Die Burg Ederenstein liegt im Tal des Anstelbaches westlich von Kerkrade und gehörte früher zu den vier Hauptlehen des Landes Herzogenrath. Über ihre frühere Geschichte ist nur wenig bekannt. Zur Vervollständigung der Geschichte von Ederenstein bieten mehrere Urkunden aus den Jahren um 1400 im Archiv des Freiherrn Spies von BüllesheimBüllesheim, Spies von zu Haus Hall bei Ratheim eine wertvolle Ergänzung. Dass die Burg aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt, ist durch Funde belegt, die bei Ausgrabungen 1944 gemacht wurden. Die ursprünglichen drei Flügel gaben dem Grundriss die Form eines U mit der offenen Seite zum Vorhof. Man sieht heute nur noch zwei Flügel. Der dritte, westliche Flügel, wurde im 19. Jahrhundert abgebrochen.
Aus den Urkunden aus dem Archiv von Haus Hall können wir uns in etwa ein Bild machen über den Zustand, wie es um 1400 in Ederenstein aussah. Demnach bestand es aus der eigentlichen Burg mit der Vorburg, die von einem Wassergraben umgeben war. Die Burg war mit Ringmauern umgeben und hatte, wohl vor dem Eingang, einen Grindel. Außerhalb lagen: 13 Morgen Wasser mit ihren Dämmen, Weiden, Gärten und Baumgärten, die um das Wasser herum lagen, und 19 Morgen Benden. Auf den Dämmen und ebenso in den Brüchen und Hecken stand Holz, das man als Brandholz nutzte, darunter war jedoch auch Eichenholz, welches als Bauholz Verwendung fand. Auch für die Wege brauchte man Holz. Vermutlich ist darunter die Einzäunung verstanden.
Die Einkünfte waren beträchtlich, und Adam von EderenEderen, Adam von hat sich hier eine ansehnliche Position verschafft. Er war nicht nur Eigentümer der Burg und des etwa 400 Morgen großen Gutes Ederenstein, sondern er besaß auch noch einen Hof an der Anstel. Ferner gehörte ihm der große Hof Dentgenbach, westlich von Ederenstein gelegen, mit Wohnungen, Baumgärten, Ackerland, Benden, Weiden, Brüchen, Hecken und zwei Weihern, und noch Land bei Terwinselen. Obendrein waren in Kerkrade und Umgebung noch 38 abgabepflichtige Bauern, Laten genannt, die ihren Tribut an Ederenstein zu zahlen hatten. Der Tribut bestand aus Naturalien, aus barem Geld und aus Dienstleistungen. Das Wort Late, vom lateinischen laetus, bedeutet abhängiger Bauer. Die im Archiv Hall noch liegende Latenrolle aus dem Jahre 1396, auf vier Pergamentblättern geschrieben, verzeichnet in 38 Absätzen, was die 38 Laten an Ederenstein jährlich abzuliefern hatten. Auf diese Art kamen jährlich ein: zu Weihnachten 116 Kapaune, 3 Mark, 82 Schillinge und 147,5 Denar; zu Ostern 25 Weißbrote. Am 11. November (St. Martin) waren fällig: an Roggen 9 Malter, 6 Müd, 4 Sumber; an Hafer 2,5 Malter, 1,5 Müd und 4 Fass, alles Herzogenrather Maß, dazu 24 Hühner. Jede Woche kamen 18 Quarten Bier von dem Brauhaus zu Bruggen. Im Sommer mussten 30 Mann 59 Tage im Heu arbeiten und 25 mussten Wache halten, wahrscheinlich nur im Falle eines Krieges oder einer Fehde. 24 Männer mussten »in den dych gehen«, worunter wohl das Reinigen der Weiher und Gräben zu verstehen ist. 26 Laten waren verpflichtet, ihrem Herrn mit Pferd und Wagen zu folgen, wenn dieser vom Landesherren zum Kriegsdienst aufgerufen wurde. Außerdem besaß Adam das Wegegeld von Kerkrade, d.h. er konnte an der Brücke über die Anstel Wegezoll von allem vorbeikommenden Verkehr erheben.
Dieser Weg war ein wichtiger Handelsweg zwischen Köln und den flämischen Städten (z.B. Gent, Brügge). Eine erhalten gebliebene Urkunde vom 15. März 1363 befasst sich mit diesem Weg. Die Lehnsmänner aus dem Land von Rode erklären zu Gunsten des Herzogs von BrabantBrabant, Herzog von dass alle Güter, die Kölner geladen haben und die zum Verkauf hinter der Maas bestimmt sind, über Herzogenrath, Valkenburg und Maastricht geführt werden, und dass auf dem Weg durch Brabant ein Geleitschutz verliehen wird. Dafür musste den Herzogenrathern von allen Gütern Zoll gezahlt werden. Gerade an diesem Handelsweg lag strategisch wichtig die Burg Ederenstein. Die Bewohner hatten die Aufsicht über den Weg von Kerkrade (Zentrum) bis nach Kaalheide.
Brabant war zu dieser Zeit ein großes und mächtiges Herzogtum, das sich über die heutige belgische Provinz Brabant und der holländischen Provinz Nord-Brabant ausstreckte. Über die Maas hinweg hatten die Herzöge die Macht im alten Herzogtum Limburg, das heute mit dem nordöstlichen Teil der Provinz Luik im Gebiet von Herzogenrath zusammenfällt, verloren. Zwei kleine Herrlichkeiten, Rimburg und Alsdorf, hatten sich unter dem Schutz von Brabant gestellt. Das Land von Rode war ein Vorposten Brabants im Osten; es war umschlossen von dem jungen Herzogtum Jülich. In der genannten Urkunde von 1363, die im Allgemeinen Reichsarchiv Brüssel aufbewahrt wird, werden insgesamt 23 Personen aufgeführt, die in Herzogenrath zusammengekommen waren. Es waren Lehnsmänner des Herzogs Wenzel von BrabantBrabant, Herzog Wenzel von. Voran stehen sieben Personen, die als Herr angeredet werden und den Titel »Ritter« tragen. Dann folgen 16 Personen, lediglich mit Vor- und Familiennamen genannt, ohne weitere Titulierung.
Unter den sieben »Herren« wird Adam von EderensteinEderenstein, Adam von an zweiter Stelle genannt. Vor 1363 ist dieser Name in der Geschichte von Rode nicht bekannt; plötzlich steht dort ein »von Ederenstein« als wichtiger Jemand im Land von Herzogenrath. Die Herren von Rimburg und Gronswald werden in der Urkunde nach ihm erwähnt, nur der Herr von Ter HeydenTer Heyden wird vor ihm genannt. In der Urkunde kommt auch ein Mitglied eines anderen angesehenen Geschlechts aus Kerkrade vor: Oliver van der AnstelnAnsteln, Oliver van der. Er wird unter den letzten 16 Zeugen genannt, ohne weiteren Titel. Adam von Ederenstein führt auch hier und später den Titel »Ritter«.
Die Ritterschaft war seit dem 13. Jahrhundert die oberste Schicht im Herzogtum. Sie war nach den Ersten des Landes die vornehmste Klasse. Dazu gehörte Adam von Ederenstein als einer der wenigen im Land Herzogenrath und als einziger in Kerkrade.
Woher kommt dieser Adam? Schon 1940 hat Baron von NegriNegri, Baron von nachgewiesen, dass die Herren von Ederenstein das gleiche Wappen führen, wie die Herren von Ederen. »Von Ederen« ist nachweislich sein ursprünglicher Name.
Der Ort Ederen, der Stammsitz des Geschlechtes, liegt südlich von Linnich und gehörte zum Herzogtum Jülich. Ein Jülicher Edelmann hat sich in der Mitte des 14. Jahrhunderts im Land von Rode, das dem Gegenspieler des Herzogs von JülichJülich, Herzog von, dem Herzog von Brabant gehörte, niederlassen können. Ist der Jülicher Edelmann Adam von Ederen nun zufällig nach Kerkrade gekommen oder war es ein geschickter Schachzug im Streit zwischen Jülich und Brabant, um diesen wichtigen Handelsweg zu kontrollieren?
Das Gebiet zwischen Rhein und Maas bildete das Durchgangsland zwischen dem Wasserweg des Rheins und den reichen Handelsstädten von Brabant und Flandern. Es war von großer Wichtigkeit für die Kaufleute, ihre Waren hier ungehindert transportieren und verkaufen zu können. Es tauchten immer wieder Raubritter auf, die die Transporte ausplünderten und die Kaufleute gefangen nahmen, um dann große Summen Lösegeld zu verlangen. Auch Meinungsverschiedenheiten zwischen den hohen Herren wurden dadurch ausgefochten, dass sie Kaufleute aus dem gegnerischen Gebiet gefangen nahmen. Es bestand noch kein umfassender Staat, der eine allgemeine Rechtsprechung und Bestrafung garantieren konnte. Darum schlossen die betreffenden Fürsten und größeren Städte einen Vertrag, um den Handel und den Verkehr zu beschützen, den sogenannten »Landfriedensbund«. Sie stellten gemeinsam eine kleine Legion auf, um die Übeltäter zu bestrafen und wenn nötig, ihre Burgen zu verwüsten. Sie setzten Richter ein, die die Befugnis hatten, über Überfälle zu richten und Strafen zu verhängen.
Nachdem der zehnjährige Landfriedensbund zwischen Maas und Rhein 1361 abgelaufen war, setzte sich vor allem Herzog Wenzel von BrabantBrabant, Herzog Wenzel von dafür ein, einen neuen Bund zu schließen. Dazu kam es am 11.4.1364, als er den Bund mit der Stadt Aachen erneuerte. Der Herzog verpflichtet sich, auf eigene Kosten den Geleitschutz und die Aufsicht der Wege zu übernehmen, insbesondere den Schutz der Aachener Bürger. Die Stadt stellte eine Anzahl Reiter und Fußvolk zum Schutz bereit. Am 11. November des gleichen Jahres tritt der Herzog von JülichJülich, Herzog von diesem Bund bei (vergl. Urkunde). Die Stadt Köln, der Erzbischof Engelbert II von KölnKöln, Erzbischof Engelbert II von und viele Edelleute schließen sich an. Adam von Ederenstein war unter den ersten vier, die dem Landfriedensbund beitraten, und zwar am 11. November 1364, an dem Tag, als auch der Herzog von Jülich sich anschloss. Adam gelobte, seine »slosse ind hüser« - er gebrauchte zweimal den Plural - für seine Bundesgenossen offen zu halten, falls es nötig sei. Er soll auch Kriegsdienste verrichten: falls er belagert wird mit vier Soldaten.
Die Richter des Landfriedensbundes hatten in den ersten Jahren viele Streitigkeiten zu schlichten. Das Gericht verhängte ab und zu Strafen: das Hoenshuis te Voerendaal zum Beispiel wurde eingenommen und verwüstet (1365), ebenso die Burg Eys (1369), weil seine Bewohner nicht von der Raubritterei ließen. Auch im Gebiet von Jülich wurde den Abmachungen nicht immer Folge geleistet, wobei vor allem die Kaufleute aus Brabant die Opfer waren. Herzog Wilhelm IIJülich, Herzog Wilhelm II von soll gegen die Raubgesellen allzu nachsichtig gewesen sein und ihnen sogar gegen Anteil an der Beute Schutz gewährt haben. Von allen Seiten gelangten Klagen an Wenzel, der von seinem kaiserlichen Bruder Karl IVKaiser Karl IV. mit der Beaufsichtigung und Sicherung der öffentlichen Wege beauftragt worden war. (Wenzel war Graf von Luxemburg und Herzog von Brabant.)
Als immer wieder Kaufleute aus Brabant im Jülicher Gebiet beraubt wurden, beschloss Wenzel, selber einzugreifen. 1371 rief er seine Lehnsmänner auf und brachte ein Heer von 8.000 Mann zusammen. Er sammelte seine Truppen im Gebiet von Maastricht und zog am 20. August über Valkenburg, Kerkrade und Herzogenrath gegen die Jülicher. In Baesweiler schlug er sein Lager auf. Um den Feind herauszufordern, steckte er am folgenden Tag auf Jülicher Gebiet einige Gehöfte in Brand. Der Herzog von Jülich ließ nicht lange auf sich warten. Am frühen Morgen des 22. August 1371 erschien er mit seinen Bundesgenossen, Gottfried II von HeinsbergHeinsberg, Gottfried II von und seinem Schwager, dem Herzog Eduard von GeldernGeldern, Herzog Eduard von, der schwer verwundet am dritten Tag nach dem Kampf starb, bei Baesweiler. Herzog Wenzel wohnte gerade der Messe bei. Es kam dann zu der »Schlacht von Baesweiler«, die für Brabant vernichtend endete. Herzog Wenzel wurde gefangen genommen und nach Nideggen gebracht, wo er in Haft blieb. Unterhandlungen wegen seiner Freilassung zerschlugen sich an den immer höher steigenden Forderungen Wilhelms. Dann lud Kaiser Karl IV diesen vor die Reichsversammlung nach Aachen. Jetzt gab Wilhelm II den Vorstellungen nach und führte nach fast elfmonatiger Gefangenschaft Wenzel, von Haft und Lösegeld befreit, dem Kaiser selbst entgegen und unterwarf sich seiner Gnade. Der Kaiser verzieh ihm und belehnte sogar seine Söhne mit dem Herzogtum Geldern und der Grafschaft Zythen, auf der Herzog Wilhelm durch seine Gemahlin, eine Schwester des gefallenen Eduard, ein Anrecht hatte.
Für Brabant existiert noch eine komplette Liste der Teilnehmer an der Schlacht von Baesweiler. Darin sind alle Ritter und Edelleute aufgeführt, unter anderem auch Oliver von AnstelenAnstelen, Oliver von. Nur Adam von Ederenstein wird nicht genannt. Ist er wegen seine Jülicher Abstammung im Streit zwischen Jülich und Brabant neutral geblieben?
Adam von Ederenstein hat dann nicht mehr lange gelebt. Der Steuererheber des Landes Herzogenrath notierte in seinem Jahrbuch - es ging vom 6. Dezember 1374 bis zum 6. Dezember 1375 -, dass er eine »keurmede« von 12 Mark von Ederenstein erhalten habe. Eine Kurmede erhielt der Herr, wenn ein Lehnsmann verstorben war, oder der Besitz in die Hand eines anderen überging. Ursprünglich konnte der Herr sich dann das beste Stück Vieh aussuchen, aber im 14. Jahrhundert wurde meistens ein Geldbetrag gezahlt. Für Ederenstein wurden 12 Mark bezahlt »per dominum Adam de Ederensteyne«.
Adam muss also Ende 1374 oder im Laufe des Jahres 1375 gestorben sein.
Der verstorbene Adam hatte auch einen gleichnamigen Sohn, den wir Adam II nennen wollen. Er hatte auch eine Tochter, deren Name nicht bekannt ist. Sie musste eine Kurmede von den Gütern in Simpelveld bezahlen. Adam I. war nämlich auch Eigentümer eines Hofes in Bocholtz, das in der Bucht der Burg von Bongard liegt.
Der Landfriedensbund zwischen Maas und Rhein, dem Adam I 1364 als einer der ersten beitrat, wurde 1375 noch einmal erneuert, aber wegen der vielen Streitigkeiten zwischen den Rittern, Fürsten und Städten wurde er 1387 endgültig aufgelöst. Wenn sich nun die Ritter in ihren Rechten angetastet fühlten, versuchten sie sich mit Waffengewalt ihr Recht selbst zu verschaffen. Bei einer solchen Fehde zwischen Christian von RimburgRimburg, Christian von, in dessen Gefolge Adam II von EderensteinEderenstein, Adam II von war, und der Stadt Aachen, wurde der Hof Adams 1394 verwüstet, so dass er seine Abgaben an den Landesherrn nicht mehr leisten konnte. Dieses geht aus den Büchern des Schatzmeisters des Landes Rode hervor. Später hat er seine Zinsen wieder zahlen können.
Adam II - gewöhnlich Daem genannt - hat nicht den Titel Ritter erworben, er ist Knappe geblieben. Dieses Wort bezeichnet ursprünglich den Schildknappen. In späterer Zeit wurde auch jemand, der kein Knabe mehr war, Knappe genannt. Er gehörte zur untersten Schicht der Ritterschaft. Ein Knappe wurde nicht zum Ritter ernannt, ohne das er sich durch mutige Taten auf dem Schlachtfeld hervorgetan hatte. Nichtsdestoweniger wurde Adam II von Ederenstein in der Kerkradener Gesellschaft an erster Stelle genannt.
In den Jahren von 1389 bis 1392 mussten die Bewohner des Landes Herzogenrath zur Herstellung und zur Verstärkung der Burg von Herzogenrath Belastungen aufbringen oder Dienste verrichten. Bei den Personen aus Kerkrade eröffnete Adam II die Liste. Hier wird er Knappe genannt.
Adam II hat seine Ländereien schlecht bewirtschaftet. Die Urkunde vom 16. Mai 1403 beweist, dass es mit seinem Vermögen nicht zum Besten bestellt war. Um aus den Schulden zu kommen, hatte er 1396 eine große Summe Geld von Henrik van GronsveldGronsveld, Henrik van geliehen und seine Burg Ederenstein mit der Vorburg, das Vieh, 16 Morgen Weideland, die Dienste seiner Laten sowie das Wegegeld als Pfand gesetzt. Henrik van Gronsveld übergab die Hypothek an seinen Schwager Christian von RimburgRimburg, Christian von.
1403 löste Adam die verpfändeten Güter ein, lieh sich aber jetzt eine noch größere Summe - 2.000 rheinische Gulden oder 8.500 Aachener Mark - von Heilke BucksBucks, Heilke, die mit Tillmann von RischmühlenRischmühlen, Tillmann von (von der Burg Rischmühlen bei Linnich) verheiratet war. Heilke Bucks entstammte einer reichen Kaufmannsfamilie aus Aachen. Diese bekam die gleichen Güter als Unterpfand und zusätzlich noch drei »hoven« Land. Da die Hufe hier mit 60 Morgen anzunehmen ist, hatte er also 180 Morgen Land verpfändet.
Sehr wahrscheinlich besaß er aber außer diesen drei Hufen noch anderes Land, welches nicht zum Pfand gestellt wurde, wie er auch einen Teil der Laten, nämlich zu Krickelberg, zu Winselen und Horbach behielt.
Sonderbarerweise war Adam II doch nicht der alleinige Besitzer von Ederenstein. Ein Teil des Besitzes gehörte einem Johann GrandeGrande, Johann. Aus einer zweiten Urkunde vom gleichen Tag (16. Mai 1403) geht die Verteilung des verpfändeten Besitzes genau hervor. Von den drei Hufen Ackerland gehörte eine zu Ederenstein und die beiden anderen zu Johann Grandes Gut. Auch die Benden und das Wasser waren geteilt. 10 Morgen Benden und 5 Morgen Wasser gehörten zu Ederenstein, 9 Morgen Benden und 5 Morgen Wasser dem Johann Grande. Man darf vielleicht annehmen, dass Johann Grande in der Vorburg wohnte, während Adam die eigentliche Burg bewohnte. Da nun, wie die Urkunde besagt, die beiden Besitzungen auch zwei Lehen bildeten, wäre es nicht ausgeschlossen, dass das Gut des Johann Grande ein Unterlehen von Ederenstein war. Etwas sicheres ist jedoch nicht festzustellen. Ob Tillmann von RischmühlenRischmühlen, Tillmann von jetzt auch selber mit seiner Frau in der Burg wohnte, geht aus der Urkunde nicht hervor. Man muss es aber doch wohl annehmen, da sie sich für jeden Tag Brandholz für zwei Feuer sicherten. Mit der Pfandübernahme fielen ihnen auch Lasten zu. Adam sollte die verpfändeten Güter nach 12 Jahren, also 1415, wieder einlösen. Innerhalb dieser 12 Jahre mussten die Gläubiger alle Bauten in guten Zustand bringen und hierfür 300 Gulden und an den Weihern 100 Gulden aufwenden. Demnach scheint Ederenstein in schlechtem Zustand gewesen zu sein. Auch wurden Bestimmungen getroffen für den Fall, dass Wände und Decken einstürzen sollten. Dann soll Rischmühlen die Reparatur ausführen und das Geld von Adam von Ederenstein zurückerhalten. Im Busch und in den Hecken kann das nötige Zimmerholz zum Bauen geschlagen werden, und zwar 12 Fuder. Sollte Daem von Ederenstein die Burg nach 12 Jahren an andere verkaufen, so haben die Pfandinhaber das Vorkaufsrecht. Sterben diese jedoch innerhalb dieser Zeit, so sind nur die Verwandten der Frau ihre Erben. Demnach wird diese wohl auch das Geld gegeben haben. Die Schulden, die auf Ederenstein stehen, nämlich 3 Malter Roggen, 3 Malter Hafer und 3 Mark, begleichen die Rischmühlen. Dafür erhalten sie das Winter- und Sommerkorn, welches am 15. Mai im Ablösungsjahr auf dem versetzten Land steht. Sie müssen es, wenn es reif ist, ernten und in die Scheune fahren, Stroh und Kaaf bleiben jedoch dem Daem von Ederenstein. Die Pfandsumme muss mit 2.400 Gulden eingelöst werden.
Eine weitere Urkunde vom 2. April 1408 beweist, dass Daem von EderensteinEderenstein, Daem von sich noch mehr in Schulden arbeitete. Damals verpfändete er mit Billigung seines ehelichen Sohnes DietrichEderenstein, Dietrich von, der abwesend war, der Heilke Bucks, inzwischen Witwe geworden, den Hof zu Dentgenbach mit Wohnungen, Hofreiden, Baumgärten, Ackerland, Benden, Weiden, Brüchen, Hecken und allen Rechten und Zubehör, außer zwei Weihern, die bereits versetzt waren, alles für 250 rheinische Gulden.
Adams Sohn Dietrich war bei Abschluss des Vertrages wahrscheinlich noch minderjährig, hängt aber sein eigenes Siegel unter der Urkunde. Adam hatte auch eine Tochter, CatharinaEderenstein, Catharina von. Sie war Nonne im Kloster von St. Gerlach in Houthem. Aus Gut Dentgenbach erhielt sie eine jährliche Leibrente von zehn rheinischen Gulden; die Bezahlung nahm Heilke Bucks auf sich.
Für Adam II bestand die Möglichkeit, alle verpfändeten Güter bis 1415 wieder einzulösen. Wollte er Ederenstein einlösen, so musste er auch Dentgenbach einlösen. Es wurde Adam also sehr schwer gemacht. Es somit nicht wahrscheinlich, dass Adam II seine Schulden hat bezahlen können. Wir hören nichts mehr von ihm. Das Haus und die Besitzungen von Ederenstein scheinen in den Händen der Hypothekengeber geblieben zu sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass Adam die Burg hat verlassen müssen. Das letzte Lebenszeichen der Familie von Ederenstein stammt aus dem Jahre 1446; dort versichert Dietrich von EderensteinEderenstein, Dietrich von in einer Akte, dass sein »lieben oehm« Werner von GronsveldGronsveld, Werner von ihm die Leibrente gezahlt hat. Dieses »oehm« braucht nicht die Verwandtschaftsbeziehung Neffe - Onkel anzudeuten; auch ein Großvater oder Schwager, selbst Nichtfamilienmitglieder, wenn sie bejahrt und angesehen waren, wurden mit Oehm angeredet.
Der nächste Besitzer und Lehnsmann von Burg Ederenstein war Heinrich von GronsveldGronsveld, Heinrich von, Herr zu Rimburg. Seine Enkelin MariaGronsveld, Maria von brachte es dem Johann Huyn van AmstenradeAmstenrade, Johann Huyn van mit in die Ehe. Um 1550 kam Ederenstein durch Heirat der Katharina Huyn van AmstenradeAmstenrade, Katharina Huyn van an Daniel Spies zu SchweinheimSchweinheim, Daniel Spies zu. Unter seinem Enkel Franz WilhelmSchweinheim, Franz Wilhelm zu wurde es schuldenhalber verkauft. Maria von Eynatten zu ObsinningObsinning, Maria von Eynatten zu, geborene SchellartSchellart, Maria von, erwarb es 1688. Sie, sowie der Landkomtur zu Altenbiesen waren Gläubiger des Verkäufers gewesen. Das Gut war 400 Morgen groß. 1707 verkauften es die Erben von Eynatten und der Landkomtur an Heinrich PoyckPoyck, Heinrich, den Schultheiß zu Merkstein, und dessen Frau Maria HennesHennes, Maria. Von der Familie Poyck kam Ederenstein an eine Familie Colen. Von den Erben der Maria ColenColen, Maria, welche Victor von Grand-RyGrand-Ry, Victor von geheiratet hatte, wurde es 1903 an den Franziskanerorden verkauft. Der Ackerhof mit nur noch 80 Morgen wurde abgetrennt.
1942 verkaufte die deutsche Besatzungsmacht Ederenstein, zur damaligen Zeit als Obdachlosenunterkunft genutzt, für 20.000 RM an die Stadt Kerkrade.
Nach einem jahrelangen Prozess um die Rechtsgültigkeit des Verkaufes erwarb die Stadt das Kastell endgültig für 45.000 niederländische Gulden. Sie hat das Haus mit Unterstützung der staatlichen Denkmalpflege mit einem Kostenaufwand von über einer Million Gulden in geschmackvoller Weise restaurieren und zu einer Kulturstätte umgestalten lassen.
Die Burg Ederenstein ist jetzt als Restaurant eingerichtet und trägt noch heute, benannt nach ihrem ersten Besitzer, den Namen »Kastell Ederenstein«.
Nach einer Veröffentlichung von L. AugustusAugustus, L. in »Het Land van Heerle«. Aus dem Niederländischen übersetzt von Richard ReutersReuters, Richard.