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EDEREN. - Das Ziel der Halbtages fahrt, zu der der Pfarrgemeinderat die Senioren der Gemeinde eingeladen hatte, war die bei Kerkrade (Holland) gelegene Burg Eerenstein, deren Geschichte mit Ederen eng verbunden ist. Als Erstbesitzer der Burg Ederenstein - später Casteel Eerenstein - ist im 14. Jahrhundert der Ritter Adam von Ederen bezeugt, und zwar in einer Urkunde vom 15.3.1363. Die Stadt Kerkrade ist heute Eigentümerin der restaurierten und geschmackvoll ausgestatteten Burg, die als Restaurant und Stätte der Begegnung dient.
Am frühen Nachmittag trafen die Besucher aus Ederen in Begleitung von Pfarrer Langen und Ortsvorsteher Spelthann im heutigen Casteel Eerenstein ein. Nach einer Besichtigung der Burganlage und einem Spaziergang durch das landschaftlich schöne Amstel fand sich die Reisegesellschaft zu einer fröhlichen Kaffeerunde in der Burg ein.
Der Bürgermeister der Stadt Kerkrade, Smeets, der durch den Familienforscher, Initiator und Organisator der heimatgeschichtlichen Fahrt, Fritz Reuters, über diesen Besuch informiert war, hatte es sich nicht nehmen lassen, die Seniorengruppe aus Ederen auf Casteel Eerenstein willkommen zu heißen. Nach einer Begrüßung durch Pfarrer Langen und Ortsvorsteher Spelthann hob Bürgermeister Smeets in einer kurzen Ansprache unter anderem die geschichtliche Verbundenheit zwischen Linnich, Ortsteil Ederen, und Kerkrade, Casteel Eerenstein, hervor und knüpfte daran die Hoffnung, daß sich diese neue Verbindung festigen und vertiefen möge. Fritz Reuters, aufgrund seiner jahrelangen Forschungsarbeit bezüglich der Frühgeschichte des Ortsteiles Ederen - besonders aber mit der Geschichte der Ritter von Ederen - bestens vertraut und in den Staats-, Kirchen- und Stadtarchiven kein Unbekannter mehr, hat in mühseliger Forschungsarbeit wertvolles Urkunden- und Aktenmaterial zusammengetragen und zu einem interessanten heimatgeschichtlichen Beitrag verarbeitet. Hieraus hatte Reuters ein Kurzreferat zusammengestellt und informierte so die interessiert Zuhörenden über die Frühgeschichte des Dorfes Ederen und die Beziehung zu Casteel Eerenstein. dem Ziel dieser Halbtagsfahrt. Nachstehend Auszuge aus diesem Referat.
In vielen Urkunden
In Ederen, in alten Urkunden auch Ethdern, Ederne, Ehren oder Eeren genannt, war vom 12. bis 14. Jahrhundert nachweislich ein altes Jülich'sches Rittergeschlecht, das der Ritter von Ederen, ansässig. Wie weit die Existenz der Ritter von Ederen zurückreicht und wie lange die Stammburg in Ederen bestanden hat und deren genaue Standortbestimmung, kann nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden. Fest steht jedoch, daß das Geschlecht der Ritter von Ederen um 1450 ausstarb. Die bekanntlich erste urkundliche Erwähnung des Geschlechts der Ritter von Ederen stammt aus dem Jahre 1139. In einer Urkunde des Erzbischofs Arnold I. von Cöln ist ein Christian von Ederen als Zeuge genannt.
Daß die Ritter von Ederen im hiesigen Raum großen Einfluß besaßen, zeigen die vorhandenen Urkunden und Schriftstücke auf. Besonders hervorgetan hat sich Adam von Ederen, der die Geschicke unserer Heimat zu seiner Zeit wohl wesentlich mitgestaltet hat. Sein Name ist in vielen Urkunden zu finden und an das Zustandekommen wichtiger Verträge war er maßgebend beteiligt und an Dokumenten befindet sich sein Siegel. Etwa zwischen 1360 und 1363 verlegte Adam von Ederen seinen Wohnsitz in das reizvolle Amsteltal; er erwarb eine bei Kerkrade gelegene Bürg mit den dazugehörenden Ländereien und gab dem Anwesen seinen Namen. Vermutlich hat es sich bei der Burg um ein mit Steinen befestigtes Gebäude gehandelt und so der Name Burg Ederenstein. Fortan nannte Ritter Adam sich Adam von Ederenstein, und zwar bereits in einer Urkunde vom 15. 3.1363. Er siegelte jedoch diese Urkunde mit seinem alten Siegel als "Adam von Ederen, Ritter".
Adam von Ederen, Ritter, Herr zu Ederenstein, hatte sich im Raum Kerkrade in kürzester Zeit Macht und Reichtum geschaffen. So war er nicht nur Eigentümer der Burg, des etwa 400 Morgen großen Gutes Ederenstein und eines Hofes an der Amstel, auch gehörte ihm der Hof Dentgenbach bei Kerkrade. Außerdem waren in Kerkrade und Umgebung 38 Bauern abgabepflichtig; mußten also ihren Tribut an den Besitzer von Ederenstein leisten. Zudem besaß Adam das Wegerecht und konnte an der Brücke über die Amstel von jedem Passanten Zoll erheben.
Adam von Ederen ist Ende 1374 oder im Laufe des Jahres 1375 gestorben. Dies geht aus einer Steuerliste des Landes Herzogenrath hervor.
