Die Anfänge der allgemeinen geschichtlichen Entwicklung im hiesigen Raum sind nicht datierbar. Ebenso verhält es sich mit der religiösen und kulturellen Entwicklung. Weder von vorchristlichen noch frühchristlichen Kultstätten besteht eine Überlieferung. Einziger erster Anhaltspunkt ist der in alten Schriften erwähnte »hellige Putz«, der mit dem Willibrordusbrunnen in Ederen in Verbindung gebracht wird und ein Zuflussbächlein der Merz wurde. Es ist bekannt, dass WillibrordWillibrord, der Apostel der Friesen, der 690 mit zwölf Gefährten in der Rheinmündung landete und 698 Echternach gründete, im Jülichgau als Missionar wirkte.
Der Sage nach soll der hl. Willibrord auch hier in Ederen gepredigt und getauft haben. Ihm wird auch die erste Kirchengründung in Ederen zugeschrieben. Ein großer Stein, der als Taufstein gedient haben soll, lag bis nach Kriegsende unter dem Kreuz auf dem Dorfplatz. Dieses alte Dorfkreuz, das der Neuplanung des Dorfplatzes im Wege war, steht jetzt am Ortsausgang Aachener Ende.
So ist die Vermutung nicht abwegig, dass die »heilige Quelle«, südwestlich von Linnich zwischen Merzbach und »grünem Weg« gelegen und schon in den frühesten Flurnamen genannt wird, auf eine Taufquelle zu Beginn der Christianisierung hindeutet. Wenn dieser »grüne Weg« ein ehemaliger Römerweg war, dann lag das »heilige Pützchen« für den Missionar recht günstig.
Der heilige Willibrord wurde um das Jahr 658 im Königreich Northumberland (Irland) von vornehmen Eltern geboren. Nach seiner Erziehung im Benediktinerkloster Ripon trat er 678 in das irische Benediktinerkloster Rathmelsigi - es soll in der Nähe von Mellifont Abbey gelegen haben - ein.
Zusammen mit elf Gefährten - unter ihnen SuitbertSuitbert - zog er im Jahr 690 nach Friesland. Gestützt auf den Hausmeier PippinPippin konnte Willibrord zunächst in der fränkisch beherrschten Fresia citerior (entspricht dem diesseitigen Friesland bis hin zum Lek und einigen Gebieten südlich davon) missionieren. Ausgangspunkt für die Mission war vermutlich Antwerpen mit der vom aquitanischen Missionsbischof AmandusAmandus errichteten Peter- und Paulkirche.
Die besondere Bedeutung seiner Mission liegt darin, dass er mit dem iro-schottischen Ideal der asketischen Heimatlosigkeit der Wandermönche brach. Der heilige EskilEskil (1080-) glaubte noch, dem Himmel umso näher zu kommen, je weiter er sich von der Heimat entfernte. Bei Willibrord trat an die Stelle dieses alten Missionsideals die Zusammenarbeit mit dem karolingischen Hausmeier und dem Papsttum, die Eingliederung des Missionars in den Reichsverband und die Einbindung in die päpstliche Missionsvollmacht durch Erwerb des erzbischöflichen Titels. Ein Zeichen dieser Einbindung ist auch, dass Pippin ihn nach Rom sandte.
Im November 695 hielt sich der Missionar zum zweiten Mal (nach 692) in Rom auf und wurde dort auf Verlangen Pippins von Papst Sergius I.Sergius I., Papst (687-701) zum reisenden Erzbischof in »gentem Frisonem« geweiht - gemäß dem römisch-universalmissionarischen Ansatz einer Bekehrung des gesamten friesischen Volkes. Durch Änderung seines Namens in »Clemens«Clemens trat er in die Familiaritas des Römischen Stuhls ein. Der Bischofssitz der solcherart begründeten, der römischen Kirche unterstellten friesischen Kirchenprovinz war zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon und sicher im Einvernehmen mit Pippin als Utrecht bestimmt. Auf jeden Fall hat Willibrord kurz nach 695/696 den Ort als Zentrum der neuen friesischen Kirchenorganisation zugewiesen bekommen. Er übertrug dabei die in England entwickelte Lehre, ein Erzbischof müsse, um seine Funktion erfüllen zu können, als Zeichen der Teilhabe an der Machtfülle des Papstes das Pallium erhalten, auf den Kontinent und leitete damit eine neuen Abschnitt päpstlicher Bevollmächtigungen ein. In England war diese Ansicht bereits seit Gregor dem Großen gefestigt. Dem Erzbischof stand die Gründung neuer Diözesen zu, und er war das Bindeglied zwischen den Diözesanbischöfen und dem Papst. Diese Ansicht setzte sich mit den nachströmenden Missionaren aus England, unter ihnen BonifatiusBonifatius, auch auf dem Kontinent durch.
