Ederen, dreiviertel Wegstunden von Linnich entfernt, war von jeher ein wohlhabendes Dorf. Es liegt inmitten weiter, fruchtbarer Felder in einer muldenförmigen Senke an der Westgrenze des ehemaligen Kreises Jülich. Die Einwohnerzahl liegt heute bei etwa 1000 Seelen. 1750 waren es 563, 1880/732, 1890/773 und 1910 hatte Ederen 817 Einwohner. Noch in den 30er Jahren ernährten sich etwa neun Zehntel durch die Landwirtschaft und ein Zehntel als Grubenarbeiter auf den Zechen in Alsdorf und Baesweiler. Heute sieht das Verhältnis ganz anders aus. Bedingt durch Strukturumwandlung, Mechanisierung und Industrialisierung haben immer mehr Bauernsöhne ihren Hof aufgegeben. Viele Kleinbetriebe waren nicht mehr existenzfähig und aus den Söhnen alter Bauernfamilien sind Industriearbeiter geworden.
Ederen ist ein sehr altes Dorf. Sein Ursprung reicht zurück bis in die Römerzeit. Historische Funde bestätigen diese Annahme (siehe: Das Römergrab und Die Römerköpfe in Ederen). Einige alteingesessene und einflussreiche Bauernfamilien mit ihren imposanten Höfen bestimmten über Jahrhunderte lang das Geschehen des Dorfes. Erinnert sei da an den Forsterhof und die Familie ReyRey, an die Gutshöfe TillmannsTillmanns, RochelsRochels und KleinermannKleinermann.
Bis zum Jahre 1934 war Ederen selbständige Bürgermeisterei. Bis 1849 gehörten zur Bürgermeisterei Ederen die Gemeinden Ederen und Gereonsweiler. Sie stand bis zum Jahre 1794, wo sie unter französischer Herrschaft kam, unter pfälzisch-bayrischer Hoheit und gehörte zum Amt Aldenhoven im ehemaligen Herzogtum Jülich.
Die Jülicher Landesfürsten teilten ihr Herzogtum in Ämter ein. Eines davon war das Amt Aldenhoven mit den Ortschaften Lohn, Ederen, Freialdenhoven, Baesweiler, Dürboslar, Hoengen, Oidtweiler, Loverich, Gereonsweiler, Puffendorf und Schleiden.
Von 1794 bis 1814 war das linke Rheinufer fest in französischer Hand. Mit dem Frieden von Luneville seit 1801 nicht nur als besetztes Gebiet, sondern ganz offiziell als Staatsgebiet Frankreichs.
1798 sandte das Direktorium der französischen Republik den »Bürger« RudlerRudler mit dem Auftrag an den Rhein, dessen linkes Ufer in vier Departements einzuteilen. Das Herzogtum Jülich, dessen letzter Herzog Karl-TheodorJülich, Herzog Karl-Theodor von, Kurfürst von der Pfalz und von Bayern, 1799 kinderlos verstarb, wurde größtenteils dem »Roer-Departement« einverleibt. Dieses setzte sich aus 42 Kantonen zusammen. Ederen gehörte zum Kanton Linnich.
Mit dem Wiener Kongress 1815 fiel das ehemalige Herzogtum Jülich der preußischen Krone zu. Aldenhoven wurde Sitz eines neuen preußischen Friedensgerichtes, das in die ehemalige Peter- und Paul-Kapelle einzog. Zum Gericht gehörten zwei Notariate, von denen je eines in Linnich und in Aldenhoven saß. Der Gerichtsbezirk umfasste etwa 23.000 Einwohner. Das Gericht tagte, bis auf acht mal im Jahr in Linnich, nur am Ort. Dort gab es auch ein sogenanntes Kantonsgefängnis, das seit 1906 unter der Verwaltung des Königlichen Strafanstaltsdirektors zu Aachen stand.
Das interessanteste Bauwerk in Ederen war die alte Pfarrkirche, die Ende des zweiten Weltkrieges zerstört wurde. Erbaut wurde sie um 1770, nachdem ein älterer Anbau an der Nordseite des Turmes beseitigt worden war. Aufgrund der verschiedenen Bauabschnitte wies sie eine einzigartige, architektonisch kühne Verbindung der verschiedenen Stilformen auf. Deutlich zu erkennen war auch der spätere Erweiterungsbau mit dem Dachreiter und dem Renaissance-Westgiebel aus den Jahren 1893/94. Das ganze Bauwerk sprang aus dem Rahmen des sonst in der Gegend hier an Kirchenbauten Üblichen heraus. Die Kirche hatte, was auch hier sehr selten ist, den Turm an der Ostseite. Es handelte sich dabei um einen romanischen, dreigeschossigen Turm mit einem acht-eckigen Turmhelm. Der untere Teil des Turmes hatte eine regelmäßige Eckquaderung und ein aus Kieseln und Bruchsteinen gemischtes Mauerwerk. In diesem alten Mauerwerk befanden sich noch alte Schießschachten und Reste eines unterirdischen Ganges, und es ließ dadurch auf ein sehr hohes Alter schließen.
