Brandunglücke waren vor 200 Jahren weitaus häufiger und verheerender als heute. Kein Wunder: die Mehrheit der Gebäude bestanden zu dieser Zeit aus Lehm und waren mit Stroh eingedeckt. In der Chronik der Bürgermeisterei Ederen (mit den Gemeinden Ederen und Gereonsweiler) finden sich etliche Einträge.
Der erste Eintrag datiert aus dem Jahr 1826, als neugegründete Haushalte verpflichtet wurden, eine Abgabe für Feuerlöscheimer zu entrichten:
1826: »Die Königl. Regierung genehmigte ein Protokoll des Gemeinderaths vom (N.N.), worauf jedes Brautpaar welches sich hier häuslich niederläßt und jede in die Bürgermeisterey zugezogene Haushaltung für einen neuen Brandeimer die Summe von einen Thaler acht Silbergroschen zu zahlen hat.«
Im Jahr darauf, 1827, wird dann der Bestand an Feuerlöscheimern um 25 Stück vergrößert:
1827: »Zur Vervollständigung des Bedarfs an Feuerlöscheimern wurden vorläufig und bis weitere Fonds dazu disponible sind, 25 Stück am 7. November durch Legitation für 32 Thaler 15 Sgr beschafft.«
Dass Feuer vor 2 Jahrhunderten eine weitaus höhere Gefahr darstellte als heute ist an den zahlreichen Berichten über verheerende Brände zu sehen. Bei Ausbruch eines Brandes waren in der Regel mehrere Häuser betroffen. Ein wesentlicher Grund dafür mag die Tatsache sein, dass zu dieser Zeit fast alle Häuser, wie aus dem folgenden Zitat zu entnehmen ist, aus Lehm bestanden und mit Stroh gedeckt waren und so eine leiche Beute der Flammen wurden. Erstaunlich ist, dass vor 200 Jahren bereits viele Gebäude versichert waren.
1828: »Das Dorf Ederen wurde am 20. November dieses Jahres abermals durch eine Feuersbrunst heimgesucht, welche drei Häuser, die aber glücklicherweise in der Landes-Feuerversicherungs-Anstalt für 730 Thaler Preußisch eingeschrieben waren, in die Asche legte. Die Ursache der Entfachung dieses Unglücks hat nicht ermittelt werden können, dieselbe ist aber wahrscheinlich der Unvorsichtigkeit zuzuschreiben, womit Leute noch immer mit Feuer umzugehen gewohnt sind.«
1836: »Die neue Rheinische Provinzial-Feuer-Societät, welche die bisherige, mit dem Jahresschluß aufhörende Bergische Assekuranz ersetzen soll, wurde eingeführt. Dieselbe fand hier wenig Anklang, weil die Beitragssätze für die Lehmhäuser mit Strohbedachung, also für die Mehrzahl der hiesigen Gebäude, sehr hoch sind.«
Hier eine Auswahl von Berichten über Brände in den Jahren 1826-1860:
1826: »Im Dorfe Ederen wurden am 4. Januar 1826 fünf Wohnungen durch eine am Abend dieses Tages plötzlich ausgebrochene Feuersbrunst ein Raub der Flammen. Man hat die Ursache der Entstehung dieser Feuersbrunst nicht ermitteln können. Ein Glück für die Abgebrannten war es, daß die Gebäulichkeiten sämmtlich bei der Bergischen Feuer-Versicherungs-Societät versichert waren. Der taxierte Schaden ist ihnen im Ganzen mit 884 Thaler 15 Sgr 6 Pfg durch die Feuer-Versicherungs-Kasse zu Düsseldorf vergütet worden. Auch hat die Königl. hohe Regierung den Brandbeschädigten die Grundsteuer für d.J. zum Betrage ad 57 Thlr 29 Sgr 6 Pfg erlaßen.«