Von hier aus entwickelten sich die kirchlichen Strukturen und das Christentum weiter unter dem Schutz der fränkischen Herrschaft und unter Einbeziehung der gesellschaftlichen Eliten, während außerhalb des Machtbereichs des Hausmeiers das heidnische Friesland des Friesenherzogs RadbodRadbod, Herzog weiterhin Bestand hatte. Willibrord begab sich um 700 zu ihm, wurde dort zwar freundlich aufgenommen, aber die Missionsbemühungen hatten zunächst keinen Erfolg.
Die Mission Willibrords wurde durch den Tod Pippins im Jahr 714 jäh unterbrochen. Damals gelang es Radbod, unter Ausnutzung der innerfränkischen Wirren, große Teile des fränkisch beherrschten Frieslands zurückzuerobern. Erst als sich Karl MartellMartell, Karl (714-741) als Hausmeier und princeps durchsetzen konnte, gelang die Wiedereroberung des ehemals fränkischen Frieslands im Feldzug von 722, dem 733 und 734 weitere Friesenzüge und die Ausdehnung der fränkischen Herrschaft bis hin zur Lauwers folgten. Die Möglichkeiten zur Missionierung waren also wieder gegeben, Mission und Christianisierung konnten nach den Jahren der Unterbrechung durch Willibrord (der 716 kurzfristig auch in Zusammenarbeit mit Bonifatius stand, wobei beide nicht recht miteinander auskamen) wiederaufgenommen werden, wenn auch nicht in Dänemark. Dort wurde sie erst wieder unter Ludwig dem FrommenLudwig der Fromme aufgenommen, da Karl der GroßeKarl der Große eine Missionierung nicht unterworfener Gebiete ablehnte.
Willibrord verbrachte indes immer mehr Zeit in seinem Kloster Echternach, das er 697/698 auf Basis einer Schenkung der Irmina von OerenOeren, Irmina von gegründet hatte und dem er umfangreichen Besitz - in Friesland, Thüringen und anderswo - zuwies und wo er auch in der Nacht vom 6. zum 7. November 739 verstarb. Im Chorraum seiner Klosterkirche wurde der Missionar - gemäß seinem Testament von 726 - begraben und alsbald in Echternach als Heiliger verehrt. Der ehemals zum Kloster Echternach gehörige Willibrordi-Dom in Wesel wurde nach ihm benannt.
Bei der Grundsteinlegung der neuen Grabeskirche in Echternach nach dem zweiten Weltkrieg erging ein Gruss an alle Willibrords-Heiligtümer. Ein solcher Gruß vom Grab des heiligen Willibrord kam auch nach Ederen.
(Teile aus Wikipedia)
Dem Wasser des Willibrordusbrunnens wurde eine besondere wundertätige und heilende Kraft gegen Schorf und Augenleiden zugeschrieben. Besonders bei Kindern, die von dieser Krankheit befallen waren, fand das »Willibrorduswasser« Anwendung. In einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 1935 ist zu lesen, dass seit vielen Jahren Pilger zur Quelle wallfahren und sogar viele Gläubige aus dem benachbarten Holland zu sehen sind. Viele Pilger hätten schon Heilung gefunden, so dass der Andrang zur Willibrordusquelle von Jahr zu Jahr zunehme.
Die Sage weiß zu berichten, dass im Mittelalter die Ritter der Umgebung, bevor sie in den Kampf zogen, um Mitternacht hier im Bach oder in der Quelle ein Bad nahmen. Dadurch sollten sie gegen alle Unbill und Verwundungen gefeit gewesen sein.
