Jahr 1931 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
a) Ederen, b) Gereonsweiler
Acker-Erzeugnisse.
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Der Winter 1930/1931 kann nicht als außergewöhnlich streng bezeichnet werden. In den ersten Wintermonaten trat nur periodisch leichtes Frostwetter auf. Zu Schneefällen kam es erstmalig in der Nacht vom 13. zum 14. Januar, jedoch war die 5 cm starke Schneedecke durch die tagsüber herrschende frostfreie milde Witterung in einigen Tagen wieder verschwunden. Am 1. März kam es dann erneut zu Schneefall, sodaß Feld und Flur mit ca. 12 cm Neuschnee überzogen waren. Nach dem Schneefall trat sofort starkes Frostwetter auf, welches bis zum 17. März andauerte. Gegen Ende März und zwar am 29., kam es sodann noch einmal zu ziemlich starken Nachtfrösten, welche bis einschließlich 1. April anhielten; in der Nacht vom 31. März zum 1. April fiel das Thermometer noch auf 5 Grad unter Null.
Die Winterfrucht stand zu Beginn des Frühjahres nicht sehr üppig, jedoch konnte nach dem Stande von Weizen und Hafer mit einer gut mittelmäßigen Ernte bei diesen Fruchtarten gerechnet werden.
Zu Beginn der Ernte waren die Witterungsverhältnisse sehr günstig, sodaß die Roggenfrucht vollständig ohne Regen hereingebracht werden konnte. Während die Landwirte noch mit dem Mähen der Weizenfrucht beschäftigt waren, setzte jedoch ein Dauerregen ein, welcher über 3 Wochen anhielt und der die auf den Feldern noch sämtlich in Haufen stehenden Weizen- und Haferfrüchte stark beschädigten. Die Hoffnung der Landwirte auf eine gute Ernte war somit wieder vernichtet.
Die Kartoffeln hatten ebenfalls durch den Dauerregen gelitten, jedoch kann die Ernte noch als mittelmäßig bezeichnet werden.
Zuckerrüben waren in diesem Jahre von den hiesigen Landwirten nicht in dem Umfange angebaut worden wie in den Vorjahren. Die Ernte bei dieser Fruchtart kann ebenfalls mittelmäßig genannt werden.
Am Samstag, den 21. Februar ereignete sich wiederum ein größeres Grubenunglück und zwar auf Grube Reserve in Nothberg. 34 Bergleute fanden bei diesem Unglück den Bergmannstod. Ursache des Unglückes sollen schlagende Wetter gewesen sein. Aus der hiesigen Bürgermeisterei war bei diesem Unglück kein Todesfall zu beklagen.
Der Landwirt Hubert ReutersReuters, Hubert in Ederen wollte mit seinem Pferdefuhrwerk am Dienstag, den 28. Juli, Morgens gegen 4 1/2 Uhr, ausfahren. Schon bei der Abfahrt wurde das Pferd sehr unruhig und setzte sich sofort in Trab. Reuters führte das Tier am Leitriemen und war infolgedessen gezwungen, neben dem Pferde herzulaufen. Bei den Bemühungen das Zugtier in eine ruhige Gangart zu bringen, stolperte Reuters, kam zu Fall und wurde im selben Augenblick von dem linken Karrenrade überfahren. Die hierdurch hervorgerufenen Verletzungen waren so schlimmer Art, daß Reuters bereits nach einigen Augenblicken verstarb. Der Verstorbene hinterläßt Ehefrau und 4 noch unversorgte Kinder. Reuters war ein braver und allgemein geachteter Mensch. Sämtliche Ortsbewohner waren durch diesen schweren Unglücksfall erschüttert und wurde der Familie die größte Teilname erwiesen.