Das Innere des alten Turmgeschosses war als Kapelle ausgebaut und diente bis zu ihrer Zerstörung als Sakristei. Darin stand ein altes Sakramentshäuschen aus Kalkstein mit der Jahreszahl 1487. Das Sakramentshäuschen stand auf einem hohen Sockel und zeigte eine vertikale Gliederung in drei Feldern: die seitlichen Felder mit Maßwerk, das Mittelstück unten Maßwerk mit zwei Wappen und über einem kräftigen Gesims die rechteckige Nische mit Gittertür. Als Abschluss besaß das Sakramentshäuschen einen über Eck vorspringenden, stark verstümmelten Baldachin, worunter die Jahreszahl 1487 stand.
Auch die Innenansicht der herrlichen Barock-Hallenkirche tat sich in der hiesigen Gegend hervor. Der Besucher konnte hier manches Interessante und Kunstvolle finden. Die sorgfältig ausgearbeiteten Stuckdekorationen und die wirkungsvollen Flachreliefs schrieb man einem italienischen Maler zu. Die zur Ausstattung gehörenden drei Tabernakelaltäre, die Kommunionbank und die Kanzel waren mit herrlichen Rokokoornamenten verziert, Gold auf dunklem Grund, und stammten aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. In der Sakristei war ein Kruzifix auf einem Baumkreuz, der Körper sehr hager und streng, 75 cm hoch, etwa 1500. Die Orgel wurde im Jahre 1855 vom Orgelbauer KorfmacherKorfmacher aus Linnich geliefert. Das Orgelgehäuse baute der Altarbauer BraunBraun aus Erkelenz. Die Gesamtkosten der Orgel betrugen 1877 Taler und 11 Silbergroschen. Diese Summe wurde durch den Opfersinn der Pfarrangehörigen zusammengebracht.
Schon um 1300 war in Ederen eine Kapelle vorhanden, vielleicht diejenige, die im Liber valoris um 1300 genannt wird. In der Designatio des Jahres 1676 erscheint Ederen als Pfarrei, während es noch 1620/21 als Kapelle genannt wird. Als Reste dieser Kapelle deutet man vielfach den unteren Teil des alten Kirchturmes. Nach Art der Bauausführung, mit Schießschachten usw., ist eher anzunehmen, dass es sich dabei um die Reste der alten Burganlage aus dem 11. Jahrhundert handelte. War doch zu dieser Zeit nachweislich ein altes Jüliches Rittergeschlecht, das der Herrn von EderenEderen, von (Edren, Ederne, Ehren, Eeren) hier ansässig. Wieweit die Existenz der Ritter von Ederen zurückreicht und wie lange die Burg als solche bestanden hat, kann wohl nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden. Fest steht jedoch, dass das Geschlecht derer von Ederen um 1450 ausstarb. Die letzte nachweisbare Erbin des Geschlechtes in Ederen, Fia von EderenEderen, Fia von, verkaufte am 24. Mai 1371 ihre Besitztümer an Herzog Wilhelm II von JülichJülich, Herzog Wilhelm II von und dessen Gemahlin Maria von GeldernGeldern, Maria von.
Die Burg stand vermutlich auf der Anhöhe, wo heute die Pfarrkirche steht. Mehrere Vorwerke waren der Burg vorgelagert: »Im Pesch«, »Am Teufelspützchen«, »Am weißen Stein«, und »Im Burgstück«. In diesen Gemarkungen kommen alljährlich noch alte Scherben und Ziegel römischer Herkunft ans Tageslicht.
Nähere Einzelheiten über die ältere Geschichte des Dorfes und über das Leben der Ritter von Ederen waren wenig bekannt. Intensive Nachforschungen in dieser Richtung haben in den letzten Jahren zu aufschlussreichen Ergebnissen geführt. Bei der Durchforschung verschiedener Büchereien und historischer Archivbestände (Aachen, Köln, Düsseldorf) und bei der Durchsicht alter Heimatliteratur, Kirchenbucheintragungen und alter Urkundenbücher kamen viele interessante Einzelheiten aus der damaligen Zeit zutage, die hier in einer kurzen Zusammenfassung aufgeführt sind:
Das Geschlecht der Ritter von Ederen, die im Dienste verschiedener Dynastien zu finden sind, wird schon im Anfang des zwölften Jahrhunderts in Urkunden erwähnt. Die bekanntlich erste Eintragung stammt aus dem Jahre 1139. Dort wird in einer Urkunde des Erzbischofs Arnold I von KölnKöln, Arnold I von, anlässlich einer Schenkung an die Kölner Kirche, ein Christian von EderenEderen, Christian von als Zeuge genannt (siehe Urkundenteil). Auch hat sich erwiesen, dass die Ritter von Ederen in der hiesigen Gegend großen Einfluss besaßen. Besonders hervorgetan hat sich Adam von EderenEderen, Adam von, der die Geschicke unserer Heimat zu seiner Zeit wohl wesentlich mitgestaltet hat. Sein Name ist in vielen Schriftstücken zu finden und an dem Zustandekommen wichtiger Verträge war er maßgeblich mitbeteiligt. An vielen Urkunden hat er sein Siegel geheftet.