Bevor der Ort um 1925 an das Wasserleitungsnetz angeschlossen wurde, holten sich die Anlieger das klare Quellwasser des Brunnens zur Deckung ihres Wasserbedarfs. Um 1849 wurde auf den damals noch offenen Brunnen eine hölzerne Pumpe gesetzt, um die Wasserentnahme zu erleichtern. Über diese »Verschandelung« des Brunnens schreibt ein ungenannter Zeitgenosse in einem emotionalen Leserbrief an das Jülicher Kreis- und Correspondenzblatt (Nr. 81 vom 15. Dezember 1849) wie folgt:
Aus lauter Neuerungssucht erkennt man seinen Großvater nicht mehr wieder
Vor undenklichen Zeiten stand in einem nicht gar kleinen Dorfe unseres Kreises ein Brunnen, unter dem Namen St. Willibrordus-Brunnen, in einem bedeutendem Rufe, es wallfahrteten dahin Pilger von nah und fern und ich getraue mir nicht zu behaupten, ob die Kraft, welche von demselben ausgeht und oft, sehr oft ausgegangen ist, in der Chemie ihren Grund hat, oder ob sie wundervoller Art ist, genug; viele, sehr viele Leute, welche wegen Glied- oder Augenübel diesen Brunnen besuchten, Wasser von demselben benutzten und nebst einem beliebigen Opfer ein kleines Gebet (eine 9tägige Andacht) verrichteten, haben sich meistentheils der Befreiung von den genannten Uebeln (auch noch in jüngster Zeit) zu erfreuen gehabt, welches denn auch natürlicher Weise viele andere veranlaßte, in den genannten anliegen diesen renomirten Brunnen zu besuchen. (1 Es war ein offener Brunnen mit einer aus Quadersteinen nach altem Styl angefertigten Mauer, das fortwährend ablaufende Wasser, welches vermittels eines kleinen Baches in die sogenannte M...bach mündet, wird unablässig durch die sichtlich sprudelnde Quelle ersetzt und man sah das sog. Pützchen immerfort mit dem neusten Quellwasser gefüllt, nicht allein die Nachbarn des Brunnens, sondern fast alle Einwohner machen bei gewissen Veranlassungen von dem Wasser desselben ökonomischen Gebrauch, weil es als weiches Wasser berühmt ist. Der Zahn der Zeit hat aber an der Oberfläche des Mauerwerks der Art genagt, daß dasselbe wohl einer Ausbesserung bedurft hätte, indem es mehrfach vorgekommen, daß ein Kind oder ein Stück Vieh darin gefallen, daß aber je einer darin ertrunken, wissen die ältesten Leute sich nicht zu erinnern, welche recht gut wissen, daß sehr oft Jemand darin gefallen, aber ohne den mindesten Schaden zu erhalten, wieder daraus gekommen ist. Die Ursache dieser Erscheinung mag aber wohl in der starken Quelle liegen, indem letztere jeden Gegenstand, welcher hineinfällt oder auch hineingeworfen wird, gleich in die Höhe oder hinauswirft. Vor einigen wenigen Jahren kann man nun auf eine Ausbesserung oder vielmehr speculirte man darauf die Reparatur desselben als einen Deckmantel finanzieller Tendenzen zu benutzen: genanntes Dorf war bis dahin stiefmütterlich behandelt worden und da den Einwohnern ein Gemeindebrunnen fehlte, worauf sie aber auch der Parität wegen die gerechtesten Ansprüche hatten, wurde von oben herab der Plan decretirt, daß der St. Willibrordus-Brunnen hier das Aequivalent präsentiren könne, es kam zur Berathung und der hohe Rath beschloß, daß auf dem antiken, Ehrfurcht einflößenden Brunnen ein hölzernes Pümpchen gesetzt werden sollte und leider konnte dieser Beschluß in seiner Länge und Breite mit der größten Pünktlichkeit (was sonst wohl nicht immer der Fall ist) ausgeführt, und sieh Wunder! auf dem alten ehrwürdigen Brunnen prangt jetzt eine moderne Pumpe geringster Qualität, sieht wirklich aus, als wenn ich meinem alten Großvater eine Pickelhaube (Soldatenhelm) aufsetzte. Hier, lieber Leser! wird es Dir gewiß kribbelig im Kopfe werden und wirst sagen, sind denn alle Einwohner des genannten Orts so phlegmatisch, daß sie ihrer doch fast allen Menschen eigenthümlichen Aufregung vom Jahre 1848 durch Erstürmung dieses Pümpchens Luft gemacht hätten. Zur Ehre gereicht es euch, ihr ruhigen Einwohner, daß ihr nur dann Hand an's Werk leget, wenn die Aufregung gedämpft ist, weil ihr dann besser mit Ueberlegung, mit Vernunft, mit Nachdenken wirken könnt, legt ihr aber auch dann noch die Hände in den Schoß, dann muß ich euch für Schlafmützen halten, die sich ohne Weiteres einen Vaselemanes machen lassen!
Auf dann ihr guten und ehrlichen Einwohner, beantraget die Herstellung des genannten Brunnens nach alter würdiger Weise, bittet euren würdigen Seelsorger, daß er ein Fest am Tage des heiligen Willibrordus einzuleiten suche, damit Schande, welche bis dahin auf dem berühmten Brunnen lastet, gelichtet werde, damit die frommen Pilger beim Anblick des Brunnens zur Andacht, zum Vertrauen gestimmt werden, während sie bis dahin wie verblüfft da standen, wenn sie sich die n. Pumpe auf dem St. Willibrords-Pützchen ansahen, den Kopf schüttelten und wohl zu sich selbst sagten: Ach Gott! will man auf diese Weise das alte ehrwürdige Pützchen modernisieren, soll das auch mit dem Zeitgeiste fortschreiten, nein, dann wird man endlich von lauter Neuerungssucht seinen Großvater nicht mehr wieder erkennen.
