Jahr 1930 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
a) Ederen, b) Gereonsweiler
Acker-Erzeugnisse.
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Der Winter 1929/1930 war außergewöhnlich milde. Die Winterfrucht stand infolgedessen zu Beginn des Frühjahres sehr üppig und ließ eine gute Ernte erwarten. Durch den in der zweiten Hälfte Juni einsetzenden Dauerregen mußten jedoch diese Erwartungen zu Grabe getragen werden. Infolge dieses Dauerregens lagerte sich nämlich die sehr üppig stehende Frucht bereits vor der Blüte fast vollständig. Bei der Roggenfrucht war die Lagerung stellenweise durch den überaus dichten Stand der Frucht derart, daß dieselbe in den durch die andauernden Regengüsse aufgeweichten Ackerboden sozusagen hineinversank und hier bis zur Erntezeit vollständig verfaulte. Auch während der ganzen Erntezeit dauerte der Regen an, sodaß die Halmfrüchte nur mit knapper Not und halb verdorben hereingebracht werden konnten. Grünfutter, insbesondere der Grasaufwuchs und Klee, waren besonders gut. Gras- und Kleeheu wurden demzufolge in einer solchen Masse geerntet, wie wohl sonst kaum in zwei Durchschnittsjahren zusammen. Die Kartoffeln waren ebenfalls gut geraten, jedoch hatte die Frucht auch zuletzt durch den anhaltenden Regen gelitten.
Die Zuckerrüben- und Futterknollenernte kann ebenfalls mit außergewöhnlich gut bezeichnet werden. Die Regengüsse hielten bis in den Dezember hinein an, sodaß im Laufe des Jahres wiederholt in den Gebirgsgegenden bzw. Flußtälern großer Schaden durch Unterschwemmungen und Erdrutsche entstanden ist.
Die Familie des Eisenbahnschaffners a.D. Heinrich SybenSyben, Heinrich in Ederen wurde am 18. Juni von einem schweren Unglücksfalle heimgesucht, indem der 19jährige Sohn, der Stellmachergeselle Josef SybenSyben, Josef, gegen Abend beim Baden in der Ruhr, in der Nähe des Ortes Flossdorf, ertrank. Der Verunglückte war ein solider und braver junger Mann. Der betroffenen Familie wurde daher allgemein die aufrichtigste Teilnahme entgegengebracht.
Am Dienstag, den 19. August, vormittags 730 Uhr, brannte die Scheune des früheren Ackerers Gereon MertensMertens, Gereon in Gereonsweiler, Haus Nr. 69, welche mit Getreide angefüllt war, infolge eines Kurzschlusses in der elektrischen Leitung, nieder. Durch tatkräftiges Einschreiten wurde der Brand auf seinen Herd beschränkt. Der Brandschaden war infolgedessen verhältnismäßig gering, auch ist derselbe durch Versicherung bei der Provinzial-Feuer-Versicherungsanstalt Rheinprovinz in Düsseldorf gedeckt.
Am Donnerstag, den 21. Oktober, vormittags 730 Uhr, wurde die Bevölkerung der hiesigen Gegend durch eine schwere Detonation, aus südwestlicher Richtung hörbar, erschreckt. Die Vermutung, daß es sich um eine Explosion auf den benachbarten Kohlenzechen handele, bestätigte sich bereits nach einigen Stunden und zwar wurden die Schachtanlagen der Grube Anna II in Alsdorf von einem solchen Unglück betroffen. Die Explosion zeigte eine gräßliche Wirkung über- und untertage. Übertage wurde der Förderturm sowie das Verwaltungsgebäude vollständig und die vorhandenen Waschräume zum größten Teil zerstört. Die im Verwaltungsgebäude sowie an dem Förderturme und auf dem Zechenhofe beschäftigten Beamten und Arbeiter, wurden teils unter den Trümmern begraben und teils durch umherfliegendes Gestein getötet. Unterirdisch war die Wirkung noch viel gräßlicher. Im Ganzen forderte das Unglück 271 Menschenleben. Die Ursache der Explosion konnte bis jetzt noch nicht einwandfrei festgestellt werden. Trotzdem daß auch aus der hiesigen Bürgermeisterei eine ganze Anzahl Bergleute auf dem Unglücksschacht beschäftigt waren, sind hier, Gott Dank, Menschenleben nicht zu beklagen gewesen.
