Die Interessengemeinschaft Ederener Runde war am 6. November 2018 eingeladen einen Vortrag auf der gemeinsamen Veranstaltung der „Zukunftsagentur Rheinisches Revier“, „Rheinisches Revier an Rur und Inde“ und der „indeland GmbH“ unter dem Titel
„Gemeinsam Raum gestalten - Elemente einer zukunftsfähigen Raumentwicklung“
zu halten.
Die drei genannten Organisationen beschäftigen sich mit den Themen Freiraumnutzung und Landschaftsgestaltung. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden unter Bürgerbeteiligung „Best Practice“-Beispiele vorgestellt und neue Impulse entwickelt.
Die Veranstaltung fand mit 130 Teilnehmern, darunter Landrat Wolfgang Spelthann, MdL Patricia Peill und weiteren Vertretern aus Verwaltung, Politik und Forschung im Restaurant am Indemann in Inden statt.
Im rechten Bild sehen Sie die Einladung und das vollständige Programm (zum vergrößern bitte anklicken).
Einen von drei Vorträgen hielt die IG Ederener Runde, deren Präsentation sie hier nachlesen können. Die Präsentation ist relativ straff gehalten, da für den Vortrag rund 10 Minuten zur Verfügung standen.
2009 fand sich eine Handvoll Einwohner zusammen – darunter der damals neue Ortsvorsteher Norbert Reitinger -, die sich für die Entwicklung des Dorfes einsetzen und etwas bewegen wollten. In kurzer Zeit entstand so ein Zusammenschluss engagierter Bürger – angefangen von der Jugendmannschaft des SC Ederen bis hin zu aktiven Ruheständlern. Heute besteht die „Kernmannschaft“, die an fast jedem Projekt mitarbeitet aus einem Dutzend Personen.
Bei Bedarf, wenn größere Projekte anstehen oder Mitstreiter mit besonderen Fähigkeiten benötigt werden, können wir innerhalb unserer Gemeinde auf eine breite Basis zurückgreifen. So haben wir u. a. Landschaftsgärtner, Schreiner, Schmied, Maurer, Landwirte, Transportunternehmer und einen Tiefbauunternehmer unter unseren Mitstreitern, die uns nicht nur mit ihrem Arbeitseinsatz, sondern auch mit ihren Maschinenparks wertvolle Unterstützung leisten.
Die Presse titelte damals in einem größeren Artikel mit der Überschrift „Die Ederener spinnen“ - im Sinne von „träumen von Projekten“. Viele der damaligen Träume sind heute Wirklichkeit geworden, wie sich an einer Liste von über 100 Aktionen und realisierten Projekten ablesen läßt.
Von diesen Projekten möchte ich Ihnen heute ein paar Herausragende vorstellen.
Den Anfang machte gleich das bis heute größte Projekt: ein etwa 4 km langer zusammenhängender Rundweg um unser Dorf herum, mit Rastmöglichkeiten, schönen Ausblicken auf den Ort und in die freie Landschaft, verschiedenen Wegtypen und der Möglichkeit jederzeit wieder über die zahlreichen Weganschlüsse ins Dorf zu gelangen. Die Wege gab es seinerzeit natürlich schon, sie waren aber teilweise in keinem guten Zustand, sodass man insbesondere nach Regenfällen die Wege oft tagelang nicht nutzen konnte.
In Gesprächen mit den Landwirten unseres Ortes, der Politik und der Verwaltung der Stadt Linnich konnten die Rahmenbedingungen abgeklärt werden. Zugute kam uns damals das 2009 von der Bundesregierung beschlossene Konjunkturpaket II, aus dem wir 20.000 € zur Deckung der Materialkosten erhielten. Innerhalb von zwei Jahren wurden in ausschließlicher Eigenleistung von der Dorfgemeinschaft und insbesondere der Landwirte über 1.500 to Recyclingmaterial und über 700 to Betonsplit aufgetragen und so über 4 km Wirtschafts- und Spazierwege instand gesetzt. Zum Teil geschah das mit selbst konstruierten und selbst gebauten Werkzeugen.
Zudem wurde durch den Ausbau für die Landwirtschaft eine gut nutzbare Umgehung für den Ort geschaffen, wodurch sich der landwirtschaftliche Verkehr innerhalb des Ortes merklich reduziert hat.
Heute stehen an besonders schöne Stellen entlang des Wanderweges mehr als ein Dutzend selbst entworfene und gegossene Betonbänke mit Holzeinlagen, die zum Teil von Firmen und Privatpersonen gesponsert wurden.
Für die konzeptionelle und gestalterische Entwicklung der „Ederener Runde“ wurden wir 2011 beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.
Seit 2009 veranstalten wir jährlich eine Herbstwanderung – die letzte übrigens vor zwei Tagen -, an der regelmäßig weit über 100 Besucher teilnehmen.
Eine für uns wichtige und nachhaltige Veranstaltung war die vom Kreis Düren initiierte Dorfkonferenz „Zukunftswerkstatt Ederen“ im Jahr 2011. Unter Anleitung der Moderatoren Prof. Westerheide vom Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen an der RWTH Aachen und Herrn Wildschütz vom Büro Raumplan, Aachen, wurden die Stärken und Schwächen des Ortes herausgearbeitet. Anschließend wurden wünschenswerte Projektziele definiert und für die fünf favorisierten Themen Arbeitsgruppen gegründet, von denen die meisten heute noch aktiv sind: neben der „IG Ederener Runde“ sind das die Arbeitsgruppen Dorfplatz, Obstwiesen, Mobilität, Bürgerhalle und Flurbereinigung.
In den Folgejahren ergaben sich entlang des Wanderweges weitere Projekte.
So wurden im sogenannten „Brüchelchen“ am Dorfrand von Ederen auf einer Länge von 200 Metern alte Pappeln gefällt, die ihre wirtschaftliche Lebensspanne erreicht hatten. Nach der Fällung blieb ein kahles und unwegsames Gelände zurück, das wir angingen neu aufzuforsten.
Einigen von Ihnen wird vielleicht das Kuratorium „Baum des Jahres“ ein Begriff sein, das seit 1989 jährlich einen Baum oder ein Gehölz prämiert, die bedroht oder selten sind oder eine besondere ökologische oder landschaftliche Bedeutung haben. Wir haben das zum Anlass genommen, alle prämierten Bäume im „Brüchelchen“ heimisch werden lassen. Unter Mithilfe von Dorfjugendlichen wurde mehrere Gehölze jeder Art angepflanzt. Inzwischen sind dort nach 8 Jahren über einhundert verschiedene Gewächse heimisch, für deren Auswahl ein Garten- und Landschaftsbauer aus unserer Gruppe verantwortlich zeichnet.
Das ehemals kahle Gelände hat sich zu einem kleinen artenreichen Landschaftspark entwickelt, der nebenbei zahlreichen Vögeln und Insekten Lebensraum bietet.
Für die Aufforstung des Geländes wurden wir 2011 mit dem RWE-Klimaschutzpreis ausgezeichnet.
Ein größeres Projekt unter Einbeziehung von Schulkindern war eine dreiwöchige Ferienaktion in den Sommerferien.
Mit jeweils 30 Schulkindern haben wir ein steinzeitliches Haus errichtet.
Die dazu verwendeten Materialien wie Baumstämme und Äste für den Rohbau, Weidenhölzer und Lehm für die Wände, kamen aus der direkten Umgebung des Hauses. Das Schilf zur Dacheindeckung wurde in der Nachbargemeinde Freialdenhoven geerntet.
Das Haus – an dem sich übrigens kein Nagel befindet – steht nun seit 7 Jahren und ist wetterfest wie am ersten Tag.
Am Ortsrand von Ederen bot es sich an, zwei Brachflächen in Streuobstwiesen umzuwandeln. Nach umfänglichen Vorarbeiten und Beratung von einem Obstbaumwart konnten wir zusammen mit der Ederener Obstwiesenfreunden zahlreiche Obstgehölze anpflanzen. Dabei haben wir bei der Auswahl Wert auf alte und regionale Sorten gelegt, wozu z. B. auch der „Linnicher Bohnapfel“ gehört.
So entstand auf einer Länge von 120 Metern ein neuer Obstbaumgürtel.
Streuobstwiesen, von denen es in Ederen noch erfreulich viele gibt, gehören heute zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas. Sie wurden durch die Intensivierung der Landwirtschaft und durch Siedlungsbau in den letzten Jahrzehnten stark dezimiert. Streuobstwiesen hatten früher eine große kulturelle, landschaftsprägende und ökologische Bedeutung, die es auch heute zu erhalten gilt. Dazu leisten die neu entstandenen Fläche einen Beitrag.
Zu diesem Thema werden wir sicherlich im nächsten Vortrag von Frau Düssel-Siebert von der Biologischen Station Düren mehr erfahren.
Für das Anlegen der neuen Obstwiesen wurden wir 2017 mit dem indeland innogy Klimaschutzpreis ausgezeichnet.
Dass nicht alle Projekte realisierbar sind, möchte ich Ihnen an dem folgenden Beispiel demonstrieren.
Eine der aus der Dorfkonferenz hervorgegangenen Arbeitsgruppen war die „AG Dorfplatz“, die mit Abstand auf das breiteste Interesse der Mitbürger traf.
In den 1970er Jahren war der zentrale Dorfplatz Ederens von einem gestalteten Platz in eine – man kann es leider nicht anders ausdrücken – Betonwüste verwandelt worden.
Angestoßen durch die Dorfkonferenz kam deren Moderator, Prof. Westerheide, mit 15 Städtebau-Studenten der RWTH zu einem 3-tägigen Workshop nach Ederen. Die Studenten, die in der Bürgerhalle übernachteten, erarbeiteten in mehreren Gruppen verschiedene Pläne zur Umgestaltung des Dorfplatzes. Diese wurden abschließend der Dorfbevölkerung vorgestellt.
Mit diesen Plänen hat sich die AG Dorfplatz lange und intensiv beschäftigt und einen favorisierten Plan erarbeitet. Damit haben wir Kontakt zur Stadt Linnich und zur Bezirksregierung aufgenommen, um Fördermöglichkeiten zu erörtern. Nach Ortsterminen und Diskussionen mussten wir allerdings einsehen, dass das Projekt aufgrund der erforderlichen Eigenmittel nicht zu realisieren war.
Einen weiteren Anlauf machte wir vor zwei Jahren im Rahmen des LEADER-Projektes, an dessen Workshops wir teilgenommen hatten. Auch hier stellte sich das Projekt als für uns nicht praktisch realisierbar heraus.
Inzwischen haben wir, um den Platz zumindest etwas aufzulockern, eine selbstgebaute Sitzecke mit Tisch und einen von innogy gesponserten Bücherschrank errichtet. Beides wird von den Mitbürgern – sowohl einheimischen als auch auswärtigen – gut frequentiert.
Unser großes Ziel haben wir aber trotzdem nicht aus den Augen verloren und bleiben am Ball.
Ebenfalls seit 2009 existiert eine von mir gepflegte Internetpräsenz für Ederen, die als Informationssystem dient und Ereignisse im Ort und natürlich auch unsere Projekte und Aktionen dokumentiert. Dort sind inzwischen 1.800 redaktionelle Artikel und über 20.000 Terminankündigungen erschienen.
Zudem finden sich unter www.ederen.de 300 Seiten zur Heimatgeschichte und 250 Seiten zum Dorf- und Vereinsleben.
Ich komme nun zu meinem letzten, aber nicht unwichtigsten Punkt: der Finanzierung der Projekte.
Wie bereits erwähnt, wurden die Materialkosten des Rundwanderweges in Höhe von 20.000 € durch das Konjunkturpaket II des Bundes bestritten.
Eine wesentliche Einnahmequelle nimmt das Sponsoring durch Institutionen wie z. B. Stadt Linnich, Indeland GmbH, Banken, RWE/Innogy, Gelsenwasser u.s.w. ein.
Ein nicht geringer Teil der Gelder kommt aus der Teilnahme an Wettbewerben. Hervorgehoben seien da der Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, bei dem wir im letzten Jahr eines von vier Golddörfern im Kreis Düren wurden und der Indeland/Innogy Klimaschutzpreis.
Eine Auswahl der Wettbewerbe, an denen wir erfolgreich teilgenommen haben, sehen Sie auf der Abbildung.
Die Wichtigkeit solcher Wettbewerbe möchte ich ausdrücklich betonen. Zum einen erlauben die damit gepaarten Preisgelder die Finanzierung weiterer Projekte und zum anderen ist die damit verbundene Anerkennung und Wertschätzung der Ausgezeichneten nicht zu unterschätzen.
Für die Zukunft erhoffen wir uns Gelder aus Förderungen, wie zum z. B. dem Heimatförderprogramm des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW.
Damit möchte ich dann zum Ende meines Vortrags kommen. Ich hoffe, dass er für Einige von Interesse war.
Bei der späteren Diskussionsrunde wird mein Kollege Herr Spelthann die IG Ederener Runde vertreten.
Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung stehen wir Ihnen gerne noch für Gespräche und eventuelle Fragen zur Verfügung.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.