Das Gesundheitsamt des Kreises Düren hat bei der Suche nach der Herkunft der Legionellen, die zu Lungenentzündungen im Jülicher Raum geführt haben, einen entscheidenden Faden in die Hand bekommen: Bei drei Patienten konnte mittlerweile Legionellen-DNA im Bronchialsekret direkt nachgewiesen werden.
Genetischer Fingerabdruck des Krankheitserregers
Dieser Fund erhöht die Chance, die Erregerquelle aufzuspüren. War der Legionellen-Nachweis bislang nur indirekt über das Vorhandensein von Antikörpern im Blut der teils wiedergenesenen Patienten möglich, so besteht nun die Chance, einen genetischen Fingerabdruck des tatsächlichen Erregers zu erstellen. Dazu wurden die Proben an das Nationale Referenzzentrum für Legionellen nach Dresden geschickt. Liegt der Fingerabdruck vor, dann lassen sich alle zwischenzeitlich gezogenen Wasserproben aus dem Jülicher Raum in Kürze mit diesen Referenzproben abgleichen. Damit lässt sich genau bestimmen, ob die in einer Wasserprobe befindlichen Legionellen als Auslöser der Lungenentzündungen infrage kommen oder nicht.
Aktuelle Informationen zu den Erkrankungsfällen
Bei der Häufung von Lungenentzündungen durch Legionellen steigen zur Zeit die Fallzahlen fast täglich an. Dies ist im Wesentlichen dadurch bedingt, dass durch das Gesundheitsamt und das St. Elisabeth-Krankenhaus in Jülich seit Montag, 22. September, alle Patienten untersucht werden, die bereits gesund entlassen wurden. Bei diesen Patienten wurden während des Krankenhausaufenthaltes keine Legionellen-Infektionen nachgewiesen, da der eingesetzte Suchtest die zwischenzeitlich gefundenen Legionellen-Erkrankungen nicht nachweisen konnte. Hinzu kommen weitere Fälle, die am Bürgertelefon mitgeteilt werden, sowie Fälle, die in Krankenhäusern außerhalb Jülichs behandelt wurden oder werden. Zunehmend untersuchen auch niedergelassene Ärzte Patienten auf Legionellen-Infektionen, so dass auch aus diesem Bereich Patienten hinzukommen.
Der Patient mit der am kürzesten zurückliegenden Erkrankung erkrankte nach aktuellem Kenntnisstand am 15. September. Bei einer Inkubationszeit von zwei bis maximal 20 Tagen erfolgte die letzte bekannte Ansteckung damit zwischen dem 26. August und dem 13. September.
Insgesamt besteht oder bestand bei mehr als 60 Patienten klinisch ein Verdacht auf eine Infektion mit Legionellen. Bei diesen Patienten konnte in 20 Fällen ein deutlicher Hinweis auf eine Legionellen-Infektion anhand der nachgewiesenen Antikörper gefunden werden. Bei mittlerweile weiteren drei Patienten wurde Legionellen-DNA direkt im Bronchialsekret nachgewiesen (sog. PCR-Test). Bei sieben Patienten konnten andere Gründe für die Lungenentzündung gefunden werden (bestimmte Viren und Bakterien) und bei 13 Patienten geben die serologischen Untersuchungen inklusive Legionellen keinen Hinweis auf den zugrundeliegenden Erreger. Die Ergebnisse der noch ausstehenden Untersuchungen werden weitestgehend bis zum Wochenende erwartet.
Die überwiegende Anzahl der Betroffenen ist älter als 65 Jahre alt. Die Befragungen durch das Landeszentrum für Gesundheit in Münster und das Gesundheitsamt haben bislang als Gemeinsamkeit lediglich den Aufenthalt in Jülich ergeben. Bislang verstarben zwei Patienten, bei denen eine Legionellen-Infektion nicht auszuschließen ist und bei denen eine Lungenentzündung zum Tode beigetragen haben könnte. Ein Patient, der am 9. September erkrankte und in einem Krankenhaus außerhalb des Kreises Düren liegt, muss intensivmedizinisch behandelt werden, allen anderen Patienten geht es gut.
Intensive Suche nach der Quelle
Von besonderer Bedeutung sind die drei Patienten, bei denen der PCR-Test im Bronchialsekret positiv war. Bei diesen Patienten besteht die Hoffnung, dass die Legionellen angezüchtet werden können bzw. dass anhand des Materials ein genetischer Fingerabdruck erstellt werden kann. Dann könnte man bei der Quellensuche zu findende Legionellen direkt mit den Legionellen aus den Patienten vergleichen und könnte auch präzisere Aussagen zur vorliegenden Serogruppe machen. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), die Bezirksregierung Köln, der Wasserverband Eifel-Rur, das Umweltamt- und das Gesundheitsamt des Kreises Düren als auch die Stadt Jülich sind intensiv mit der Quellensuche befasst. So wurden in Jülich und der Umgebung die Gewässer, Rückkühlwerke, Gewerbegebiete und einzelne Industrieanlagen kontrolliert und beprobt. Auch Hinweisen aus der Bevölkerung wird nachgegangen. Als erste Maßnahmen wurde die Fontäne im Jülicher Schwanenteich abgestellt und bei insgesamt drei Rückkühlwerken wurden Maßnahmen (Desinfektion bzw. Abschaltung der Belüftung und damit der Aerosolbildung) durchgeführt. Da die Anzucht der Legionellen aus Umweltproben zehn Tage benötigt, wird mit ersten Ergebnissen frühestens am Wochenende gerechnet.
Alle Betreiber von Rückkühlwerken sind per Allgemeinverfügung zur Meldung solcher Anlagen verpflichtet. Hinweise und ein Meldeformular sind auch auf der Internetseite des Kreises Düren (http://www.kreis-dueren.de/kreishaus/amt/53/index.php) unter "Aktuelles" zu finden.
Wissenswertes über Legionellen