Der Linnicher Stadtteil Ederen wurde im diesjährigen Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mit Gold prämiert. Zusätzlich wurde das Bemühen um die Erhaltung und Erweiterung der dörflichen Streuobstwiesen mit einem Sonderpreis „Netzwerk Streuobstwiesen“ ausgezeichnet.
Unser schönes Dorf Ederen nahm in diesem Jahr zum drittem Mal am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teil. Nach zweimal Silber und einem Sonderpreis für die konzeptionelle Entwicklung des Rundwanderweges „Ederener Runde“ reichte es diesmal für Gold. In der vollbesetzten Festhalle Kreuzau überreichte Landrat Wolfgang SpelthahnSpelthahn, Wolfgang Urkunden an insgesamt 10 Bronze-, 7 Silber und 4 Golddörfer und würdigte damit das bürgerschaftliche Engagemant der Dorfgemeinschaften: „Ein Dorf steht und fällt mit dem Engagement seiner Bewohner. Sie alle haben Zeit geopfert, um miteinander zu diskutieren und ein Konzept auf die Beine zu stellen. Dann haben sie angepackt, um ihrem Dorf eine gute Zukunftsperspektive zu eröffnen“.
»Unser Dorf hat Zukunft« entstand aus dem ehemaligen Wettbewerb »Unser Dorf soll schöner werden«, der den Fokus auf die Verschönerung des Dorfes legte. Es kam auf schön geschnitten Rasen, bunt bepflanzte Blumenbeete und herausgeputzte Straßenzüge an.
Wie der Name des neuen Wettbewerbs schon suggeriert, legt man heute mehr darauf Wert, die Perspektiven des ländlichen Raums zu verbessern. Nachhaltige Entwicklungen und das bürgerschaftliche Engagement sind wichtige Kriterien des Wettbewerbs. Zukunftsfähige Ideen für die soziale, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Ausrichtung eines Dorfes stehen im Mittelpunkt.
Mit dem nun verliehenen Goldpreis wird das kontinuierliche Engagement der Dorfgemeinschaft um Zukunft des Dorfes gewürdigt.
Ederen ist ein typisches Haufendorf in der Jülicher Börde und wegen der sehr guten Bodenqualität nach wie vor landwirtschaftlich geprägt. Die Siedlungsfläche ist gekennzeichnet durch grüne Bereiche in den Hinterhöfen, die sich über alle Veränderungen hinweg erhalten haben. Dies hat zur Folge, dass über das ganze Dorf hinweg viele große Solitärbäume die Ansichten bestimmen. Zudem ist Ederen von einem zusammenhängenden Wiesengürtel umgeben. Ederen ist somit ein Dorf im Grünen.
Ederen ist in der glücklichen Lage, dass im Ort sowohl Bäckerei und Metzgerei vorhanden sind. Dort sind neben dem typischen Angebot auch in geringem Umfang Waren für den täglichen Gebrauch im Angebot. Des weiteren sind in Ederen einige Handwerksbetriebe anzutreffen. Elektriker, Dachdecker, Autolackierer, Schlosserei mit Schweißtechnik, Kfz-Werkstatt, Holzhandel und mobile Tischlerei decken den größten Teil gegebenenfalls benötigter Hilfe ab. Den Dienstleistungssektor decken ein Modestudio, Hausmeisterservice, Firmen des Garten und Landschaftsbaus, Taxiunternehmen, Anbieter von Fremdenverkehrszimmern, Fensterputzer und zwei Gaststätten ab. Insgesamt existieren im Dorf rund 120 Arbeitsplätze. Alleine in den letzten Jahren konnten 26 neue Arbeitsplätze geschaffen werden (Schlosserei und Mietwagenunternehmen).
In Ederen gibt es ein für die Größe des Ortes außergewöhnlich vielfältiges Angebot in den Bereichen Sport und Kultur. Über Fußball, Tischtennis, mehreren Tanzgruppen bis hin zu einem Funktionstraining unter Anleitung eines Physiotherapeuten gibt es eine Vielzahl von Vereinen und Gruppierungen mit ca. 100 Aktiven und einem vielfachen an passiven Unterstützern. Leitstelle für die Koordination der örtlichen Aktivitäten sind dabei die Vereinigten Vereine Ederen.
