Ederen) zurechnen muss – lebten die Menschan als Jäger und Sammler und ernährten sich von Ackerbau und Viehzucht. Was sie sonst noch zum Leben brauchten, holten sie sich aus der Natur und fertigten daraus in handwerklicher Arbeit allerlei Hilfreiches, aber auch Statussymbole. Werkzeuge und Waffen aus Stein, Geschirr aus Ton, Nähnadeln und Haarspangen aus Knochen, Schmuck aus Hirschhorn und Zähnen.
Menschen der Jungsteinzeit, die auf Pfahlbauten am Wasser lebten, kippten ihren Müll einfach in den See. Dadurch blieben die organischen Materialien wie etwa Holzgriffe von Geräten erhalten und konnten von den Archäologen unserer Zeit geborgen werden.
Andere wiederum, die ihre Häuser – wie hier - aus Holzpfosten, Weidengeflecht und Lehmbewurf auf dem Land errichteten, verfüllten die neben dem Haus liegenden Lehmgruben mit ihrem "Hausmüll", der hauptsächlich aus Knochen, Lederresten, Scherben und Essensresten bestand.
Eine Kulturgruppe der mittleren Steinzeit vor etwa 10.000 Jahren erhielt gar ihren Namen von ihrem Abfall – die Kjökkenmöddinger oder „Küchenabfallleute“. Diese lebten an den Küsten Skandinaviens und der britischen Inseln und ernährten sich hauptsächlich von Schalentieren. Die Schalenreste warfen sie direkt neben ihre Häuser, bis diese im Abfall versanken. Danach wurden die Wohnstätten auf dem Abfallberg erhöht, bis man sie schließlich aufgab und an der Küste ein Stück weiterzog, um eine neue Siedlung zu gründen.
Sie sehen also: der Müll ist so alt wie der Mensch. In der Steinzeit konnte es man sich im Gegensatz zu heute allerdings noch erlauben, den Müll einfach zu verbuddeln, da man weder Plastiktüten noch Burgerverpackungen kannte.