Der Nachfolger Adams, sein Sohn Adam II - auch Deam genannt - findet nur Erwähnung in Zusammenhang mit Schuldverschreibungen. Daraus resultiert, daß er das Erbe seines Vaters schlecht verwaltet hat. Aus den Schuldurkunden vom 16. Mai 1403 und 2. April 1408 geht hervor, daß er Ederenstein mit allem, was dazugehörte, verpfändete. Über eine Einlöse der Pfandbriefe konnte nichts ermittelt werden und auch nicht über das weitere Schicksal des Adam II (Deam) Herr zu Ederenstein. Alle Anwesenden waren dem Vortrag mit großer Aufmerksamtkeit gefolgt und sprachen die Hoffnung aus, daß maßgebliche Stellen für eine Publikation der Forschungsarbeit Fritz Reuters über die Geschichte Ederens und ihrer Ritter gewonnen werden und damit einem breiten Publikum - vor allen den Einwohnern des Ortsteiles Ederen - bekannt würden. Im Anschluß an den Vortrag fand in Begleitung des Vertreters der Stadtverwaltung Kerkrade, Bischof, eine Stadtrundfahrt und als Höhepunkt die Besichtigung der alten Abtei Rolduc statt. Mit herzlichen Dankesworten an Gastgeber, Veranstalter und Organisator fand die Exkursion in die Vergangenheit, die von allen Beteiligten sehr positiv aufgenommen wurde, ihren Abschluß.
Kurt H. Ludwigs
Aachener Nachrichten, 12. August 1980
Linnich/Ederen. - Nachdem in den letzten fünf Jahren verschiedene geschichts- und heimatverbundene Bürger Heimatbücher von Linnich, Hottorf und Körrenzig herausgegeben haben, setzte sich am Donnerstag im Linnicher Rathaus mit der Vorstellung des Buches "Ederen - Die Geschichte eines Dorfes im Jülicher Land" die heimatgeschichtliche Tradition des kleinen Städtchens an der Rur fort. In mehr als fünfjähriger Arbeit ist es dabei Fritz Reuters aus Ederen gelungen, alle über seinen Heimatort verfügbaren Urkunden und Akten zu sammeln und mit den bereits vorliegenden Schriften der Heimatliteratur zu einem geschlossenen Werk zusammenzufassen. Schlägt man das insgesamt fast 130 Seiten umfassende, eingebundene und mit 45 Fotos illustrierte Heimatwerk auf, ist man als interessierter Leser fasziniert von der Fülle der Materialien, die vom Autor, Fritz Reuters aus Ederen, zusammengetragen und jetzt veröffentlicht wurden. Anfänglich mit der Ahnenforschung in seiner Familie beschäftigt, stieß der Hobbylitertat durch Zufall auf ein Rittergeschlecht von Ederen. Als dann auch noch der Zufall eine originale Verkaufsurkunde des Ritters Adam von Ederen aus dem Jahre 1343 unter die Ahnenforschung „mischte", wurde Fritz Reuters neugierig und legte die bis in die zehnte Generation zurückverfolgte Ahnenforschung zur Seite. Fortan gehörte er zu den eifrigsten Besuchern in den Archiven von Linnich, Aachen, Neuss und Köln, und auch das geheime Vatikanarchiv von Rom öffnete die zur Verfügung stehenden Geheimnisse von "Aehre", wie der Stadtteil von Linnich im Volkdsmund genannt wird.
Mit dem nun der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Buch wird der Versuch unternommen, den Lebenslauf Ederens in einfacher, für jeden Bürger verständlicher Form darzustellen. Das mühsame Sammeln geschichtlicher Quellen zur Ausleuchtung der Frühgeschichte nahm mehrere Jahre in Anspruch, "und wenn ich nicht von so vielen Seiten unterstützt wäre, läge das Manuskript bestimmt noch bei mir zu Hause", versicherte Fritz Reuters anläßlich eines Pressegespräches. Und dadurch, daß viele Leute Informationen, Fotos und andere Urkunden für das Heimatbuch zur Verfügung stellten, konnte sich Reuters in jeder Minute seiner Freizeit mit immer neuen Quellen befassen, so daß der Band fast lückenlos die wechsehalfte Geschichte des Dorfes wiedergibt. Viele Seiten des Buches sind der älteren geschichtlichen Vergangenheit, die mit den Rittern von Ederen eng verbunden ist, gewidmet. So enthält der kartonierte Einband nicht weniger als 25 Ablichtungen von alten Urkunden, die mit Siegel und Unterschriften die Jahrhunderte alte Dorfgeschichte wieder erwachen lassen. Angefangen von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1139, über die lückenlose Chronik der Bürgermeisterei Ederen bis hin zu alten Fotodokumenten hat Fitz Reuters all jenes zusammengetragen, was in einem Heimatbuch seinen Nachschlag finden sollte. Besonders die Wiedergabe von alten Dorfidyllen mittels Fotoreproduktion - angefertigt von Sohn Richard - lassen an jene Zeiten erinnern, wo nicht nur in Ederen das Rad der Zeit stehengeblieben zu sein schien und das dörfliche Leben abseits moderner Errungenschaften in gewohnten Bahnen verlief.
Wie die meisten Dörfer im alten Kreis Jülich kann auch die Frühgeschichte Ederens in die Römerzeit datiert werden. Neben enigen Funden, die mit dem bedeutenden Fund eines Römergrabes noch nach anderthalb Jahrtausenden die römische Besiedlung in Ederen bestätigten, waren es vor allen Dingen vier "Römerköpfe", die die Aufmerksamkeit des Hobbyforschers Reuters erweckten. Als heidnische Darstellungen etwa 240 nach Christus entstanden, zierten die Skulpturen den Ederner Pfarrgarten. Darüber schreibt Reuters: "Im Jahre 1851 ist nachweislich ein Kopf zum Bonner Landesmuseum geschickt worden, wo er aber nicht angekommen zu sein scheint, und das historisch wertvolle Zeugnis längst vergessener Kulturen verschwunden ist. Der dritte Kopf ist erst in jüngster Zeit zerstört worden, so daß die in dem Buch wiedergegebenen Ablichtungen recht eindrucksvoll die 'hellenistische' Handgriffe erkennen lassen."
Wie geduldig doch Geschriebenes sein kann, erwies sich anläßlich der Pressekonferenz im kleinen Sitzungssaal des Rathauses in Linnich, als Bürgermeister Heribert Emunds, Stadtdirektor Horst-Dieter Uebber und Stadtarchivar Kurt H. Ludwigs im Beisein des Autors das Werk der Öffentlichkeit vorstellten. Dabei konnte Fritz Reuters mitteilen, daß der verschollene Römerkopf nach mehrmaligen Besuchen in Bonn und der Durchstöberung des Bestandes wiederentdeckt worden war und nun als Gipsabdruck im Hause Reuters zu bewundern ist. So äußerte denn Stadtdirektor Uebber, nachdem er sich mit anerkennenden Worten bei Fritz Reuters für die freiwillige Arbeit bedankt hatte, den Wunsch, daß die restlichen zwei Köpfe der Linnicher Bevölkerung erhalten bleiben möchten. Auch Heribert Emunds sprach in einer kurzen Begrüßung die Hoffnung aus, daß das Werk von Ederen in der Dorfbevölkerung und darüber hinaus in der breiteren Öffentlichkeit Interesse finden möge, „damit dadurch die unermüdliche Arbeit des Autors belohnt wird". Das Heimatbuch, welches die .Stadt in einer Auflage von 500 Stück herausgibt, wird am Freitag, 2. April, in einer heimatgeschichtlichen Ausstellung in der alten Schule in Ederen der Bevölkerung zugänglich gemacht. Dabei werden auch sämtliche im Büch wiedergebenen Fotos und Urkunden in Großformatfotos sowie die Römerköpfe zu besichtigen sein.
Helmut Schiffer
Aachener Nachrichten / Nr. 72, Samstag 27. März 1982
Ederen/Linnich. - Ein neues Heimatbuch liegt vor. "Ederen - Die Geschichte eines Dorfes im Jülicher Land" lautet der Titel. Fritz Reuters, der im Linnicher Stadtteil Ederen beheimatet ist, hat das Werk geschrieben. Die Publikation mit einer Auflagenhöhe von 500 Exemplaren, die im Buchhandel 15 Mark kosten soll, wurde dieser Tage im Linnicher Rathaus der Presse vorgestellt. Herausgeber der Schrift ist die Stadt Linnich. Reuters, der über die Ahnenforschung zur Geschichte seines Heimatortes kam, arbeitete nach eigenen Angaben rund fünf Jahre an seinem Buch. Das 126 Seiten umfassende Werk, das mit zahlreichen Abbildungen illustriert ist, zeichnet sich also nicht umsonst durch große Sorgfalt aus. Der Autor baute sein Buch in Form einer Anthologie auf. Es finden sich in dieser Publikation über 20 Beiträge, in denen die verschiedensten heimatkundlichen Aspekte angesprochen werden. "Aus der Dorfgeschichte von Ederen", "Die Römerköpfe in Ederen" und "Die Glocken der Pfarrkirche" mögen als Beispiele für die Vielzahl der Themen diesen.
Das Buch „Ederen" ist also keinesfalls als eine abgeschlossene Dorfgeschichte aufzufassen. Der moderne Aufbau mit vielen voneinander unabhängigen Beiträgen macht es auch für Laien attraktiv, ist doch niemand gezwungen, das ganze Werk auf einmal zu lesen. Jeder kann sich die Kapitel heraussuchen, die ihm am meisten zusagen. Doch nicht allein der Aufbau des Buches ist erfolgversprechend, Fritz Reuters veröffentlicht auch eine Vielzahl von historischen Fakten, die entweder noch gar nicht oder in dieser Form noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Bemerkenswert ist überdies, daß der Autor im Rahmen der Buchveröffentlichung noch zu einer Heimatausstellung in die Ederener Schule einlädt, die am Freitag, dem 2. April, um 19 Uhr eröffnet wird. "Ederen in alten Bildern und Urkunden" lautet der Titel der Exposition. Fritz Reuters zeigt dabei vieles, das er in seinem Buch ausführlich beschrieben hat. Die Heimatschrift will der Autor seinen Mitbürgern bei diesem Anlaß natürlich auch offiziell vorstellen.
Ulrich Coenen
Aachener Volkszeitung, Samstag 27. März 1982
Ederen. - "Ich kam einmal in fremden Lant, da stunt geschrieben an der Want, bis frym und sei verschweigen, was nit dein ist. das las leigen." Dieser Spruch, in einer antiquierten, heute keinesfalls mehr gebräuchlichen deutschen Sprache, steht auf einem der schönsten Ausstellungsstücke der Heimatausstellung in Ederen, die am Wochenende in der Alten Schule des Dorfes zu sehen war. Es handelt sich bei diesem Expositions-Gegenstand um einen Türbalken aus dem Jahre 1769, der über dem Eingang des im letzten Weltkrieg zerstörten Stammhauses der Ederner Familie Syben angebracht war.
Veranstalter der Ausstellung war übrigens Fritz Reuters, der Autor des Buches "Ederen - Die Geschichte eines Dorfes im Jülicher Land", das dieser Tage von der Stadt Linnich herausgegeben wurde. Auf die meisten Stücke, die in der alten Schule zu bewundern waren, stieß Reuters während der Recherchen zu seiner Publikation. An diesem Werk arbeitete der Ederner Bürger rund fünf Jahre. In vielen Archiven suchte er nach Urkunden, die mit der Geschichte seines Heimatortes im Zusammenhang stehen. Diese Urkunden ließ Reuters in Originalgröße reproduzieren, um sie seinen Mitbürgern zeigen zu können. Allerdings waren auch echte Dokumente zu sehen, die als Leihgabe nach Ederen kamen. Die betagteste ausgestellte Urkunde stammt aus dem Jahre 1139. Sie erwähnt einen Christian von Ethdern im Gefolge Erzbischofs Arnold I. von Köln. Dieses Schriftstück gilt als das älteste in dem Ederen erwähnt ist. Es wird ebenso wie das Zweitälteste vom 5. Juni 1231 im Historischen Archiv der Stadt Köln aufbewahrt. Die zweite Urkunde spricht von Ritter Reinardus von Ederen und seiner Frau Lürkardis. die zwei Mansen Land an das Kloster Weiher veräußern.