Die Bevölkerung Ederens hat von jeher dafür gesorgt, dass die für nötig erachteten Einrichtungen auch geschaffen wurden. Die Bürgerhalle als zentraler Veranstaltungsort wurde in Eigenleistung errichtet und seit 35 Jahren auch unterhalten und den Bedürfnissen der Zeit angepasst. So wurden zuletzt die Toiletten behindertengerecht umgebaut und ein barrierefreier Zugang zur Halle geschaffen. Zur Zeit errichtet der SC Ederen in Eigenleistung und größtenteils eigener Finanzierung auf dem Sportplatz ein neues Sportlerheim mit Umkleide- und Duschmöglichkeit.
Hier ist ein Rückblick in die Geschichte erforderlich. Ederen wurde im Herbst 1944 im Zuge der Kampfhandlungen um den Rurübergang fast vollständig zerstört. Ein einheitliches Bild im Sinne einer Ortsbild prägenden Bausubstanz ist seitdem nicht mehr vorhanden. Selbst die barocke Pfarrkirche fiel den Kriegshandlungen zum Opfer und wurde durch einen schlichten Neubau ersetzt. Lediglich eine Handvoll Gebäude, die erhaltenswert waren und zum Teil unter Denkmalschutz stehen, sind erhalten.
In den Nachkriegsjahren bis heute hat es keine Bauleitplanung für Ederen gegeben. Jeder konnte im dörflichen Mischgebiet bauen fast wie er wollte. Selbst im Neubaugebiet Weikselweg stehen 2-geschossige Gebäude mit rotem Dach und Klinkerfassade neben 1,5-geschossigen Häusern mit schwarzem Dach und Putzfassade. Dabei war die Ausweisung des komplett ausverkauften Neubaugebiets wegen fehlender Flächen im Innenbereich für die weitere Entwicklung Ederens sehr wichtig. Wir halten die Erhaltung der großen Grünflächen im Innenbereich für wichtiger, als die Erhaltung von Ackerflächen am Ortsrand. Umbauten und Modernisierungen alter Hofanlagen durch Auswärtige finden permanent statt.
Im großen und ganzen sind wir dennoch sehr zufrieden mit dem Erscheinungsbild unserer Ortschaft. Leerstände gibt es kaum. Freiwerdende Häuser und Wohnungen werden sehr schnell wieder neu besetzt. Sehr hilfreich ist dabei die eigentlich komplette Infrastruktur wie Bäcker, Metzger, Gaststätten und vor allem Kindergarten.
Ederen ist umgeben von fruchtbaren Äckern. Feldgehölze gibt es nur vereinzelt. Kommt man allerdings in die Nähe der Ortslage liegt das Dorf fast hinter einem Grünzug versteckt. Wiesen und große Laubbäume bestimmen das Bild. Hinter den einzelnen Häuserzeilen ergibt sich ein ähnliches Bild. Die großen Gartenflächen sind ebenfalls mit teilweise sehr altem Baumbestand durchsetzt. In den letzten Jahren ist festzustellen, dass immer mehr Wiesenflächen nach Jahren des Niedergangs mit Obstbäumen bepflanzt werden. Es ist sicher nicht falsch, den Anlass dafür in den Aktivitäten der Ederener Runde und der AG Obstwiesen zu suchen, die beispielgebend drei Grünflächen zu Obstwiesen entwickelt haben. Außerdem hat die Ederener Runde den Weg im „Brüchelchen“ mit den „Bäumen des Jahres“ bepflanzt und ist dabei, im Unterholz Büsche, Beerenobst und Blumen anzusiedeln. So ist dort zwischenzeitlich ein kleiner Landschaftsgarten entstanden. Dieser Grünzug zieht sich entlang des Willibrordusbaches bis zum Nachbarort Welz. Entlang des Baches entsteht zur Zeit in Kooperation mit der Initiative „Welz aktiv“ ein weiterer Wanderweg, der bis nach Welz führen wird. Die Verleihung des von der Indeland Entwicklungsgesellschaft gestifteten Sonderpreises "Netzwerk Streuobstwiesen" würdigt diese Bemühungen.
Neben Ederen wurden aus insgesamt 24 teilnehmenden Ortschaften aus dem Kreis Düren noch der Dürener Stadtteil Berzbuir, der Heimbacher Stadtteil Vlatten sowie der Ortsverbund Vossenack / Simonskall / Raffelsbrand mit Gold prämiert. Die beiden Letztgenannten werden den Kreis im nächsten Jahr beim Landeswettbewerb vertreten.