Den Hauer Josef DiartDiart, Josef, 31 Jahre alt, in Gereonsweiler wohnend, ereilte am Freitag, den 4. September der Bergmannstod. Bei der Arbeit im Stollen auf der Zeche Carl Alexander in Baesweiler, wurde ihm durch sich lösendes schweres Gestein, welches ihn beim Niedergehen erfaßte, die Brust zerquetscht, sodaß der Tod bereits nach einigen Minuten eintrat. Der Verunglückte hinterläßt Ehefrau und 2 Söhne unter 4 Jahren. Da es sich um einen Ortseingesessenen sowie sehr braven und soliden Menschen handelte, wurde der Familie vom ganzen Orte die aufrichtige Teilnahme entgegengebracht, welche sich auch nach außen hin durch die sehr zahlreiche Beteiligung am Begräbnisse des Verstorbenen, wo wohl jedes Haus vertreten war, kund tat. Im Orte Gereonsweiler war dies in einer Zeitspanne von über 30 Jahren der erste große Unglücksfall, welcher sich bei den dort vorhandenen 80 bis 100 Bergleuten, die sich in dem vorangegebenen Zeitraume täglich auf den benachbarten Kohlenzechen beschäftigen, ereignete, führwahr eine große Seltenheit, bei den Gefahren, von welchen der Bergmann bei seiner Tätigkeit beständig umgeben ist.
Am Sonntag, den 26. Juli erfolgte die Einweihung des neuen Herz-Jesu-Denkmals in Ederen. Dasselbe wurde nach den Plänen des Architekten HintzenHintzen aus Odenkirchen erbaut. Die Bauausführung hatte der Bauunternehmer Hub. ForstForst, Hubert aus Freialdenhoven. Stifter des Denkmals sind die Eheleute Josef SybenSyben, Josef und Josepha geborene ForstSyben, JosephaForst, Josepha, in Ederen wohnhaft. Der Stifter hatte das Gelöbnis gemacht, für den Fall einer glücklichen Heimkehr aus dem Weltkriege dem Herzen Jesu aus Dankbarkeit ein Denkmal zu errichten. Dieses Gelöbnis hat derselbe jetzt in die Tat umgesetzt, indem er ein Denkmal schaffen ließ, das eine Zierde des Ortes bedeutet und wofür ihm an dieser Stelle volle Anerkennung ausgesprochen werden muß. Das Denkmal steht am Ortseingange, neben Gereonsweiler-Weg, auf der Spitze des zwischen der Gabelung des Gereonsweiler- und Apweiler-Weges liegenden Wiesendreieckes. Das Herz-Jesu Standbild hat eine Größe von 2,10 Meter, ist aus dunklem Keramik hergestellt und wurde in der Werkstatt der Professors AlbermannAlbermann, Professor in Köln angefertigt. Möge dieses äußere Zeichen der Herz-Jesu-Verehrung seinen Hauptzweck, die Förderung der inneren Herz-Jesu-Verehrung, erfüllen, zum Nutzen und Frommen der ganzen Pfarrgemeinde.
Durch die Krise in der Weltwirtschaft ist das deutsche Reich bzw. die deutsche Industrie und Wirtschaft am meisten betroffen, da die Unternehmungen einen viel geringeren Umsatz wie zu normalen Zeiten aufzuweisen haben; dagegen jedoch an Steuern und sozialen Lasten bedeutend mehr aufbringen müssen wie in normalen Zeiten. Diese Verhältnisse haben sich in den letzten Jahren allmählich immer krasser ausgewirkt und hatten zur Folge, daß ein größeres Werk nach dem Anderen sich für zahlungsunfähig erklärten bzw. den Betrieb vollständig einstellten, sodaß das Heer der Arbeitslosen immer mehr angeschwollen ist und am Schlusse des Jahres 1931 - 51/2 Millionen bereits überschritten hat; eine erschreckende Zahl! Trotzdem diese Zustände in kurzer Zeit zu einem vollständigen Ruin führen müssen, ist der Sieger im Weltkriege, Frankreich, bis jetzt nicht zu bewegen, uns die Reparationszahlungen, welche uns in der Hauptsache auf diesen Tiefstand gebracht haben, zu erlassen.
Man kann infolgedessen mit den größten Sorgen in die Zukunft schauen, da bis jetzt nirgendwo für Deutschland ein Hoffnungsschimmer für eine Besserung der gegenwärtigen Lage zu erblicken ist.
Umlageprozentsätze
Grundvermögenssteuer
Ederen = 300% und 50% Wegegeld
Gereonsweiler = 277% und 50% Wegegeld
Gewerbeertragssteuer
Ederen = 640% Filialsteuer = 768%
Gereonsweiler = 600% Filialsteuer = 720%
Gewerbekapitalsteuer
Ederen = 1160%
Gereonsweiler = 750%
Bürgersteuer
Ederen = 50% über Landessatz
Gereonsweiler = 250% über Landessatz
Biersteuer
Ederen = 5%
Gereonsweiler = 5%