Neben Urkunden waren in der Alten Schule noch Fotos zu besichtigen, die das Dorfbild Ederens zu Beginn unseres Jahrhunderts illustrieren. Fritz Reuters hat diese Aufnahmen aus den Familienalben seiner Mitbürger zusammengetragen. Sein Sohn Richard fertigte im eigenen Labor von diesen Fotografien Reproduktionen an.
Daß die Ederner Gegend schon zur Römerzeit besiegelt war, scheint außer Zweifel zu stehen. Zahlreiche römische Funde, die Landwirte bei der Feldarbeit machten, unterstreichen das. Die schönsten dieser Funde konnten die Besucher von Fritz Reuters Heimatausstellung bewundern. Überaus interessant ist vor allem der Rest eines Kapitels - das ist der Abschluß einer Säule - aus der römischen Besatzungszeit. Nicht zu vergessen bei der Auflistung interessanter Ausstellungsstücke ist natürlich auch eine Speerspitze aus fränkischer Zeit, die ebenfalls beim Pflügen ans Tageslicht kam.
Absoluter Höhepunkt der Exposition waren allerdings zwei römische Skulpturen, die jahrzehntelang in der Mauer des Pfarrgartens eingemauert waren, bis Fritz Reuters sie dem Rheinischen Landesmuseum in Bonn zur Identifizierung und Restaurierung zustellte. (Die Volkszeitung berichtete in ihre Ausgabe vom 23. Januar ausführlich darüber.) Das Landesmuseum besitzt noch eine dritte im vergangenen Jahrhundert in Ederen gefundene Plastik, von der auf der Ausstellung eine Nachbildung zu sehen war. Die drei Köpfe aus dem dritten nachchristlichen Jahrhundert sind gemeinsam von großer Bedeutung. Stammen sie doch aus einer Zeit in der Reliefs sehr in Mode waren und vollplastische Arbeiten als weit weniger häufig angesehen werden können.
Die Heimatausstellung in Ederen wurde übrigens offiziell von Linnichs Bürgermeister Heribert Emunds eröffnet. Der erste Bürger der Stadt Linnich gab in seiner Ansprache der Hoffnung Ausdruck, daß dieser von Fritz Reuters organisierte schöne Rückblick in die Vergangenheit viel Interesse finden möge.
Ulrich Coenen
Aachener Volkszeitung / Nr. 79 - Montag 5. April 1982
EDEREN. - Leider nur wenige Ederener Bürger waren am Freitagabend anwesend, als im Beisein von Bürgermeister Heribert Emunds und anderen Mitgliedern des Rates der Verwaltung der Stadt Linnich die erste Heimatausstellung in Ederen eröffnet wurde.
Fritz Reuters und Sohn Richard, die in ihrer Freizeit umfangreiches Material zusammengetragen hatten und so die mehreren Jahrhunderte lange Geschichte des Heimatortes wieder zum Leben erwachen ließen, zeichneten für die Ausstellung verantwortlich. Von der Stadt Linnich herausgegeben, zeigt das Buch "Ederen - Geschichte eines Dorfes im Jülicher Land" die wechselvolle Geschichte eines Dorfes auf, wobei sämtliches verfügbares Material von dem Heimatforscher "ausgegraben" wurde. Davon zeugte auch die Heimatausstellung, in der annährend 95 Exponante der Geschichte von "Aehre" zu besichtigen waren. Türbalken von 1769, topografische Tranchot-Karten aus dem Jahre 1805, Römerfunde, Speerspitzen aus der Frankehzeit sowie zahlreiche Urkunden aus dem 12. bis 15. Jahrhundert vervollständigten die Geschichtsausstellung in Ederen.
Unser Foto zeigt Heimatforscher Fritz Reuters (links) mit seiner Ehefrau und Besuchern der Ausstellung, die zahlreiche Fragen nach Herkunft und Alter der Ausstellungsstücke stellten.
Aachener Nachrichten, 5. April 1982
Ederen. - Eine Ausstellung mit den Sammelstücken des Heimatkundlers Fritz Reuters findet an diesem Wochenende in der alten Schule in Ederen statt. "Ederen in alten Bildern und Urkunden" ist der Titel der Ausstellung, zu der Fritz Reuters einlädt.
Geöffnet ist die Ausstellung am Freitag (2. April) von 19 bis 21 Uhr, am Samstag (3. April) von 15 bis 21 Uhr und am Sonntag (4. April) von 10 bis 20 Uhr.
Dürener Woche, 1. April 1982
Ederen - Am vergangenen Wochenende wurde durch Bürgermeister Heribert Emunds eine Heimatausstellung in Ederen eröffnet. Der Buchautor ("Ederen - Geschichte eines Dorfes im Jülicher Land"), Fritz Reuters, hat aus Familienalben seiner Mitbürger zahlreiche alte Fotos zusammengetragen und in der alten Schule der Öffentlichkeit vorgestellt. Unser Foto zeigt eine Szene aus der Ederener Dorfgeschichte.
Dürener Woche, 8. April 1982
"Ich kam einmahl in fremden Lant, da stunt geschreiben an der Want: Bis frum und sei verschweigen, was nit dein ist, das las leigen." - In der Alten Schule des Dorfes Ederen fand eine Heimatausstellung statt, und die Besucher kamen aus dem Staunen nicht heraus. Was ihr Mitbürger Fritz Reuters da zusammengetragen hatte, ließ den Ort, an dem sie alle leben, in einem anderen, freilich nicht neuen, sondern vielmehr historischen Licht erscheinen. Es öffnete den Blick in vergangene Jahrhunderte, auf Menschen und Dinge, wie sie waren und wurden, bis zurück in eine Zeit, da die Römer einst das Land besetzten.
Der zitierte Spruch schmückt einen Türbalken mit der Jahreszahl 1769. In der Alten Schule war er zusammen mit noch älteren Urkunden und Aufzeichnungen. Bildern und Gegenständen zu besichtigen, historischen Kostbarkeiten zum Teil, die in dieser Zusammenstellung vorher noch nicht zu sehen waren.
