29.09.2017 Alter: 7 Jahr(e)
Katego­rie: Dorf­le­ben, Ver­an­stal­tung, Ver­eine, Edere­ner Runde

Von: Richard Reu­ters
38157 mal gele­sen

Das Golddorf Ede­ren

Der Lin­ni­cher Stadt­­­teil Ede­ren wurde im diesjäh­­rigen Kreis­wett­­bewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mit Gold prämiert. Zusätz­­lich wurde das Bemühen um die Erhal­­tung und Erweite­rung der dörf­l­i­chen Streu­obstwie­sen mit einem Sonder­­preis „Netz­­werk Streu­obstwie­sen“ aus­­gezeichnet.

Der Lin­ni­cher Stadt­­­teil Ede­ren wurde im diesjäh­­rigen Kreis­wett­­bewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mit Gold prämiert. Zusätz­­lich wurde das Bemühen um die Erhal­­tung und Erweite­rung der dörf­l­i­chen Streu­obstwie­sen mit einem Sonder­­preis „Netz­­werk Streu­obstwie­sen“ aus­­gezeichnet.

Unser schö­­nes Dorf Ede­ren nahm in die­sem Jahr zum drit­­tem Mal am Wett­­bewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teil. Nach zweimal Silber und einem Sonder­­preis für die kon­zep­­tionelle Ent­­wick­­lung des Rundwander­­weges „Edere­ner Runde“ reichte es dies­mal für Gold. In der voll­be­­setz­­ten Fest­halle Kreuzau über­reichte Land­­rat Wolfgang Spelt­hahnSpelt­hahn, Wolfgang Urkun­den an insge­s­­amt 10 Bronze-, 7 Silber und 4 Gold­­dörfer und wür­­digte damit das bürger­schaft­li­che Enga­­gemant der Dorfge­­meinschaf­­ten: „Ein Dorf steht und fällt mit dem Enga­ge­­ment sei­ner Bewoh­ner. Sie alle haben Zeit geopfert, um mit­­ein­an­der zu diskutie­ren und ein Kon­zept auf die Beine zu stel­len. Dann haben sie ange­­packt, um ihrem Dorf eine gute Zukunfts­­per­spek­­tive zu eröff­­nen“.

»Unser Dorf hat Zukunft« ent­­­stand aus dem ehe­ma­­ligen Wett­­bewerb »Unser Dorf soll schöner wer­den«, der den Fokus auf die Ver­­­schöne­rung des Dor­­fes legte. Es kam auf schön geschnit­­ten Rasen, bunt bepflanzte Blu­­menbeete und her­ausge­­putzte Straßenzüge an.

Wie der Name des neuen Wett­­bewerbs schon sug­ge­riert, legt man heute mehr dar­­auf Wert, die Per­spek­­tiven des länd­li­chen Raums zu ver­­be­s­sern. Nach­­hal­­tige Ent­­wick­­lun­gen und das bürger­schaft­li­che Enga­ge­­ment sind wich­­tige Krite­rien des Wett­­bewerbs. Zukunfts­­fähige Ideen für die soziale, wirt­schaft­li­che, kulturelle und öko­­logi­­sche Aus­­rich­­tung eines Dor­­fes ste­hen im Mit­­tel­­punkt.

Mit dem nun ver­­lie­he­­nen Gold­­preis wird das kon­tinu­ier­li­che Enga­ge­­ment der Dorfge­­meinschaft um Zukunft des Dor­­fes gewür­­digt.

Dorf im Grü­­nen

Ede­ren ist ein typi­­sches Hau­fen­dorf in der Jüli­cher Börde und wegen der sehr guten Bodenquali­tät nach wie vor land­­wirt­schaft­­lich geprägt. Die Sied­­lungs­­­fläche ist gekennzeichnet durch grüne Berei­che in den Hin­ter­höfen, die sich über alle Ver­­ände­run­gen hin­­weg erhal­­ten haben. Dies hat zur Folge, dass über das ganze Dorf hin­­weg viele große Soli­tärbäume die Ansi­ch­­ten bestim­­men. Zudem ist Ede­ren von einem zusam­­men­hän­gen­den Wie­sengür­­tel umge­­­ben. Ede­ren ist somit ein Dorf im Grü­­nen.