1833: »Am 6. Mai Nachmittags brach zu Gereonsweiler eine Feuersbrunst aus, welche leicht den größten Theil des Dorfes hätte einäschern können, wenn nicht die schnelle und thätige Hülfe des Feuers bald Meister geworden wäre. Das Feuer entstand an der Mahr in dem Kuhstalle des Egidius Maybaum, wahrscheinlich durch unvorsichtiges Hinstellen eines eben vom Feuer genommen Kessels mit Futter. In wenigen Minuten waren nicht allein die sämmtlichen Gebäulichkeiten des Maibaum, sondern auch noch die drei nebenstehenden Häuser von den Flammen ergriffen und in einer halben Stunde völlig in die Asche gelegt. Fast alle Mobiliar-Gegenstände, worunter auch ein Ochse, eine Kuh, ein Schwein und drei Ziegen, wurden mit ein Raub der Flammen. Die Gebäuden waren glücklicherweise alle in der Bergischen Feuer-Versicherungs-Anstalt assekurirt.«
1836: »Am 16. October Abends wurden 3 in der Nähe von Gereonsweiler stehende Fruchtschober eingeäschert, wahrscheinlich durch vorsätzliche Brandstiftung.«
1839: »In diesem Jahre wurde die Gemeinde Gereonsweiler zweimal von Brand-Unglück heimgesucht: das erste Mal am 21. August Morgens zwischen 3 - 4 Uhr brach in der Wohnung des Peter Thewissen in der Kopsstraße Feuer aus und legte nicht nur die Gebäuden des Thewissen, sondern auch jene von Theodor Frings und Heinrich Weber in die Asche, nämlich 3 Wohnhäuser, 2 Scheunen und 3 Ställe; außer denselben verbrannte Vieh, Getreide und Hausmobilien. Der ganze Brandschaden ist taxirt zu 880 Thalern. Blos ein Haus und eine Scheune waren assekuriert und zwar zu 100 Thalern. Die Ursache der Entstehung dieser Feuersbrunst ist sehr wahrscheinlich Nachläßigkeit.
Der zweite Brand ereignete sich am 24. September in der nämlichen Morgenstunde an einer Hütte der Wittwe Wüllenweber in der Köllenstraße. Hier wurde höchstwahrscheinlich durch Frevler-Hand das Feuer angelegt. Der Eidam der Wittwe Wüllenweber, Arnold Wienands Maurergeselle, wurde dieserhalb angeklagt, jedoch wegen Mangel an überzeugenden Beweisen von dem Assisenhofe freigesprochen.«
1840: »Am 9. März Abends 7 Uhr entstand in den Gebäulichkeiten der Gebrüder Ehser in der Cölnstraße Feuer, welches sich so schnell verbreitete, daß in ganzer kurzer Zeit auch die Nachbar-Häuser von Reiner Krieger, Ww Hermann Willms & Erben, Conrad Maibaum von den Flammen ergriffen und mit Scheunen und Stallungen eingeäschert wurden. Um dem Weitergreifen des Feuers Einhalt zu thun, mußte der zunächst bedrohte Theil des Gebäudes von Heinrich Maibaum niedergerissen werden. Die Gebäude waren zum Glück alle bei der Provinzial-Feuer-Societät assecurirt. Auch war die verbrannte Mobiliarschaft der Gebrüder Ehser, worunter 2 Pferde, 8 Stück Rindvieh, 1 Mutterschwein, 1 Ziege und 8 Schaafe, bei Colonia versichert und wurde von derselben mit 550 Thaler verhütet.«
1845: »Ein anderer Knabe, Namens Heinrich Jacob Müller zu Ederen, verunglückte am 26. August dadurch, daß seine Kleidung in Flammen gerieth.«
1847: »Am 23. September Morgens neun Uhr brach in den Oeconomie-Gebäuden der Geschwister Mertens und Leonard Mevihsen Feuer aus, wodurch diese Gebäude und namentlich die mit Frucht gefüllte Scheune eingeäschert worden sind. Der ganze Brandschaden ist auf 6000 Thaler angeschlagen, worauf 2300 Thaler Entschädigungsgelder aus der Provinzial-Societät gezahlt worden sind. Die Ursache der Entstehung dieses Brandes ist nicht ermittelt worden.«