Fritz Reuters, seit 1962 Angehöriger des Werkschutzes im Philips-Werk Aldenhoven, hatte - gemeinsam mit seinem Sohn Richard - das alles aus besonderem Anlaß so liebevoll hergerichtet. Er stellte zugleich sein soeben von der Stadt Linnich herausgegebenes Buch vor: "Ederen - die Geschichte eines Dorfes im Jülichei Land".
Wie er auf Umwegen zur Heimatgeschichte fand, erzählte Reuters den zur Eröffnung gekommenen Besuchern. Seit Jahren hatte er sich in der Freizeit mit Familien- und Ahnenforschung befaßt, bis er seinen Stammbaum über zehn Generationen zurückverfolgen konnte. Doch irgendwann stieß er bei seinen Nachforschungen auch auf Dokumente aus der Dorfgeschichte.
Neugierig geworden, stellte er weitere Nachforschungen an und merkte bald, daß er - über die hier einst ansässigen Ritter etwa - mehr herausbekam als das Wenige, das er in der Schule gehört hatte. Das faszinierte ihn, und schließlich wandte er sich ganz diesem Gebiet zu. Er wechselte vom Stammbaum zur Dorflinde über, gewissermaßen.
Immer häufiger sah man Fritz Reuters in der folgenden Zeit Stadt- und Staatsarchive durchforsten. Er wurde Dauergast in Aachen und Neuss, Köln und Düsseldorf, wertete private Chroniken aus und bemühte sogar das Vatikan-Archiv in Rom. Er stöberte und ordnete, sichtete und sammelte, schrieb und kopierte, bis ihn das reichlich zusammengetragene Material eines Tages auf den Gedanken brachte: "Das müßte man mal irgendwie veröffentlichen!"
Nach fünf Jahren Arbeit, die immer noch als Hobby empfunden wurde, aber dennoch mühsam war, kam der große Tag. Mit Unterstützung des 6000-Einwohner-Städtchens Linnich, zu dem Ederen heute gehört, konnte das Werk erscheinen: 126 Seiten im Großformat, so gehaltvoll wie eindrucksvoll. Neben den Textbeiträgen zahlreiche Fotos und Reproduktionen alter Urkunden, die Sohn Richard, der Physikstudent, im eigenen Labor anfertigte.
Über die Geschichte Ederens, des 1000-Seelen-Dorfes im Nordosten Aachens, gab es bis dahin keine zusammenfassende Veröffentlichung. Bescheiden nennt Fritz Reuters seine Arbeit einen "Versuch", der - wenn diese Untertreibung überhaupt zutrifft - als außerordentlich gelungen zu bezeichnen ist.
Daß der Name Ederen (in einer älteren Schreibweise) zuerst 1139 in einer Urkunde erwähnt wird, weiß dank Reuters nun fast jedes Kind. Von Christian von Ethdern, einem Ritter im Gefolge des Erzbischofs Arnold I. von Köln, berichtet das Dokument.
Besiedelt war die Gegend, so erfährt der Leser, allerdings schon zur Römerzeit, wie zahlreiche Funde beweisen. Vor allem beim Pflügen auf den Äckern kamen immer wieder einmal Spuren und Bruchstücke von Gegenständen aus jener Zeit ans Licht. Noch nach anderthalb Jahrtausenden entdeckte man ein Römergrab. Fritz Reuters hatte im September 1981 dafür gesorgt, daß zwei römische Skulpturen, die jahrzehntelang in die überwucherte Umfriedung des Pfarrgartens eingemauert waren, aus der Vergessenheit geborgen wurden. Es handelt sich um lebensgroße Köpfe aus Sandstein, vermutlich Götterdarstellungen, aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. Ursprünglich waren es vier Köpfe; einer ist zerstört, so wußte man, der andere verschollen, nachdem er vor 132 Jahren an das Rheinische Landesmuseum in Bonn geschickt worden war.
Erst als nun die letzten beiden, vom Mauerwerk des Pfarrgartens befreiten Götterköpfe nach Bonn übersiedelten, wurde auch der verschollene in einem Museumswinkel wiedergefunden. Sein Bild ziert den Einband des Reuters-Buches, einen Gipsabdruck hütet der Hobbyforscher in seinem Studierzimmer.
Schon ist der nächste Plan gereift: Den im Krieg zerstörten alten "Willibrordus-Brunnen" will Fritz Reuters in historischer Form wiedererstehen lassen. Ein Modell im Maßstab 1:10 hat er fertig. Noch in diesem Frühjahr möchte er mit Sohn und Freunden beginnen, bis hinunter in die ursprüngliche Tiefe den Brunnenschacht freizulegen.
Karsten Evers
wir bei Philips - Journal für die Mitarbeiter der deutsche Philips-Unternehmen
Nr. 4 Dezember 1983 34. Jahrgang
Ederen. - Es ist unschwer zu erraten, daß in Ederen der heilige Willibrord eine große Rolle spielt, tragen doch eine Kapelle, eine Straße und ein Bach seinen Namen. Kenner der Heimatgeschichte wissen natürlich, daß er hinter dem heiligen Pankratius der zweite Pfarrpatron ist und daß darüber hinaus sogar noch ein Brunnen nach ihm benannt ist. Aber der Brunnen, so wurde jedenfalls bis vor kurzem noch angenommen, war den Kriegsereignissen zum Opfer gefallen. Der Initiative eines Dorfbewohners - Fritz Reuters - ist es zu verdanken, daß dieser Brunnen nicht nur wiederentdeckt wurde, sondern daß er demnächst auch vollkommen restauriert wird. Die Geschichte des Brunnens führt weit zurück in die Geschichte, genauer bis ins 7. Jahrhundert. In dieser Zeit soll nämlich der heilige Willibrord, der 657 geboren wurde, die Priesterweihe erhielt und dann als Missionar tätig war, an eben jenem Ederener Brunnen gepredigt und getauft haben.