1) Vor etwa zwei Jahren hatte eine achtbare Bürgersfrau bei dem Kopfgrind ihres jüngsten Kindes alle mögliche ärztliche Hilfe angewandt, aber ohne Erfolg, bis sie auf ein Mal von keinem Arzte mehr hören wollte, die vorräthige Arznei fortwarf, und ihre Zuflucht zu dem St. Willibrordus-Pützchen nahm, das Gebet verrichtete, mit dem Wasser wusch, und binnen kurzer Zeit hatte sie sich der Genesung ihres Kindes zu erfreuen.
Die Quelle ist nun seit Jahrzehnten versiegt und der historische Brunnen fiel Ende des 2. Weltkrieges den Kriegswirren zum Opfer. Vom ursprünglichen Brunnen war nichts mehr zu sehen.
Im Jahr 1984 kam dem heimatinteressierten Fritz ReutersReuters, Fritz die Idee, nach Spuren des ehemaligen Brunnens zu suchen. Am ürsprünglichen Standort wurde Erde abgetragen und schon in einer Tiefe von wenigen Spatenstichen stieß man auf Reste der Brunnenmauer. Dadurch ermutigt, wurde nun begonnen, den komplett erhaltenen Brunnenschacht freizulegen. Dies musste jedoch abrupt unterbrochen werden, als man auf Munition aus dem Zweiten Weltkrieg stieß. Nach Meldung an die Stadt rückte ein Team des Kampfmittelräumdienstes an und übernahm die weitere Freilegung des Schachtes. Neben diverser Kleinmunition wurden Panzerfäuste, Panzerminen, sowie Spreng- und Phosphorgranaten geborgen.
Ulrich, Robert Pappert, Ferdinand Reuters, Wilhelm Reuters, Franz Reuters, Fritz Langen, Josef Reuters, Elisabeth Derichs, Reinhold Marschler, Harald Schippers, Josef Peters, Karl Funk, Hermann Syben, Josef Ulrich, Robert Derichs, Georg Schmitz, Ulrich Glesener
Zur großen Freude fand man im ausgehobenen Schacht auch noch die originale schwere Holzrolle des Brunnens, mit deren Hilfe früher das Wasser hochgehievt wurde. In Absprache mit Rheinischen Amt für Denkmalpflege, Bonn, entwarf man nun einen Plan, das Brunnengehäuse möglichst originalgetreu wieder herzustellen. Mit Unterstützung einiger tatkräftigen Ederener Bürger und dem ehemaligen Bauunternehmer PappertPappert, Ferdinand aus Gereonsweiler wurde das runde Brunnengehäuse aus alten Feldbrandsteinen hochgezogen und mit einer gegossenen Betonkuppel geschlossen.
Am 21. April 1985 fand die feierliche Einweihung des wieder errichteten Brunnens statt. Mit einer Messe, einer Prozession zum Brunnen und einer feierlichen Zeremonie wurde der Brunnen unter Anteilnahme vieler Besucher eingeweiht. Die Festpredigt hielt Dechant GlesenerGlesener, Dechant aus Echternach, wo der hl. Willibrord begraben liegt. Nach der kirchlichen Feier traf man sich zu einem geselligen Beisammensein in der vollen Bürgerhalle.
In der Nähe der Quelle hat in früherer Zeit lange ein Heiligenhäuschen mit einer kleinen Statue des heiligen WillibrordWillibrord gestanden. Im Jahre 1898 wurde an Stelle des Heiligenhäuschens die heute noch vorhandene Kapelle errichtet und vom damaligen Pfarrer Josef EnnenEnnen, Joseph eingeweiht. Seitdem wird in jedem Jahr bei der Fronleichnamsprozession hier der Segen erteilt. Früher wurde in der Kapelle jede Woche einmal das hl. Messopfer gefeiert.
Wie aus dem folgenden Schriftverkehr aus dem Jahr 1896 zwischen dem damaligen Pfarrer EnnenEnnen, Joseph und dem Bistum hervorgeht, war die Kapelle eine Schenkung des damaligen Bürgermeisters und Gutsbesitzers ReyRey. Pfarrer Ennen bittet hier um die Genehmigung des Schenkungsaktes für die Errichtung der Willibrorduskapelle: