Dem Wasser des Willibrordusbrunnens wurde eine besondere wundertätige und heilende Kraft gegen Schorf und Augenleiden zugeschrieben. Besonders bei Kindern, die von dieser Krankheit befallen waren, fand das »Willibrorduswasser« Anwendung. In einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 1935 ist zu lesen, dass seit vielen Jahren Pilger zur Quelle wallfahren und sogar viele Gläubige aus dem benachbarten Holland zu sehen sind. Viele Pilger hätten schon Heilung gefunden, so dass der Andrang zur Willibrordusquelle von Jahr zu Jahr zunehme.
Die Sage weiß zu berichten, dass im Mittelalter die Ritter der Umgebung, bevor sie in den Kampf zogen, um Mitternacht hier im Bach oder in der Quelle ein Bad nahmen. Dadurch sollten sie gegen alle Unbill und Verwundungen gefeit gewesen sein.
Bevor der Ort um 1925 an das Wasserleitungsnetz angeschlossen wurde, holten sich die Anlieger das klare Quellwasser des Brunnens zur Deckung ihres Wasserbedarfs. Um 1849 wurde auf den damals noch offenen Brunnen eine hölzerne Pumpe gesetzt, um die Wasserentnahme zu erleichtern. Über diese »Verschandelung« des Brunnens schreibt ein ungenannter Zeitgenosse in einem emotionalen Leserbrief an das Jülicher Kreis- und Correspondenzblatt (Nr. 81 vom 15. Dezember 1849) wie folgt:
Aus lauter Neuerungssucht erkennt man seinen Großvater nicht mehr wieder
Vor undenklichen Zeiten stand in einem nicht gar kleinen Dorfe unseres Kreises ein Brunnen, unter dem Namen St. Willibrordus-Brunnen, in einem bedeutendem Rufe, es wallfahrteten dahin Pilger von nah und fern und ich getraue mir nicht zu behaupten, ob die Kraft, welche von demselben ausgeht und oft, sehr oft ausgegangen ist, in der Chemie ihren Grund hat, oder ob sie wundervoller Art ist, genug; viele, sehr viele Leute, welche wegen Glied- oder Augenübel diesen Brunnen besuchten, Wasser von demselben benutzten und nebst einem beliebigen Opfer ein kleines Gebet (eine 9tägige Andacht) verrichteten, haben sich meistentheils der Befreiung von den genannten Uebeln (auch noch in jüngster Zeit) zu erfreuen gehabt, welches denn auch natürlicher Weise viele andere veranlaßte, in den genannten anliegen diesen renomirten Brunnen zu besuchen. (1 Es war ein offener Brunnen mit einer aus Quadersteinen nach altem Styl angefertigten Mauer, das fortwährend ablaufende Wasser, welches vermittels eines kleinen Baches in die sogenannte M...bach mündet, wird unablässig durch die sichtlich sprudelnde Quelle ersetzt und man sah das sog. Pützchen immerfort mit dem neusten Quellwasser gefüllt, nicht allein die Nachbarn des Brunnens, sondern fast alle Einwohner machen bei gewissen Veranlassungen von dem Wasser desselben ökonomischen Gebrauch, weil es als weiches Wasser berühmt ist. Der Zahn der Zeit hat aber an der Oberfläche des Mauerwerks der Art genagt, daß dasselbe wohl einer Ausbesserung bedurft hätte, indem es mehrfach vorgekommen, daß ein Kind oder ein Stück Vieh darin gefallen, daß aber je einer darin ertrunken, wissen die ältesten Leute sich nicht zu erinnern, welche recht gut wissen, daß sehr oft Jemand darin gefallen, aber ohne den mindesten Schaden zu erhalten, wieder daraus gekommen ist. Die Ursache dieser Erscheinung mag aber wohl in der starken Quelle liegen, indem letztere jeden Gegenstand, welcher hineinfällt oder auch hineingeworfen wird, gleich in die Höhe oder hinauswirft. Vor einigen wenigen Jahren kann man nun auf eine Ausbesserung oder vielmehr speculirte man darauf die Reparatur desselben als einen Deckmantel finanzieller Tendenzen zu benutzen: genanntes Dorf war bis dahin stiefmütterlich behandelt worden und da den Einwohnern ein Gemeindebrunnen fehlte, worauf sie aber auch der Parität wegen die gerechtesten Ansprüche hatten, wurde von oben herab der Plan decretirt, daß der St. Willibrordus-Brunnen hier das Aequivalent präsentiren könne, es kam zur Berathung und der hohe Rath beschloß, daß auf dem antiken, Ehrfurcht einflößenden Brunnen ein hölzernes Pümpchen gesetzt werden sollte und leider konnte dieser Beschluß in seiner Länge und Breite mit der größten Pünktlichkeit (was sonst wohl nicht immer der Fall ist) ausgeführt, und sieh Wunder! auf dem alten ehrwürdigen Brunnen prangt jetzt eine moderne Pumpe geringster Qualität, sieht wirklich aus, als wenn ich meinem alten Großvater eine Pickelhaube (Soldatenhelm) aufsetzte. Hier, lieber Leser! wird es Dir gewiß kribbelig im Kopfe werden und wirst sagen, sind denn alle Einwohner des genannten Orts so phlegmatisch, daß sie ihrer doch fast allen Menschen eigenthümlichen Aufregung vom Jahre 1848 durch Erstürmung dieses Pümpchens Luft gemacht hätten. Zur Ehre gereicht es euch, ihr ruhigen Einwohner, daß ihr nur dann Hand an's Werk leget, wenn die Aufregung gedämpft ist, weil ihr dann besser mit Ueberlegung, mit Vernunft, mit Nachdenken wirken könnt, legt ihr aber auch dann noch die Hände in den Schoß, dann muß ich euch für Schlafmützen halten, die sich ohne Weiteres einen Vaselemanes machen lassen!
Auf dann ihr guten und ehrlichen Einwohner, beantraget die Herstellung des genannten Brunnens nach alter würdiger Weise, bittet euren würdigen Seelsorger, daß er ein Fest am Tage des heiligen Willibrordus einzuleiten suche, damit Schande, welche bis dahin auf dem berühmten Brunnen lastet, gelichtet werde, damit die frommen Pilger beim Anblick des Brunnens zur Andacht, zum Vertrauen gestimmt werden, während sie bis dahin wie verblüfft da standen, wenn sie sich die n. Pumpe auf dem St. Willibrords-Pützchen ansahen, den Kopf schüttelten und wohl zu sich selbst sagten: Ach Gott! will man auf diese Weise das alte ehrwürdige Pützchen modernisieren, soll das auch mit dem Zeitgeiste fortschreiten, nein, dann wird man endlich von lauter Neuerungssucht seinen Großvater nicht mehr wieder erkennen.
1) Vor etwa zwei Jahren hatte eine achtbare Bürgersfrau bei dem Kopfgrind ihres jüngsten Kindes alle mögliche ärztliche Hilfe angewandt, aber ohne Erfolg, bis sie auf ein Mal von keinem Arzte mehr hören wollte, die vorräthige Arznei fortwarf, und ihre Zuflucht zu dem St. Willibrordus-Pützchen nahm, das Gebet verrichtete, mit dem Wasser wusch, und binnen kurzer Zeit hatte sie sich der Genesung ihres Kindes zu erfreuen.
Die Quelle ist nun seit Jahrzehnten versiegt und der historische Brunnen fiel Ende des 2. Weltkrieges den Kriegswirren zum Opfer. Vom ursprünglichen Brunnen war nichts mehr zu sehen.
Im Jahr 1984 kam dem heimatinteressierten Fritz ReutersReuters, Fritz die Idee, nach Spuren des ehemaligen Brunnens zu suchen. Am ürsprünglichen Standort wurde Erde abgetragen und schon in einer Tiefe von wenigen Spatenstichen stieß man auf Reste der Brunnenmauer. Dadurch ermutigt, wurde nun begonnen, den komplett erhaltenen Brunnenschacht freizulegen. Dies musste jedoch abrupt unterbrochen werden, als man auf Munition aus dem Zweiten Weltkrieg stieß. Nach Meldung an die Stadt rückte ein Team des Kampfmittelräumdienstes an und übernahm die weitere Freilegung des Schachtes. Neben diverser Kleinmunition wurden Panzerfäuste, Panzerminen, sowie Spreng- und Phosphorgranaten geborgen.