Manche Geschichte kursierte damals über die wundertätige und heilende Kraft des Brunnenwassers. Schorf und Augenleiden soll es geheilt haben, vor allen Dingen bei Kindern. So groß war der Ruf seiner Heilkraft, daß die Menschen sogar aus fernen Ländern an seine Quelle eilten. Auch im Mittelalter wußten die damaligen Ritter das Wasser zu schätzen. Da es vor Verwundung schützen sollte, badeten sie sich darin, bevor sie in den Kampf zogen. Im weiteren Verlauf der Geschichte diente der Brunnen den Anwohnern zur Deckung des täglichen Wasserbedarfs. Dies übrigens bis zum Jahr 1925, als Ederen an das allgemeine Wasser-Versorgungsnetz angeschlossen wurde. Waren die Verwendungsmöglichkeiten des Brunnens schon vielfältig, so sind es die Veränderungen, die im Laufe der Zeit an seinem Äußeren vorgenommen wurden, mindestens ebenso.
Zunächst lediglich aus einer niedrigen Außenmauer mit dazugehöriger Laufrolle für die Eimerkette bestehend, wurden später die Außenmauern höher gezogen und um das Jahr 1850 sogar ein Kuppelbau auf die Mauern aufgesetzt.
Von all dem, so berichtet Fritz Reuters, sei allerdings nichts mehr zu sehen gewesen, da der Brunnen durch Kriegseinwirkungen bis auf die Grundmauern zerstört worden sei. Fritz Reuters kurbelte, nachdem er die Grundmauern entdeckt hatte, die Ausgrabung des Brunnenschachts und die anschließende Restaurierung des gesamten Brunnens an. Mittlerweile sind übrigens auch andere Dorfbewohner dabei, Fritz Reuters nach Kräften zu unterstützen. Beim Beginn der Ausgrabungen wartete dann eine Überraschung auf die Beteiligten, darunter übrigens auch Männer vom Kampfmittelräumdienst. Neben Panzergranaten, Minen und etlichen anderen Sprengkörpern förderten die Männer noch einen Gegenstand aus Holz ans Tageslicht, der sich später als die originale Laufrolle mit einem Stück der dazugehörenden Eimerkette erwies. Auch der Brunnenschacht, den die Beschäftigten des Räumdienstes mittlerweile auf sieben Meter getrieben haben, ist noch in Ordnung, so daß demnächst mit den weiteren Restaurierungsarbeiten fortgefahren werden kann.
Geplant ist, eine Anlage zu schaffen, in die auch die etwas abseits liegende St.-Willibrordus-Kapelle mit einbezogen werden soll. Auch diese müßte allerdings noch restauriert werden. Finanzielle Hilfe ist vielleicht zu erwarten. Die bisherigen Bitten um Unterstützung waren nämlich meist mit der Begründung abgewiesen worden, es fehle an alter Bausubstanz.
Von anderer Seite hat Fritz Reuters bereits Unterstützung erhalten. Rheinbraun hat ihm Feldbrandsteine, die aus dem Abriß alter Häuser im Zuge der Umsiedlungsmaßnahmen stammen, für die Außenmauern zur Verfügung gestellt.
Walter Klöters
Aachener Volkszeitung / Nr. 140 - Mitwoch, 22. Juni 1983
Ederen. - Seit jeher wird die Verehrung des heiligen Willibrordus in Ederen groß geschrieben. Neben einer Kapelle mit gleichem Namen befand sich auch ein Brunnen, dessen Wasser heilbringende Wirkung nachgesagt wurde. Die Quellenverehrung endete, als in den dreißiger Jahren die Wasserader versiegte. Der Brunnen geriet in Vergessenheit, wurde im Krieg zerstört und vollkommen abgetragen. Auf Initiative des Ederner Heimatforschers Fritz Reuters wurde das Brunnengehäuse nun in den letzten Monaten von freiwilligen Helfern neu aufgebaut und am Donnerstag der Öffentlichkeit übergeben.
Im Jahre 1850 wird in einschlägigen Literaturkreisen erstmalig die Quellenverehrung in Ederen erwähnt. Und angeblichen mündlichen Überlieferungen folgend, soll sich der heilige Willibrordus, der im Jahre 739 im Kloster Echternach begraben wurde, selbst einmal an der Quelle aufgehalten haben. So zogen im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Einzelpilger nach Ederen, um Sich mit dem Trinken des Wassers Linderung von Krankheiten zu versprechen. Vermutlich im Zusammenhang mit den Abteufungen der Steinkohlenzechen im nahen Wurm-Revier versiegte die Willibrordus-Quelle nach 1930, so daß auch die Pilgerreisen aufhörten. Im Zweiten Weltkrieg wurde das ebenerdig gelegene Brunnengehäuse vollkommen zerstört und der Brunnenschacht als "Abfallgrube" benutzt. So fristete das ehemalige Kleinod einen Dornröschenschlaf, ehe sich der Heimatforscher Fritz Reuters daranmachte, mit freiwilligen Helfern den Brunnen zu suchen, der im Laufe der letzten Jahrzehnte vollkommen verschwunden war. Vor rund einem Jahr konnte dann der Standort ausgemacht werden, und mit Eifer ging man daran, die Fundamente freizulegen. In der Vorbereitungsphase mußten mit dem Landeskonservator sowie dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege viele Einzelgespräche geführt werden, weil man das Brunnengehäuse im alten Zustand wieder aufbauen wollte. Doch dieses Vorhaben erwies sich als recht schwierig, waren doch Aufnahmen von dem Willibrordus-Brunnen schwer zu beschaffen.
Bevor der rund sieben Meter tiefe Brunnenschacht freigelegt werden konnte, mußten die Ederener Baumeister die Hilfe des Kampfmittelräumdienstes in Anspruch nehmen. Nach den Kriegstagen war der Brunnen, so die Aussagen älterer Bürger, als "Munitionsdepot" benutzt worden. Deshalb wandte sich Fritz Reuters an die Stadt Linnich, die ihrerseits mit den Spezialisten aus Aachen Verbindung aufnahm. Daß diese Arbeit nicht vergebens war, zeigte das "Ausgrabungsergebnis". Panzerminen und Panzerfäuste wurden ebenso geborgen wie Spreng- und Phosphorgranaten und jede Menge Kleinmunition. Doch groß war die Freude, als man unter Schutt und sonstigem Gerumpel auch die original Holzrolle des Brunnens fand, mit dem das Wasser heraufgedreht wurde. Die Überraschung war jedoch perfekt, als man auch noch auf sauberes und klares Quellwasser stieß. Reuters: "Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet!" So konnte er bei der kleinen Einweihungsfeier mit Stolz weiter berichten, daß der Brunnen in den letzten Monaten eine konstante Wassersäule von 2,40 Meter hat.
Da von Anfang an die Meinung vertreten wurde, das Brunnengehäuse im originalen Zustand wieder aufzubauen, ging man auf die Suche nach alten Feldbrandsteinen. Diese wurden von Rheinbraun zur Verfügung gesteilt. Drei junge Maurer aus dem Ort führten die Arbeiten aus. Schwierigkeiten bereitete der Kuppelbau des Brunnens. So wurde dieser Bauabschnitt auf der Erde vorgefertigt, mit Beton die Form gegossen, dann mit einem Kranwagen auf das zika vier Meter hohe Brunnengehäuse gesetzt. Die in Eigeninitiative durchgeführten Arbeiten haben somit dazu beigetragen, daß neben der ehemals christlichen auch die kulturelle und historische Bedeutung des Brunnes erhalten geblieben ist.
Dank für die geleistete freiwillige Arbeit stattete Linnichs Bürgermeister Heribert Emunds ab. Dabei hob er lobend die "beharrliche und intensive" Arbeit von Fritz Reuters hervor. Er versprach, für den noch zu fertigenden Vorplatz eine Ruhebank zu stiften, damit das Bauwerk "in aller Ruhe" betrachtet werden könne. Auch Rheinbraun-Direktor Jürgen Schultze erklärte sich bereit, "im Rahmen des Möglichen" bei den weiteren Arbeiten zur Verschönerung der Umgebung behilflich zu sein. Das Problem des "Dorfbaches" griff Stadtdirektor Horst-Dieter Uebber auf, da der Brunnen in direkter Nähe des Merzbaches liegt. "Abwassertechnisch ist zur Zeit nichts möglich, aber in Zusammenarbeit mit Rheinbraun, der Stadt und dem Merzbachverband wollen wir versuchen, am Willibrordus-Brunnen etwas für die Schönheit des Baches zu tun."
Den Dank der Bürger übermittelten Ortsvorsteher Edmund Spelthann und Pfarrer Josef Langen, wobei letzterer noch mit kurzen Worten auf die Willibrordus-Verehrung in Ederen einging. Dank galt zum Abschluß der Familie Funk, die ihr Grundstück während der Baumaßnahme für die Arbeiten zur Verfügung gestellt hatte.
Helmut Schiffer
Aachener Nachrichten, Samstag, 17. September 1983
Ederen. - Jetzt ist Ederen um eine Attraktion reicher: Der historische Willibrordus-Brunnen ist restauriert, monatelange Anstrengungen haben sich gelohnt (wir berichteten). Ein ganz dickes Lob geht an die Adresse von Fritz Reuters, denn er war es, der sich für die Instandsetzung aktiv einschaltete. Anerkennung gebührt aber auch der Stadt Linnich und Rheinbraun, die diese Aktion auf ihre Art unterstützten.
Um das Prunkstück einmal vor Ort zu besichtigen, erschienen neben dem Bürgermeister Heribert Emunds der Stadtdirektor Horst-Dieter Uebber sowie Rheinbraun-Bereichsdirektor Jürgen Schultze. Mit von der Partie waren außerdem Ortsvorsteher Edmund Spelthann und Pfarrer Josef Langen.
Fritz Reuters ließ in seiner Ansprache vergangene Zeiten Revue passieren und erinnerte sich noch gut an die Anfange der Baumaßnahme: "Ich habe damals viele Gespräche mit der Stadt und dem Land schaftsverband geführt, konnte aber nicht auf finanzielle Unterstützung hoffen. Aus diesem Grunde mußten wir selbst aktiv werden und Eigeninitiativen ergreifen", meinte Fritz Reuters. Gleichzeitig bedankte er sich bei der Stadtverwaltung, daß sie den Kampfmittelräumdienst zur Ausschachtung des Brunnens beauftragte, denn im Inneren befand sich noch Munition aus Kriegstagen. Außerdem habe die Fürsprache des Landrates Johannes Kaptain bei Direktor Jürgen Schultze bewirkt, daß die Rheinbraun Feldbrandsteine für die Errichtung des Brunnens bereitstellte. Fritz Reuters bedankte sich bei den vielen freiwilligen Helfern, die sich spontan und selbstlos einsetzten. "Nachdem wir im Juni dieses Jahres das Fundament des Brunnenschachtes freigelegt hatten und der Kampfmittelräumdienst seine Aufgabe vollendete, begannen wir mit den Maurerarbeiten", erinnerte er sich. Großer Einsatz, vor allem nach Feierabend, sei hier erforderlich gewesen. Besondere Mühe habe die Betonierung und das Aufsetzen der 2,5 Tonnen schweren Kuppel gekostet.
Jetzt soll die Umgebung des Brunnens verschönert werden. Geplant ist der Bau einer Holzbrücke, die eine Verbindung vom Brunnen zur Kapelle herstellt. Bürgermeister Heribert Emunds versprach sofort eine Parkbank, die zur Verschönerung der Anlage dienen soll. Er bedankte sich bei Fritz Reuters, der durch seine Initiative ein Stück Heimatgeschichte wiederentdeckt hatte. Heribert Emunds stellte mit Zufriedenheit fest, daß die Ederner ohne jeglichen Anstoß der Stadt "eifrig" wurden, eine Verhaltensweise, die man leider nur noch aus früheren Zeiten kenne. Abschließend sicherte er Fritz Reuters Unterstützung für die geplante Anlage zu, allerdings unter der Bedingung, daß sich die Dorfbewohner um die Instandhaltung kümmern. Beeindruckt vom Willibrordus-Brunnen zeigte sich Jürgen Schultze. Er beglückwünschte die Stadt und den Ortsvorsteher zu solch aktiven Einwohnern, die sich um die Erhaltung historischen Gutes kümmern. Für weitere Maßnahmen bot er "im Rahmen des Möglichen" seine Hilfe an, was natürlich entsprechenden Zuspruch fand. Der Stadtdirektor machte dann den Vorschlag, in Gemeinschaftsleistung mit dem zuständigen Merzbach-Verband für einen besseren Abfluß des Baches zu sorgen. Abschließend bedankte sich Ortsvorsteher Edmund Spelthann bei den "Reuters und Mannen" für die perfekte und zügige Restaurierung.
