Hier ein geschichtlicher Rückblick auf Reaktionen zu Seuchen/Infektionen in der hiesigen Gemeinde. Die Einträge stammen aus der Dorfchronik der Bürgermeisterei Ederen, bestehend aus den Gemeinden Ederen und Gereonsweiler.
Die ersten beiden Einträge beschreiben Reaktionen auf eine Cholera-Pandemie, die sich in den Jahren 1826 bis 1841 weltweit ausbreitete und z.B. in Wien 1830/31 2.000 Tote forderte.
"Weil man befürchtet, daß die asiatische Cholera-Seuche, welche fast alle Länder Europa's heimsucht, auch die Rheinprovinzen nicht verschonen werde, so sind auf Geheiß der hohen Behörde alle Vorkehrungen getroffen worden, um das Eindringen derselben möglichst zu verhüten, beim wirklichen Ausbruch aber selbige zu bekämpfen. Es wurde aus den angesehensten Einwohnern eine Comission: "Orts-Sanitäts-Comission" genannt, gebildet, von der die desfallsigen Anordnungen ausgehen; Kasten, die in dem ersten Augenblick erforderlichen Medikamenten enthaltend, so wie Dampf-Apparate, Stechbecken, Klistier-Spritzen ect wurden angeschafft. Häuser wurden bezeichnet, welche zu Lazarethe und Cautumez-Anstalten gebraucht werden, und abgelegene Plätze, die zu Kirchhöfe dienen sollen."
"Da im September die Cholera in Aachen und unserer Umgegend ausbrach, so wurde die Furcht für diesen schlimmen Gast allgemein, und die noch nöthigen Maaßregeln zur Abwehrung und Bekämpfung dieser Seuche schleunigst ergriffen. Gottlob ist sie nicht weiter vorgedrungen und hat sich nach einigen Monaten ganz verloren."
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Dieser Eintrag beschreibt Reaktionen auf die im nachhinein als "Spanische Grippe" bekannt gewordene Grippe-Pandemie, der nach heutigen Hochrechnungen weltweit fast 50.000.000 Menschen zum Opfer fielen.
"Im Oktober und November 1918 herrschte im ganzen Lande eine ansteckende Krankheit, die Grippe. Meistens war diese Krankheit mit Lungenentzündung verbunden, welche schon nach wenigen Tagen den Tod herbeiführte. Hauptsächlich wurden nur jüngere Leute von dieser Krankheit ergriffen. Auch trat diese Krankheit stark unter den Schulkindern auf, sodaß mehrere Wochen lang der Unterricht ganz ausfallen mußte. Durch die Entbehrungen des Krieges war die Bevölkerung für die Krankheit mehr empfänglich und unwiderstandsfähig. Infolgedessen hatten wir auch in der hiesigen Bürgermeisterei mehrere Todesfälle zu beklagen; in einem Hause in Ederen (Andreas Heck) starben 3 Personen hintereinander an dieser Krankheit."