[Die folgenden Bilder stammen nicht aus der Dorfchronik]
Im Jahre 1928 setzte in hiesiger Gegend eine Raupenplage ein, welche sich weit über den Regierungsbezirk Aachen hinaus ausdehnte. Es handelte sich um den sogenannten Goldafter (Porthesia chrysarhoea).
Im Jahre 1929 verschlimmerte sich die Raupenplage wesentlich, um jedoch erst in diesem Jahre ihren Höhepunkt zu erreichen. Die Raupen hatten ihre Brutstätten hauptsächlich in den Wipfeln der hochstämmigen Eichen und Ulmen, sowie an den Fruchtzweigen der Obstbäume. Die Raupennester konnten während des Winters von den Obstbäumen, durch Ausschneiden und Verbrennen, vollständig entfernt bzw. vernichtet werden, jedoch war der Plage damit absolut keinen Einhalt geboten, da das Ausschneiden der Raupennester auf den hochstämmigen Eichen und Ulmen, wegen der damit verbundenen Lebensgefahr, unterbleiben mußte. Diese Raupen begannen nun im Frühjahr, nach dem Austreten aus den Nestern, ihr Zerstörungswerk. Nachdem die Eichen und Ulmen vollständig ihres Blätterschmuckes beraubt waren, überfielen die Raupen die Obstgärten und Obstwiesen und wurden Obstbäume sowie die grünen Umzäunungen vollständig kahl gefressen.
Die Obsternte war somit fast vollständig vernichtet. In dieser außergewöhnlichen Notlage entschloß sich die Gemeinde Gereonsweiler, zur Bekämpfung der Raupen eine Motorspritze anzuschaffen, welche es ermöglichte, die Blätter der Obstbäume bis in die äußersten Spitzen der Bäume mit einer chemischen Flüssigkeit zu bespritzen. Beim Anfressen dieser Blätter sollten die Raupen durch die auf den Blättern haftenden chemischen Stoffe, es handelte sich um ein Präparat von Dr. Maar, chemische Fabrik in Giessen, sofort getötet werden. Nach Eintreffen derselben wurden sofort Versuche angestellt, welche ein befriedigendes Ergebnis hatten. Neuerdings ist, nach den Feststellungen der Hauptstelle für Pflanzenschutz, mit einer erheblichen Abschwächung des Auftretens des Goldafters zu rechnen, da in diesem Sommer eine Seuche, verursacht durch einen Pilz, welche die Raupen kurz vor der Verpuppung zum Absterben gebracht hat, aufgetreten ist.
Zu beiden Seiten des in der Gemeinde Gereonsweiler im Jahre 1927 erbauten 4klassigen Schulgebäudes, wurden in diesem Jahre in 2 besonderen Neubauten 4 Lehrerdienstwohnungen geschaffen. Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 53.223,- RM.
Die Bauleitung hatte der Architekt Robert Hintzen aus Odenkirchen, mit der Bauausführung waren die Firmen Alex Sieberichs und Hubert Forst betraut.
Umlageprozentsätze
Grundvermögenssteuer
Ederen = 300% und 50% Wegegeld
Gereonsweiler = 300% und 25% Wegegeld
Gewerbeertragssteuer
Ederen = 800% Filialsteuer = 960%
Gereonsweiler = 650% Filialsteuer = 900%
Gewerbekapitalsteuer
Ederen = 700%
Gereonsweiler = 650%