Spätestens nach Fertigstellung der Grünanlage wird der Willibrordus-Brunnen wohl ein beliebter Anziehungspunkt für die Ederner und vielleicht auch Nicht-Ederner sein.
Gudrun Petersen
Aachener Volkszeitung / Nr. 215 - Samstag, 17. September 1983
"Vom Stammbaum zur Dorflinde" - so lautete die Überschrift des Hobby-Beitrags, den das "wir bei Philips"-Journal in der Ausgabe 4/83 veröffentlichte. Fritz Reuters, Angehöriger des Werkschutzes im Werk Aldenhoven, reitet ein nicht gerade alltägliches Steckenpferd: Heimatforschung. Unter anderem war in unserem Bericht auch die Rede von seinem Plan, einen historischen Brunnen in seiner Heimatgemeinde Ederen wieder aufzubauen, der im Krieg nahezu völlig zerstört worden war.
Aus diesem Plan ist Wirklichkeit geworden. Fritz Reuters und seine freiwilligen Helfer haben den "Willibrordus-Brunnen" neu erstehen lassen. Zunächst mußte mit Hilfe von Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes eine Anzahl von Panzerfäusten, Panzerminen, Spreng- und Phosphorgranaten sowie Kleinmunition aus den Resten des Brunnenfundaments entfernt werden, bevor man den rund sieben Meter tiefen Brunnenschacht freilegen konnte.
Groß war die Freude, als die freiwilligen Brunnenbauer unter Schutt und Gerumpel im alten Schacht auch die Original-Holzrolle entdeckten, mit deren Hilfe früher das Wasser hochgehievt wurde. "Die Überraschung war perfekt", schrieben die "Jülicher Nachrichten", "als man auch noch auf sauberes und klares Quellwasser stieß. Und so konnte Fritz Reuters bei der kleinen Einweihungsfeier mit Stolz berichten, daß der Brunnen in den letzten Monaten eine konstante Wassersäule von 2,40 Meter hat."
Mit alten Feldbrandsteinen, von den Rheinischen Braunkohlenwerken zur Verfügung gestellt, wurde der Kuppelbau des Brunnens originalgetreu wieder aufgebaut. Dem Wasser des "Willibrordus-Brunnens", dessen Quelle in den dreißiger Jahren versiegt war, wurde einst heilbringende Wirkung nachgesagt.
Karsten Evers
wir bei Philips - Journal für die Mitarbeiter der deutsche Philips-Unternehmen
Nr. 12 Dezember 1983 34. Jahrgang
„Es muß erst einer die Initiative ergreifen, dann ziehen die anderen schon mit.” Nach dieser Devise ist es Fritz Reuters aus Ederen bei Aldenhoven gelungen, einen alten Dorfbrunnen wieder aufzubauen. Er hat es geschafft, für dieses Ziel nicht nur viele freiwillige Helfer zu begeistern, sondern auch Rheinbraun „einzuspannen”.
Vor 60 Jahren waren noch fromme Pilger zu der Willibrordus-Quelle gekommen, die das Brunnengehäuse damals umschloß. Doch 1930 versiegte diese Quelle, und die Pilger blieben aus. Gegen Ende des Krieges wurde der Brunnen dann vollständig zerstört und geriet in Vergessenheit. Bis Reuters, dessen Steckenpferd die Heimatkunde ist, bei seinen Nachforschungen auf die Idee kam, ihn in seiner historischen Form wieder zu errichten.
Um dem Brunnen ein möglichst originalgetreues Aussehen zu geben, brauchten die Ederener Feldbrandsteine. Die wären unter normalen Bedingungen sehr teuer gewesen, doch Fritz Reuters wußte sich zu helfen. Die Steine der alten Häuser, deren Bewohne umgesiedelt wurden, waren sicher billiger zu haben. Landrat Josef Kaptain (Düren) schuf die Verbindung zwischen dem Heimatkundler und Rheinbraun-Gruppendirektor Jürgen Schultze. Dieser erklärte sich bereit, die alten Feldbrandsteine eines Bedburger Bauernhauses kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Der restaurierte Brunnen und seine Erbauer fanden in Ederen und bei der Lokalpresse großen Anklang. Die Werkzeitung „Wir bei Philips”, dessen Werkschutz Reuters seit 1962 angehört, widmete ihrem engagierten Mitarbeiter gleich zwei Artikel. Und der WDR brachte einen Hörfunkbericht.
„Die Arbeit mit den jungen Leuten hat mir viel Spaß gemacht”, meint Fritz Reuters, „vor allem, wenn sie so viel Anerkennung findet.”
Doch Reuters plant schon weiter. Das Gebäude hinter der kleinen Kapelle, auf dem der neue Willibrordus-Brunnen steht, ist noch ziemlich verwildert. Damit die Sehenswürdigkeit jetzt auch richtig zur Geltung kommen kann, soll das Grundstück verschönert werden.
Der angrenzende Bach soll verschalt und neues Strauchwerk angepflanzt werden. Außerdem möchte man einen breiten Weg anlegen. Rheinbraun-Direktor Schultze hat den Leuten in Ederen versprochen, die nötigen Pflastersteine zur Verfügung zu stellen
Die Arbeiten sind bereits so weit gediehen, daß die Anlage im Sommer übergeben werden kann.
Marion Frank
Revier und Werk. Die Zeitschrift für alle Mitarbeiter und Pensionäre des Rheinschen Braunkohlebergbaus
Heft 185, Juni 1984