1854: »In der Nacht des 20. Februar 1800 vier und fünfzig brach in dem bei der Rheinischen Provinzial-Feuer-Societät zu Thlr 120 versicherten Wohnhause des Johann Wilhelm Wüllenweber /:Haus No 140:/ zu Gereonsweiler Feuer aus. Durch rasche entschlossene Hülfeleistung der Nachbarn wurde aber das Feuer im Beginne gedämpft und einer weiteren Ausdehnung vorgebeugt. Die durch die Taxatoren ermittelte und dem Wüllenweber Seitens der Societät ausgezahlte Entschädigung beträgt 10 Thlr 13 Sgr 4 Pfg. Das Mobiliar war nicht versichert. Die angestellte Untersuchung über die Entstehung des Brandes hat zu einem Resultate nicht geführt.«
1855: »Am 25. Februar Nachmittags brach in dem Kamin des Wohnhauses des Tagelöhners Ludwig Ehser zu Gereonsweiler Feuer aus, welches aber durch schleunige Hülfeleistung noch im Entstehen gelöscht wurde. Der Schaden ist zu Einem Thaler fünf Sgroschen abgeschätzt und Seitens der Rheinischen Provinzial-Feuer-Societät zu Coblenz, bei welcher das Gebäude gegen Feuersgefahr versichert war, dem Ehser ausgezahlt worden ist.«
1856: »Am 3ten Maerz dieses Jahres Nachmittags, brach in dem bei der Vaterländischen Feuer-Versicherungs-Gesellschaft zu Elberfeld versicherten Gebäulichkeiten des Peter Joseph Neuhs, Ackerer und Wirth, sub No Haus an der Landstraße zu Gereonsweiler Feuer aus, wodurch die Gebäulichkeiten des Neuhs sehr beschädigt und die Mobilien meistens zerstört wurden; auch letztere waren bei der vorgedachten Gesellschaft versichert. Nachbargebäude sind von dem Feuer nicht erreicht worden. Die Nachforschungen über die Entstehung des Brandes haben zu einem Resultate nicht geführt.«
1857: »Neben der anhaltenden Dürre erregten die in hiesiger Nachbarschaft und in entfernteren Gegenden entstandenen vielen verheerenden Feuersbrünste allgemeinen Schrecken /:wovon jedoch die hiesigen Gemeinden verschont blieben:/. Fast täglich wurden neue Brandunglücke kund, davon nicht selten zwei bis drei in demselben Kreise.
Bei dem vorherrschenden Wassermangel wurde man nur selten des Feuers Meister. Im Allgemeinen wurde der Vermuthung Raum gegeben, daß schlechtes Gesindel die Brandstifter seien.«
1859: »Die Witterung des laufenden Jahres war bis zum Beginn des Frühlings ebenfalls sehr wechselnder Gattung. In der 2ten Hälfte der Frühjahres begann die Wärme schon sehr frühzeitig, wodurch häufige Gewitter entstanden und theilweise große Verheerungen angerichtet wurden. Auch Ederen traf ein solches Unglück, wo am 30ten May Nachmittags ein schweres Gewitter heranzog und durch den Blitz die Oekonomie-Gebäulichkeiten des R. Tillmanns hierselbst gänzlich eingeäschert wurden.
Außer dem vorerwähnten Brandunglücke des R. Tillmanns, welcher bei der Aachener-Münchener-Versicherung assecourirt hatte, fand noch eine zweite, am 13ten Februar 1859, namentlich bei Cath. Hub. Coenen in Gereonsweiler statt. Dieselbe hatte ihre Gebäulichkeiten bei der Rheinischen Provinzial-Feuer-Societät zu sechs hundert Thaler versichert.«
Eine direkte Erwähnung einer Feuerwehr findet sich nicht. Es ist daher anzunehmen, dass in einem Brandfall die Dorfgemeinschaft eingriff. Die eingangs erwähnten Löscheimer wurden sicherlich vorwiegend an den damals öffentlichen Brunnen / Pumpen gefüllt, denn eine eigene Wasserstelle hatten die wenigsten Haushalte.