Wirt­schaft­li­che Ent­­wick­­lung

Ede­ren ist in der glück­li­chen Lage, dass im Ort sowohl Bäc­­ke­rei und Metzge­rei vor­­han­den sind. Dort sind neben dem typi­­schen Ange­­bot auch in geringem Umfang Waren für den täg­l­i­chen Gebrauch im Ange­­bot. Des weite­ren sind in Ede­ren einige Handwerks­be­­triebe anzu­­treffen. Elek­­triker, Dach­de­­cker, Auto­la­­ckie­­rer, Schlos­se­rei mit Schweiß­tech­nik, Kfz-Werk­­statt, Holzhandel und mobile Tisch­le­rei decken den größ­­ten Teil gegebe­­nen­falls benö­­tig­­ter Hilfe ab. Den Dienst­leis­­tungs­­­sek­­tor decken ein Mode­­studio, Haus­meis­ter­­service, Fir­­men des Gar­­ten und Landschafts­­baus, Taxi­un­ter­­neh­­men, Anbie­­ter von Fremdenver­­kehrs­zimmern, Fenster­­putzer und zwei Gast­­stät­­ten ab. Insge­s­­amt exis­­tie­ren im Dorf rund 120 Arbeits­­­plätze. Alleine in den letz­­ten Jah­ren konn­­ten 26 neue Arbeits­­­plätze geschaffen wer­den (Schlos­se­rei und Mietwa­gen­un­ter­­neh­­men).

Soziales und kulturel­les Leben

In Ede­ren gibt es ein für die Größe des Ortes außergewöhn­­lich vielfäl­­tiges Ange­­bot in den Berei­chen Sport und Kultur. Über Fuß­­ball, Tisch­­ten­­nis, meh­re­ren Tanz­­gruppen bis hin zu einem Funk­ti­ons­­trai­­ning unter Anlei­­tung eines Phy­­siothe­ra­peu­­ten gibt es eine Viel­­zahl von Ver­­ei­­nen und Grup­pie­run­gen mit ca. 100 Aktiven und einem viel­fa­chen an pas­siven Unter­­stützern. Leit­­stelle für die Koordi­na­­tion der ört­li­chen Aktivi­tä­­ten sind dabei die Ver­­ei­­nig­­ten Ver­­eine Ede­ren.

Die Bevöl­ke­rung Ederens hat von jeher dafür gesorgt, dass die für nötig erach­te­­ten Einrich­tun­gen auch geschaffen wur­den. Die Bürger­halle als zen­­traler Ver­­an­­stal­­tungs­­ort wurde in Eigenleis­­tung errich­­tet und seit 35 Jah­ren auch unter­hal­­ten und den Bedürf­­nis­sen der Zeit ange­passt. So wur­den zuletzt die Toilet­­ten behinder­­ten­ge­recht umge­­baut und ein barrie­refreier Zugang zur Halle geschaffen. Zur Zeit errich­­tet der SC Ede­ren in Eigenleis­­tung und größ­­ten­­teils eige­ner Fin­an­­zie­rung auf dem Sport­­platz ein neues Sportler­heim mit Umkleide- und Duschmög­­lichkeit.

Bau­ge­­stal­­tung und Ent­­wick­­lung

Hier ist ein Rück­­blick in die Geschichte erforder­­lich. Ede­ren wurde im Herbst 1944 im Zuge der Kampfhand­­lun­gen um den Rurübergang fast voll­­stän­­dig zer­­stört. Ein ein­heit­li­ches Bild im Sinne einer Ortsbild prägen­den Bau­­sub­­­stanz ist seitdem nicht mehr vor­­han­den. Selbst die baro­­cke Pfarr­kir­che fiel den Kriegshand­­lun­gen zum Opfer und wurde durch einen sch­­li­ch­­ten Neubau ersetzt. Ledig­­lich eine Handvoll Gebäude, die erhal­­tens­wert waren und zum Teil unter Denkmal­­schutz ste­hen, sind erhal­­ten.

In den Nach­­kriegsjah­ren bis heute hat es keine Bauleit­­pla­­nung für Ede­ren gege­­ben. Jeder konnte im dörf­l­i­chen Mischge­­biet bauen fast wie er wollte. Selbst im Neubau­gebiet Wei­k­sel­­weg ste­hen 2-geschos­­sige Gebäude mit rotem Dach und Klink­er­­fas­sade neben 1,5-geschos­­sigen Häus­ern mit schwarzem Dach und Putz­­fas­sade. Dabei war die Aus­­weisung des komplett aus­­ver­­kauf­­ten Neubau­gebiets wegen fehlen­der Fläc­­hen im Innenbereich für die weitere Ent­­wick­­lung Ederens sehr wich­­tig. Wir hal­­ten die Erhal­­tung der großen Grün­­fläc­­hen im Innenbereich für wich­ti­­ger, als die Erhal­­tung von Acker­­fläc­­hen am Ortsrand. Umbau­­ten und Moder­ni­­sie­run­gen alter Hof­­anla­gen durch Aus­­wär­­tige fin­den perma­­nent statt.

Im großen und gan­­zen sind wir dennoch sehr zuf­rieden mit dem Erscheinungs­­bild unse­­rer Ort­schaft. Leer­­stände gibt es kaum. Freiwer­dende Häu­­ser und Woh­nun­gen wer­den sehr schnell wieder neu besetzt. Sehr hilf­reich ist dabei die eigent­­lich komplette Infra­­struktur wie Bäc­­ker, Metz­­ger, Gast­­stät­­ten und vor allem Kindergar­­ten.

Grün­ge­­stal­­tung und Dorf in der Landschaft

Ede­ren ist umge­­­ben von fruchtba­ren Äckern. Feldgehölze gibt es nur ver­­ein­­zelt. Kommt man allerdings in die Nähe der Ortslage liegt das Dorf fast hin­­ter einem Grünzug ver­­­steckt. Wie­sen und große Laubbäume bestim­­men das Bild. Hin­­ter den ein­­zel­­nen Häus­er­­zeilen ergibt sich ein ähn­li­ches Bild. Die großen Gar­­ten­­fläc­­hen sind eben­falls mit teilweise sehr altem Baum­be­­stand durch­­­setzt. In den letz­­ten Jah­ren ist fest­zu­­stel­len, dass immer mehr Wie­sen­­fläc­­hen nach Jah­ren des Niedergangs mit Obstbäu­­men bepflanzt wer­den. Es ist sicher nicht falsch, den Anlass dafür in den Aktivi­tä­­ten der Edere­ner Runde und der AG Obstwie­sen zu suchen, die bei­­spielgebend drei Grün­­fläc­­hen zu Obstwie­sen ent­­wi­­ckelt haben. Außerdem hat die Edere­ner Runde den Weg im „Brüc­hel­chen“ mit den „Bäu­­men des Jah­res“ bepflanzt und ist dabei, im Unter­­holz Büsche, Bee­ren­obst und Blu­­men anzu­­siedeln. So ist dort zwi­­schen­zeit­­lich ein klei­ner Landschafts­­gar­­ten ent­­­stan­den. Die­­ser Grünzug zieht sich ent­­lang des Wil­­libr­ordusba­ches bis zum Nach­­bar­ort Welz. Ent­­lang des Baches ent­­­steht zur Zeit in Koope­ra­­tion mit der Ini­­tia­­tive „Welz aktiv“ ein weite­­rer Wander­­weg, der bis nach Welz füh­ren wird. Die Ver­leihung des von der Inde­land Ent­wick­lungs­ge­sellschaft gestif­te­ten Sonder­prei­ses "Netz­werk Streu­obstwie­sen" wür­digt diese Bemüh­un­gen.

Neben Ede­ren wur­den aus insge­s­­amt 24 teil­­neh­­men­den Ort­schaf­­ten aus dem Kreis Düren noch der Düre­ner Stadt­­­teil Berz­­buir, der Heimba­cher Stadt­­­teil Vlat­­ten sowie der Ortsver­­bund Vos­se­nack / Simon­skall / Raffelsbrand mit Gold prämiert. Die bei­den Letztge­nann­ten wer­den den Kreis im nächs­­ten Jahr beim Landes­wett­­bewerb ver­­tre­­ten.

Ver­leihung des Gold­prei­ses (Foto: Kreis Düren)
Ver­leihung des Sonder­prei­ses (Foto: Kreis Düren)